ESC 2024 in Malmö: Wer schnappt sich das begehrte Mikrofon? Das sind unsere Tipps
Der weltweit grösste Musikwettbewerb steht vor der Tür. Wir haben die aktuellen Favoriten genau unter die Lupe genommen und zeigen, was euch dieses Jahr beim Eurovision Song Contest erwartet.
Der weltweit grösste Musikwettbewerb steht vor der Tür. Wir haben die aktuellen Favoriten genau unter die Lupe genommen und zeigen, was euch dieses Jahr beim Eurovision Song Contest erwartet.
Der Kampf um das wohl begehrteste (und vermutlich einzige) gläserne Mikrofon der Musikwelt steht kurz bevor. Das erste Halbfinale des Eurovision Song Contest 2024 (ESC) findet diesen Dienstag statt, gefolgt vom zweiten Halbfinale am Donnerstag und dem grossen Finale am Samstag in Malmö.
Die Teilnehmenden dieses Jahres sind einmal mehr eine bunte Mischung aus extravaganten Showtalenten mit reichlich Windmaschineneinsatz, schrillen Paradiesvögeln sowie einigen herausragenden Sängern und Sängerinnen.
Auch die Schweiz schickt mit Nemo ein vielversprechendes Talent ins Rennen. Nemo führte lange Zeit die Wettbüros sogar an, bevor ein anderer Act ihn kürzlich von der Spitze stiess. Wir werfen einen Blick auf die neuesten Wettquoten und Presseberichte und stellen euch die Top-Favoriten sowie unsere persönlichen Geheimtipps vor.
Der sanfte Niederländer mit Scooter-Vibes
Einer der aktuellen Top-Favoriten laut Buchmachern ist Joost Klein. Der 26-jährige Niederländer ist in seinem Heimatland kein Unbekannter, und auch hierzulande könnte er einigen ein Begriff sein. Zusammen mit Ski Aggu, der beim letzten Big Air in Chur für Stimmung sorgte, und Otto Walkes eroberte er mit dem Song «Friesenjung» letzten Sommer die Charts.
Beim ESC tritt er mit dem Song «Europapa» an, der an den Techno-Sound der 90er à la Scooter erinnert. Im Musikvideo cruist er auf einem Seniorenmobil durch idyllische niederländische Wiesen. Der Text des Songs bietet allerdings mehr Tiefgang und erzählt die Geschichte eines Waisenkindes auf der Suche nach seiner Identität. Das Lied ist eine Hommage an seine Eltern, was im Abspann durch eine persönliche Ansprache gezeigt wird.
Unser Fazit: Das Lied «Europapa» ist definitiv Geschmackssache. Wenn man bedenkt, dass Hits wie «Friesenjung» den musikalischen Zeitgeist perfekt zu treffen scheinen, könnte Joosts neuester Hit gut ankommen – oder auch gnadenlos untergehen. Die Story ist rührend und der Titel bleibt im Gedächtnis. Wir sind gespannt, wie Joost sich schlagen wird.
Rockige «Baby Lasagna» aus Kroatien klaut Nemos Platz
Nachdem die Schweiz mit Nemo lange als Favorit gehandelt wurde, gab es nun eine dramatische Wendung: Baby Lasagna aus Kroatien tänzelte Ende vergangener Woche bei den Wettbüros vom zweiten auf den ersten Platz. Selbst die offiziellen Fanklubs der teilnehmenden Länder haben für den Kroaten mit dem Song «Rim Tim Tagi Dim» gestimmt, wie es auf der Fanseite «esc-kompakt-de» heisst.
Hinter dem kulinarischen Künstlernamen verbirgt sich Marko Purišić. Der Singer-Songwriter war jahrelang Gitarrist der Rockband Manntra – daher kommt auch die rockige Note seines Songs, der sich irgendwo zwischen Pop und Heavy Metal bewegt. Der Song ist eine wilde musikalische Mischung und erzählt von jungen Kroaten und Kroatinnen, die ihr Heimatland verlassen in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Unser Fazit: «Rim Tim Tagi Dim» hebt sich wahrlich von der Masse ab – perfekt für Fans von bunt gemischten Songs, die dafür gemacht sind, ESC-Zuschauende von den Sitzen zu reissen. Ob sich Baby Lasagna jedoch an die Spitze tanzen kann oder ins Stolpern gerät, bleibt vorerst noch ein Geheimnis, das tief in den Sternen des ESC-Himmels verborgen liegt.
Mit diesen Beiträgen trat die Schweiz in den vergangenen Jahren am ESC an:
Italienischer Orchesterklang mit Latino-Elementen
In den Top fünf der aktuellen Favoriten findet sich auch die Italienerin Angelina Mango. Die 23-jährige, frisch gekrönte Gewinnerin des 74. Sanremo-Festivals – und somit Italiens Hoffnungsträgerin beim ESC – thematisiert in ihrem Song die Bedeutung schwieriger Momente für das persönliche Wachstum.
Ihr Song «La Noia» – auf Deutsch «Langeweile» – hat bereits den Preis für die beste Komposition gewonnen, und auch die Presse zeigt sich begeistert. Die Melodien bewegen sich im südamerikanischen Rhythmus, und wenig überraschend tanzt Angelina zu diesem Gute-Laune-Song auf der Bühne. Eine Besonderheit ist, dass Angelina von einem Orchester begleitet wird, wie das offizielle Video ihrer Live-Performance zeigt.
Unser Fazit: Im Vergleich zu den bisher genannten Acts wirkt Angelina fast schon «normal», was ihr jedoch zum Verhängnis werden könnte. Ihr Song bringt gute «Vibes» und Angelina selbst scheint offensichtlich viel Freude bei ihren Auftritten zu haben. Trotzdem sehen wir sie, entgegen der Meinung der Wettbüros, nicht allzu weit vorne. Eines ist jedoch sicher: Italien ist als eine der Big Five Nationen definitiv im Finale dabei.
So sehen die aktuellen Durchschnittswettquoten von 15 Buchmachern nach einer Berechnung von Eurovisionworld.com aus:
Nemo hat unser Herz und bietet eine Prise «Bohemian Rapsody»
Nemo ist in der Schweiz definitiv keine unbekannte Persönlichkeit. Mit Hits wie «Ke Bock» oder «Du» stürmte das Musiktalent die Charts und begeisterte das Publikum. Nemos neuster Hit «The Code» überrascht mit einem aussergewöhnlichen Mix aus verschiedenen Genres wie Oper und Rap. Das Lied ist voller Energie und lässt sich schwer in eine Schublade stecken.
Aber genau das macht ja den Reiz aus. Beim ersten Hören des Songs wird man überrascht sein, wohin die musikalische Reise führt. Nemo hat unser Herz bereits gewonnen – das müssen wir hier zugeben. Das Musikwunder reiste per Anhalter nach Malmö und erzählt im Song von der eigenen Reise zur Selbstfindung und der Erkenntnis, dass Nemo nicht-binär ist.
Unser Fazit: Ja, der Song mag beim ersten Hören vielleicht etwas «over the top» wirken, doch die Verschmelzung so vieler Genres in einem einzigen Song ist für uns bereits ein kleines Meisterwerk. Auch Nemos Show verspricht jede Menge Energie. Kein Wunder also, dass Nemo – obwohl nicht mehr auf Platz 1 – von den Wettbüros immer noch hoch gehandelt wird. Wir drücken natürlich die Daumen für einen Schweizer Sieg.
Weibliches Durchhaltevermögen in ukrainischem Rap und Gesang vereint
Die Ukraine hat es aktuell ebenfalls in die Top fünf geschafft. Für das Land sorgen Alyona Alyona und Jerry Heil mit dem Song «Teresa & Maria» für Furore. Der Titel gibt bereits einen Hinweis auf das Thema: Es geht um das standhafte Durchhaltevermögen von Frauen, inspiriert von Mutter Theresa und der Jungfrau Maria.
Das Lied beginnt mit Jerrys Gesang, gefolgt von einem Chor. Doch der eigentliche Höhepunkt ist Alyona Alyonas Rap-Part. Die bekannte ukrainische Rapperin serviert ihre Reime auf den Punkt. Der Weg auf die ESC-Bühne war für die beiden Ukrainerinnen allerdings etwas holprig, wie «eurovision.de» schreibt. Denn wegen einem Crash der Bewertungsapp verzögerte sich die endgültige Entscheidung des ukrainischen Vorentscheids um mehrere Stunden.
Unser Fazit: Das Duo vereint Gegensätze – der Song hat seine Höhen und Tiefen. Die Melodie ist einprägsam, und die eher zurückhaltende Show fällt unter all den extravaganten Auftritten auf. Wir finden den Song vielleicht etwas besser als der Durchschnitt, sind jedoch skeptisch, ob es für eine Top-Platzierung reichen wird.
Unsere Favoriten abseits der Wettquoten
Es lässt sich zwar nicht eindeutig vorhersagen, wer den ESC gewinnen wird, doch das Mitfiebern und Prognostizieren ist ein fester Bestandteil des Spasses. Deshalb präsentieren wir hier unsere Geheimtipps, die vielleicht nicht zu den heiss gehandelten Favoriten zählen, uns aber besonders ins Auge gestochen sind:
• Dänemark: Saba tritt für Dänemark mit dem Song «Sand» an. Die junge Sängerin beeindruckt mit ihrer kraftvollen Stimme und Bühnenpräsenz. Zwar gibt es keine aufwendige Show, doch ihr Auftritt bleibt dennoch in Erinnerung.
• Schweden: Der Vorjahressieger ist dieses Jahr mit den norwegischen Zwillingsbrüdern Marcus und Martinus am Start. Der schwedische Song hat erneut das Potenzial, ein echter Ohrwurm zu werden, und die Show ist einfach spektakulär. Passend zum Titel «Unforgettable».
• Frankreich: Auch unsere Nachbarn sehen wir als Geheimtipp. Wenn Sänger Slimane seine Töne in «Mon Amour» anstimmt, lässt das niemanden kalt. Slimanes Stimme finden wir einfach wunderschön und definitiv ein Highlight des diesjährigen ESC.
• Spanien: Für Spanien tritt das Duo Nebulossa an, das nicht nur auf der Bühne ein Paar ist, sondern auch privat – und das seit bereits 20 Jahren. Sie gehören wohl zu den ältesten Teilnehmenden dieses Jahres. Ihr Lied «Zorra» weckt Erinnerungen an vergangene Zeiten und ist zudem sehr eingängig.
Diese Acts haben in den vergangenen Jahren das gläserne Mikrofon mit nach Hause nehmen dürfen:
Was sind eure Tipps? Lasst es uns in den Kommentaren wissen.
Anna Panier arbeitet als Redaktorin bei Online/Zeitung. Sie absolvierte ein Praktikum in der Medienfamilie Südostschweiz und studiert aktuell Multimedia Production im Bachelor an der Fachhochschule Graubünden in Chur. Mehr Infos
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