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Das Lied und Leid der Bienen

Heute Samstag feiern wir zum sechsten Mal den Weltbienentag. Wie es momentan um die Bienen steht, erklärt Mathias Götti Limacher, Präsident der Organisation Bienen Schweiz.

Südostschweiz
20.05.23 - 04:30 Uhr
Klima & Natur
Summen: Bienen schlagen 250 Mal in einer Sekunde mit ihren Flügeln, dessen Luftschwingungen für das menschliche Ohr als Summen wahrgenommen werden.
Summen: Bienen schlagen 250 Mal in einer Sekunde mit ihren Flügeln, dessen Luftschwingungen für das menschliche Ohr als Summen wahrgenommen werden.
Bild Pascal Büsser

von Sina Trottmann und Adrienne Krättli

Das fröhliche Summen an den Sträuchern erweckt den Frühling erst richtig zum Leben. Die Melodie erklingt in unterschiedlichen Tonlagen, denn die Verursachenden teilen sich zwar den Übernamen, gehören aber zu unterschiedlichen Arten. So findet man an einer Blüte die Honigbiene, die Hummel oder die Gehörnte Mauerbiene friedlich nebeneinander bei der Arbeit. Doch der Schein trügt. 

Bienen werden in Honig- und Wildbienen unterteilt. In ihrer Lebensart unterscheiden sie sich grundlegend. Auch ihre Herausforderungen weisen Abweichungen auf.

Honigbienen

Honigbienen leben das ganze Jahr über in grossen Völkern und kommen gemeinsam über den Winter. Das Volk wird unterteilt in drei Wesen: die Königin, die Arbeiterinnen und die männlichen Bienen, die sogenannten Drohnen. Mathias Götti Limacher, Präsident der Organisation Bienen Schweiz, betont: «Das einzelne Bienenwesen kann alleine nicht überleben, es braucht immer das gesamte Volk.» Den grössten Anteil bilden die Arbeiterinnen mit etwa 20’000 bis 30’000 pro Volk im Sommer. Sie haben den Zweck, die Eier der Königin aufzuziehen und zu pflegen. Aus dem Nektar produzieren sie den Honig, welcher als Nahrung für das Volk dient.

«Das einzelne Bienenwesen kann alleine nicht überleben, es braucht immer das gesamte Volk.»

Mathias Götti Limacher, Präsident Bienen Schweiz

Der grösste Gegner der Honigbienen ist die Varroamilbe. Der eingeschleppte Parasit schwächt die Brut, wodurch diese Bienen weniger lang leben und so im Frühling die neue Brut nicht genügend versorgen können. Die Milbe hält die Imkerinnen und Imker das ganze Jahr auf Trab, denn sie müssen die Völker entsprechend pflegen. 

Wildbienen

Im Gegensatz zu den Honigbienen bilden Wildbienen nur kleine bis gar keine Völker. «Die allermeisten Arten sind Solitärbienen», erklärt Götti Limacher. Das heisst, sie leben alleine, ohne hilfreiche Arbeiterinnen. Im Frühling schlüpfen Männchen und Weibchen, sie paaren sich und die weibliche Wildbiene legt und pflegt dann die Eier. Aus diesen Eiern schlüpfen Larven, welche die ganze Saison und den Winter überdauern und im nächsten Frühling zum Bienenleben erwachen. Damit beginnt der ganze Prozess von Neuem. Wildbienen haben ausschliesslich die Bestäubung von Pflanzen zur Aufgabe, essbaren Honig produzieren sie keinen.

Der Stachel der Wildbienen ist so weich, dass er die menschliche Haut nicht durchdringen kann und somit auch nicht spürbar ist. 

In etwa die Hälfte der Wildbienen ist gefährdet, ein paar Arten sind schon ausgestorben. Nahrungsangebote und Nistplätze sind für Wildbienen vielfach zwei in eins. Durch das Schwinden der Grünflächen kämpfen sie nicht nur mit der Nahrungsfindung, sondern auch mit dem Finden eines Unterschlupfs. 

Im selben Boot

Naturflächen und eine grosse Vielfalt an Pflanzen brauchen alle Bienen, egal welche Untergruppe. Werden Landwirtschaftsflächen immer mehr bewirtschaftet, stellt das ein Problem für sie dar. Im Frühling sei das Angebot zwar noch ausreichend, meint Götti Limacher. «Vor allem in den Sommermonaten wird das Blütenangebot knapp.» In Graubünden bestehe jedoch eine relativ gute Situation, da durch die vielfältige Landschaft auch bunte Nahrungsangebote für die Bienen bestünden. 

«Vor allem in den Sommermonaten wird das Blütenangebot knapp.»

Mathias Götti Limacher, Präsident Bienen Schweiz

Die Bienen sind stark abhängig vom Wetter, denn sie können bei Regen nicht fliegen. Durch die verschiedenen Lagen und vielen unterschiedlich ausgerichteten Täler im Kanton Graubünden ist es jedoch immer irgendwo gut für die Bienen. So können die Völker auch in höhere Lagen transportiert werden, sollte in den Tälern die Blütenknappheit beginnen. 

Je verwilderter, desto besser

Blume ist nicht gleich Blume. Am geeignetsten sind Pflanzen, die nicht gefüllt sind, wie zum Beispiel Sonnenröschen. Besonders wertvoll ist es, wenn sie in den Sommermonaten Juni, Juli und August blühen. Eine möglichst grosse Vielfalt an Pflanzen in einem naturbelassenen Garten ist ein Paradies für Bienen. 

Blumen: Eine bunte Mischung bietet für jede Bienenart den richtigen Nektar an. 
Blumen: Eine bunte Mischung bietet für jede Bienenart den richtigen Nektar an. 
Bild Livia Mauerhofer

Als Nistmöglichkeit taugen morsche Stängel. Dazu kann man eine Sonnenblume über den Winter stehen lassen und im Frühling abschneiden. Hängt man sie aufrecht an einen Zaunpfahl werden sie morsch. Zuerst werden Käfer hineingehen, bevor dann die Wildbienen dieses Territorium für sich beanspruchen. Ihr neues Heim kann gut drei Jahre stehen gelassen werden. 

Weitere Anleitungen und Tipps für eine bienenfreundliche Umgebung sind auf bienen.ch zu finden.

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