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Endlich nass – hat dieser Regen nun gereicht, um die Trockenheit in der Region zu eliminieren?

Der April war in Graubünden viel zu warm und zu trocken. Anders präsentieren sich die ersten Maiwochen. Sie sind kühl, nass und regnerisch – Ende gut, alles gut?

Nicolas
Boschung
08.05.25 - 08:00 Uhr
Graubünden
Mittlerweile hat sich die Situation entspannt: Noch im April halfen Bewässerungsanlagen, um den völlig ausgetrockneten Churer Böden das dringend benötigte Wasser zu spenden.
Bild: Olivia Aebli-Item

Anfangs Mai kam er endlich, der lang ersehnte Regen. Die Temperaturen purzelten auf kühle zwölf bis 15 Grad. Der April war vielerorts deutlich zu trocken, und es gab bis zu 80 Prozent weniger Niederschläge als in den letzten 35 Jahren. Seit diesem Wetterumschwung scheinen sich die Böden etwas erholt zu haben. Doch hat der Regen nun gereicht, um die Trockenheit in der Region zu eliminieren?

Plantahof: Bodenschäden gerade noch abgewendet

«Der Regen ist gerade noch rechtzeitig eingetroffen», zeigt sich Rolf Hug erleichtert. Er ist Leiter des Gutsbetriebs im Plantahof. Es habe 70 Liter pro Quadratmeter geregnet. «Das war bitter nötig», betont er. So habe man ohne Bodenschäden beackern können. Laut Hug ist das ideal für die gesäten Kulturen und damit das Gras wieder wächst. Gerade Gemüsekulturen wie Kartoffeln vertragen die Trockenheit nicht besonders gut. «Auch der Mais hat es gerne feucht, sonst keimt er nicht», erklärt Hug.

Situation im Churer Rheintal war besonders kritisch

In Chur ist es tendenziell trockener als beispielsweise in Landquart. Die Böden entlang des Rheins seien in der Regel sandiger und könnten weniger Feuchtigkeit speichern. «Stellenweise musste Wasser den Bächen und dem Grundwasser entnommen werden», sagt Hug. Weitere zwei Wochen ohne Niederschläge hätten Weizen, Mais und Obstplantagen nicht mehr ohne zusätzliche Bewässerung überstanden. Dort, wo die Böden mehr Wasser speichern können, war die Situation aber nicht ganz so kritisch, wie der Gutbetriebsleiter des Plantahofs erklärt.

Hat sich die Lage entspannt?

Laut Klaus Marquardt, Meteorologe bei Meteonews, sind in Nord- und Mittelbünden noch nicht genügend Wassertropfen vom Himmel gekommen. «Im Frühling sollte es normalerweise 40 bis 50 Prozent mehr regnen», erklärt er. Die Situation habe sich durch den Regen aber deutlich verbessert. Anders sieht es in den Bündner Südtälern aus. Zum Beispiel im Misox hat es im April 50 Prozent zu viel geregnet. Das ist aber nichts Ungewöhnliches. Im Frühling und Sommer falle typischerweise mehr Regen, weil die Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen könne, so Marquardt.

Hervorzuheben sind auch die sinkenden Temperaturen. In Chur sackten sie von 30 Grad am Freitag auf 10 Grad am Montag ab, und im Süden halbierte sich die Zahl auf dem Thermometer. Dadurch sank auch die Schneefallgrenze in der ersten Maiwoche und es gab Schnee bis auf 2000 Meter. «Davon profitieren die Gletscher und durch das Schmelzwasser später auch die Täler», erklärt Marquardt.

Lieber mehr Wasser als zu wenig

Insgesamt ist Marquardt leicht zu viel Wasser lieber als zu wenig. Gibt es keine Niederschläge, beschleunigt sich die Trockenheit. Gerade im Sommer könne das verheerend sein. «Die Tage sind länger, werden zunehmend heisser und es kann mehr Wasser verdunsten», erklärt er. Das gelte aber nicht zwingend für jede Bündner Talschaft. Folgt auf den Frühling ein nasser Juni, Juli und August, können nicht vollständig gefüllte Wasserspeicher für Entlastung sorgen.

So sieht das Wetter für die kommenden Tage aus

In der Nacht auf Freitag und am selbigen Tag ist dann auch mit kurzen Schauern zu rechnen. Lokale Platzregen und steigende Temperaturen prägen das kommende Wochenende. Insgesamt wird das Wetter ab Samstag überall sonniger und freundlicher. Bis Sonntag steigt das Quecksilber laut den Prognosen von Meteonews sogar bis auf 22 Grad an.

Nicolas Boschung ist in der Nähe des Greifensees im Zürcher Oberland aufgewachsen. Der gelernte Verpackungstechnologe hat in Chur Multimedia Production studiert. Seit 2023 arbeitet er als Produzent Online für «suedostschweiz.ch». Mehr Infos

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