«Gehen wir einen Baum weiter»
Bei der vierten und letzten Exkursion im Rahmen von «DavosBiodivers» der Naturforschenden Gesellschaft Davos (NGD) ging es um Totholz. Und da in der Natur der Tod immer Leben bedeutet, tauchte man ein in ein äusserst lebendiges und vielfältiges Medium.
Bei der vierten und letzten Exkursion im Rahmen von «DavosBiodivers» der Naturforschenden Gesellschaft Davos (NGD) ging es um Totholz. Und da in der Natur der Tod immer Leben bedeutet, tauchte man ein in ein äusserst lebendiges und vielfältiges Medium.
04.09.24 - 17:00 Uhr
Klima & Natur
Ein seit bald 15 Jahren gefällter Baum diente Annabarbara Beilstein, Forstingenieurin beim Amt für Wald und Natur, dazu, dessen vielfältige Funktionen aufzuzeigen. «Junge Bäume keimen gerne darin. Sie finden reichlich Nährstoffe und genügend Feuchtigkeit.» Ausserdem stabilisiere der liegende Stamm den Boden, gebe Struktur und sorge für feuchtere Stellen. Grundlagen vermittelte erklärte Sonja Wipf, Pflanzenökologin im Nationalpark und Vize-Präsidentin der NGD beim nächsten Asthaufen: «In der Natur gibt es Produzenten – das sind alle Organismen, die aus anorganischem Material Biomasse aufbauen können – es gibt Destruenten – sie kehren den Prozess wieder um und führen die Nährstoffe in den Kreislauf zurück – sowie Konsumenten – sie können weder das eine noch das andere und ernähren sich von anderen Lebewesen.» Dann gibt es noch jene, die zusammenarbeiten, wie Flechten und viele Pilze, wusste Wipf zu berichten: «Die sogenannten Mykorrhiza-Pilze können mit ihrem feinen, aus Pilzfäden gesponnenen Netz Nährstoffe aufnehmen, die für Baumwurzeln unerreichbar sind. Sie liefern sie an den Baum und erhalten im Gegenzug Zucker, den sie für ihr Wachstum benötigen.» Sie alle braucht es im Kreislauf der Natur, und die meisten von ihnen sind hoch spezialisiert. So beherbergt frisch abgestorbenes Holz eine ganz andere Lebensgemeinschaft als mulmiges Holz im letzten Abbaustadium und alles dazwischen. Es sind Spezialisten, die je nach dem Borke, Wachstumsschicht oder Splintholz besiedeln. Und dann ist das Ganze auch noch davon abhängig, ob das Totholz steht oder liegt und um welche Baumart es sich handelt. So verwundert es kaum, dass alleine in der Schweiz 120 Borkenkäferarten bekannt sind. Einen solchen zeigte Beilstein einen Baum weiter: «Ein männlicher Buchdrucker bohrt sich in die Rinde eines geschwächten Baums und nagt dort eine sogenannte ‹Rammelkammer›. Dorthin folgen ihm Weibchen, die nach der Begattung wiederum Gänge nagen, in die sie jeweils ein Ei legen. So kommt das typische Schadbild zustande.» Da man sich am Wolfgang in einem Gebiet befinde, in dem die Waldbewirtschaftung vor allem Auerhühnern dienen soll, dürfe er liegen bleiben und man baue auf den Nützlingsgedanken. Dabei setzt man auf die vielen Feinde der Borkenkäfer, um die Population im Schach zu halten. Das sind dann nicht nur die üblichen Verdächtigen, wie Vögel, sondern eine Vielzahl an anderen Insekten, Pilzen und Krankheiten. Diese würden dem Befall mit einem bis zwei Jahre Verzögerung folgen, ergänzte Wipf. «In einem Schutzwald ist die Ausgangslage natürlich wieder ganz anders», fuhr Beilsteil weiter, «da sind die Forstleute verpflichtet, einem Befall vorzubeugen oder sofort einzugreifen. Entsprechend sei jeder Wald in eine Kategorie eingeteilt und werde entsprechend bewirtschaftet.
Sonja Wipf machte auf die vielen Bewohner des Totholzes, wie diesen Pilz, aufmerksam.
Annabarbara Beilstein sieht keinen toten Baum. Sie sieht ein ganzes Ökosystem.
Von allen vier Exkursionen in verschiedene Lebensräume wurden Filme gedreht. Sie können mittels nebenstehendem QR-Code aufgerufen werden.
1. Siedlungsraum – Invasive Neophyten gefährden lokale Artenvielfalt
2. Bergwiese – Landwirtschaft
3. Hochmoor – Renaturierung
4. Bergwald – Totholz
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