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Zwischen Phantasie und Realität im Engadin

Das 23. internationale Bildhauer-Symposium im Unterengadin ist in vollem Gange. 15 Künstler aus aller Welt arbeiten eine Woche lang an ihren Werken zum Thema «Phantasie und Realität». Einige Künstler und ihre Werke stellen wir Euch hier näher vor.

Corinne
Raguth Tscharner
15.06.17 - 05:00 Uhr
Kultur
Der Schweizer Künstler GAMelle arbeitet an seinem Werk aus Marmor und Holz.
Der Schweizer Künstler GAMelle arbeitet an seinem Werk aus Marmor und Holz.
KATJA ROMINGER

Seit Samstag arbeiten 15 Künstler im Rahmen des internationalen Bildhauer-Symposiums unter freiem Himmel an ihren Kunstwerken aus Marmor oder Lärchenholz zum Motto «Phantasie und Realität».

Dass das Arbeiten mit den Materialien nicht immer ganz einfach ist, zeigte sich schon von Beginn weg:

«Die Menschen, also das Kennenlernen und das Zusammenarbeiten, machen ein solches Symposium aus», sagt der Künstler Hardy Raub aus Italien. Es sei spannend in diesem Rahmen eine Skulptur zu schaffen, die am Ende möglicherweise gar nicht so aussieht wie ursprünglich auf der Skizze geplant.

Auch die Davoser Bildhauerin Katrin Conrad findet, es sei immer einmalig sich mit internationalen Künstlern treffen und austauschen zu können. Ihre Skulptur soll man symbolisch verstehen. Sie sei eine moderne Form, die eine Hand darstellt, die die Erde beschützt. Conrad arbeitet mit der Kombination von Stein und Holz. Das ist für sie etwas Neues, wie sie gegenüber Reporterin Katja Rominger sagt:

Katrin Konrad spricht über das Arbeiten mit Holz und Marmor.

Die Lage am Ufer des Inn sei wunderschön, schwärmt die 29-Jährige. «Draussen zu arbeiten bringt aber auch so seine Herausforderungen mit sich. Wir Künstler schlafen alle im Auto oder im Zelt. In einer so schönen Woche wie dieser ist das kein Problem, aber wenn es jetzt schneien oder regnen würde, sähe es natürlich ganz anders aus.»

Die Davoserin Katrin Conrad bei der Arbeit in Sur En.
Die Davoserin Katrin Conrad bei der Arbeit in Sur En.
KATJA ROMINGER

Auch Cristobal Delgado Palacios aus Spanien ist einer der insgesamt 15 teilnehmenden Künstler. Er liebt es an Symposien teilzunehmen und tut dies auch oft. «Es ist ein guter Weg, um mal aus dem Studio rauszukommen und das Erlebnis der Arbeit mit anderen Künstlern und Leuten aus der jeweiligen Gegend zu teilen», sagt der 35-Jährige. Normalerweise arbeitet er mit Marmor. In Sur En bleibt er diesem Weg treu, verarbeitet zusätzlich aber auch Holz. «Ich möchte die beiden Materialien vereinen.» Sein Werk heisst Eremita – nach einer Person, die alleine in den Bergen lebt. Der Name sei perfekt für das Stück, führt der Spanier aus.

Cristobal Delgado schleift an seinem Kunstwerk.
Cristobal Delgado schleift an seinem Kunstwerk.
KATJA ROMINGER

Dass sich der Arbeitsplatz auf einem Campingplatz befindet und man direkt vor seiner Tür arbeiten kann, ist für den Österreicher Klemens Cervenka etwas Spezielles. «Das Engadin ist einfach eine tolle Lokalität - so mit den Bergen», sagt der 36-Jährige Künstler aus Wattenberg, der für sein Werk ebenfalls Holz und Marmor verwendet. Er nennt es Cortex, nach der Grosshirnrinde, denn dort mache das menschliche Hirn den Unterschied zwischen Phantasie und Realität. Getreu dem Motto des Symposiums also. Aussehen soll seine Arbeit am Ende wie ein abstraktes Gehirn aus Marmor, das mit der Erde verbunden ist.

Klemens Cervenka arbeitet gerne im Engadin.
Klemens Cervenka arbeitet gerne im Engadin.
KATJA ROMINGER

«Wenn so viele Bildhauer zusammenkommen, entsteht eine spezielle Energie», sagt ein Künstler, der sich GAMelle nennt. Er kommt aus der Schweiz und schätzt die Kollegialität, die durch das Teilen des Arbeitsplatzes mit anderen Künstlern entsteht. «Man hilft einander und kann sich mit anderen Arbeiten auseinandersetzen». Der 51-Jährige hat den Stein, mit dem er arbeitet, selbst mitgenommen und geniesst es mitten in der Natur zu arbeiten.

Für den Künstler GAMelle ist es noch zu früh, um sagen zu können wie sein Werk am Ende aussehen wird.
Für den Künstler GAMelle ist es noch zu früh, um sagen zu können wie sein Werk am Ende aussehen wird.
KATJA ROMINGER

Die fertigen Kunstwerke werden am Samstag 17. Juni ab 15 Uhr anlässlich einer Vernissage verkauft oder später auf dem Skulpturenweg in Sur En ausgestellt.

Corinne Raguth Tscharner ist stellvertretende Chefredaktorin Online und Zeitung und Chefin vom Dienst bei «suedostschweiz.ch». Zuvor erlernte sie das journalistische Handwerk als Volontärin in vier verschiedenen Redaktionen (Print, Online, Radio, TV) und war als Online-Redaktorin tätig. Mehr Infos

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