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«Waldhaus» in Flims wehrt sich gegen Hackerangriff

Cyberkriminelle griffen im Oktober das Flimser «Waldhaus» an. Nun geht das Hotel mit der Information an die Öffentlichkeit. Der Leiter des Hotels, Riccardo Giacometti, erklärt die Hintergründe. 

Nicole
Nett
08.12.21 - 20:43 Uhr
Ereignisse
Cyberkriminelle hacken sensible Daten vom traditionellen «Waldhaus» in Flims.
Cyberkriminelle hacken sensible Daten vom traditionellen «Waldhaus» in Flims.
Bild Archiv

Es ist Oktober. Zwischensaison im traditionellen «Waldhaus» in Flims. Dann passiert es. Aussenstehende bekommen Zugriff über die Software sowie das IT-System des Luxushotels und verschlüsseln sensible Daten. «Wir hatten keinen Zugriff mehr», sagt der Leiter des Hotels, Riccardo Giacometti. «Die Zugänge waren alle verschlüsselt und das Hotel für zwei Wochen lahmgelegt.» Beim Vorfall wurden interne Server gehackt. Dabei handelte es sich um Mailserver, Word- und Exceldokumente, Verträge, aber auch Anlagen wie das Tür- oder Heizsystem des 5-Stern-Hotels. So war die Heizung über diese Zeit nicht in Funktion.

«Die Zugänge waren alle verschlüsselt und das Hotel für zwei Wochen lahmgelegt.»

Riccardo Giacometti, Leiter «Waldhaus» Flims

Dass das «Waldhaus» in Flims erst heute über den Cyberangriff vom 18. Oktober informiert, hat seine Gründe. «Bis wir das ganze Ausmass gesehen und analysiert haben, brauchte es einfach seine Zeit.» Weiter sagt der Hotelleiter, dass es lange ging, bis man alle Daten über ein Backup wieder zurückholen konnte. «Die Information an die Öffentlichkeit soll die richtige sein» – dies ist Giacometti ein Anliegen. Die Cyberkriminellen forderten ein Lösegeld für die Entschlüsselung der Daten. Doch das «Waldhaus» ist nicht darauf eingegangen: «Wir haben weder jemanden kontaktiert noch irgendetwas bezahlt.» Laut Angaben des Hotels seien die betroffenen Systeme direkt vom Netz genommen worden. Zudem schaltete der Tourismusbetrieb die Kantonspolizei und Datenschutzbehörden ein.

Gäste- und Mitarbeiterdaten nicht betroffen

«Die wichtigsten personenbezogenen Daten wie Bank- oder Kreditkartenangaben wurden glücklicherweise extern in einer Cloud, also nicht im hoteleigenen Server, gespeichert.» Demnach hatten die Hacker wohl keinen Zugriff auf die Gäste- und Mitarbeiterdaten oder das Reservierungssystem. Ganz ausschliessen könnte man dies allerdings nicht: «Hacker sind uns immer einen Schritt voraus», so Giacometti.

«Wir gehen nicht davon aus, dass Daten entwendet worden sind. Ausschliessen können wir dies allerdings nicht.»

Riccardo Giacometti, Leiter «Waldhaus» Flims

Die Mitarbeiter und Gäste sind nun über den Vorfall informiert worden. Für Giacometti ist klar, das Hotel müsse die IT-Infrastruktur stets aktuell halten, um einen möglichst hohen Schutz gegen Angriffe aufzuweisen. «Wir sind gewappnet und stellen Sicherheitskonzepte auf.» Denn derartige Attacken hätten in den letzten Jahren stark zugenommen. «Jeder soll genau hinschauen und aufpassen, was er mit seinen Daten macht», sagt Giacometti weiter. Das Luxushotel hatte Glück im Unglück. Wäre der Vorfall während der Hochsaison passiert, hätte die Situation prekärer werden können. «Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen, einerseits, weil keine personenbezogenen Daten entwendet worden sind, andererseits, weil in der Zwischensaison weniger Betrieb herrschte.»

Nicole Nett schreibt und produziert hauptsächlich Geschichten für «suedostschweiz.ch». Die gelernte Kauffrau hat Multimedia Production studiert und lebt in der Bündner Herrschaft. Sie arbeitet seit 2017 für die Medienfamilie Südostschweiz. Mehr Infos

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