×

Polizei macht ZSC-Hooligan ausfindig – nun wirds teuer

Für einen Chaoten der ZSC Lions zieht ein Spiel seines Teams in Rapperswil juristische Folgen nach sich. Wegen Abfackelns von Pyro-Material muss er über 2000 Franken zahlen – und sich nun benehmen.

Fabio
Wyss
01.05.23 - 20:41 Uhr
Ereignisse
Die Pyros haben ein Nachspiel: Einer der ZSC-Anhänger, die in Rapperswil‑Jona Fackeln abgebrannt hatten, wird zur Rechenschaft gezogen.
Die Pyros haben ein Nachspiel: Einer der ZSC-Anhänger, die in Rapperswil‑Jona Fackeln abgebrannt hatten, wird zur Rechenschaft gezogen.
Bild Keystone/Gian Ehrenzeller

Die Krawallbrüder der ZSC Lions machten es der Polizei nicht einfach. Dennoch gerät einer von ihnen in ihre Fänge. In der Eishockeyarena der SC Rapperswil‑Jona Lakers, wenige Minuten, bevor am 7. Januar dieses Jahres der Puck eingeworfen wird, geschieht es: ZSC-Fans im Auswärtssektor rollen eine grosse Fahne über ihre Köpfe aus – wie bei einer üblichen Choreografie. Was sie darunter tun, ist aber alles andere als normal. Sie maskieren sich und nehmen Fackeln hervor. Kaum ist die Flagge weg, brennen einige der Vermummten das illegale pyrotechnische Material ab.

Es ist so viel, dass Rauch die Sicht auf das Eis eintrübt und das Atmen erschwert. Als die Pyros nicht mehr brennen, wiederholen die ZSC-Chaoten ihre List: Nochmals ziehen sie die Flagge über ihre Köpfe, darunter demaskieren sie sich. So sollen sie auf den Überwachungskameras unerkannt bleiben. Das ist misslungen, wie nun ein Strafbefehl des Untersuchungsamts Uznach zeigt.

Adressat ist ein Zürcher Mittzwanziger, vorbestraft wegen Raubs. Ihm wird anlässlich des Spiels in Rapperswil‑Jona vorgeworfen, gegen das Sprengstoffgesetz und das Vermummungsverbot verstossen zu haben. Dabei zeigt sich der Staatsanwalt gnädig: Der Beschuldigte kommt «gerade noch» mit einer bedingten Strafe davon, steht im Strafbefehl.

Hohe Strafe, lange Probezeit

Der ZSC-Hooligan muss darum die Geldstrafe von 90 Tagessätzen zu 80 Franken (total 7200 Franken) nur bezahlen, wenn er in der Probezeit erneut negativ auffällt. Der Grund für den bedingten Vollzug ist, dass sein letztes Vergehen – der Raub – über sechs Jahre zurückliegt. Für das erneute Fehlverhalten beim Eishockeyspiel setzt der Staatsanwalt wegen «bestehender Bedenken» eine verlängerte Probezeit von vier Jahren an.

Aber auch so hat der Strafbefehl finanzielle Folgen für den Mann. Für das Vermummen und Abfackeln wird er mit 1500 Franken gebüsst. Dazu kommen Gebühren und Verfahrenskosten. Total: 2150 Franken. Bislang hat er dagegen keine Einsprache erhoben. Die Frist läuft bis zum 10 Mai.

Was ist mit anderen Tätern?

Apropos Verfahrenskosten, wie die Polizei dem Chaoten trotz der List mit der Fahne auf die Schliche kam, bleibt geheim. «Aus ermittlungstaktischen Gründen können wir keine Auskunft zur Identifikation machen», heisst es von der Staatsanwaltschaft auf Anfrage. Sowohl sie als auch die Polizei geben überdies keine Auskunft, ob sie weitere Täter ermitteln konnten.

Rund um die Krawallnacht vom 7. Januar ist es zu etlichen weiteren Straftaten seitens der ZSC-Anhänger gekommen: Ein Mob von 60 bis 70 Leuten versuchte nach dem Spiel, in die Lakers-Garderobe einzudringen. Davor nebelten Hunderte Hooligans den Bahnhof Rapperswil ein; später warfen sie gar Böller auf Polizisten.

Im Zuge dieser Vorkommnisse forderte Kantonsrat Cornel Aerne strengere Einlasskontrollen ins Stadion. Der ehemalige Polizeibeamte reichte hierzu eine Interpellation ein (Ausgabe vom 14. Februar). Die Antwort der Regierung steht noch aus, nun äussern sich aber die Lakers (siehe Box).

SCRJ Lakers wehren sich gegen strengere Einlasskontrollen
Zuerst ID zeigen, dann ins Stadion.
So könnte die Forderung von Kantonsrat Cornel Aerne (Mitte, Eschenbach) in der Realität aussehen. Er reichte einen Vorstoss wegen der Tumulte vom 7. Januar ein. Bei den SCRJ Lakers kommt das mässig gut an. «Zunächst ist festzuhalten, dass dies der erste Zwischenfall im Zusammenhang mit einem Lakers-Spiel seit zehn Jahren war», sagt Mediensprecher Stefan Bürer. Der Polizeiaufwand sei sehr überschaubar und wesentlich kleiner als beispielsweise im Fussball. Seit dem Abstieg 2015 seien die Polizeikosten «massiv» gesunken. Das Problem am 7. Januar sei entstanden, weil Ultras der ZSC Lions ihre Fanfreundschaft mit dem Fussball-Bundesligisten SC Freiburg feierten. Der Abend sei als Anlass für diese Randale ausgesucht worden, erklärt Bürer. Hätte der ZSC anderswo gespielt, wäre das Problem vermutlich dort entstanden. «Dass es die Lakers traf, war reiner Zufall.»
Ein System, um Personen vor dem Einlass zu registrieren, wäre laut Bürer mit erheblichem Mehraufwand und Wartezeiten verbunden. «Eine ID-Kontrolle würde zudem nur bedingt etwas bringen, da Randalierer vermummt agieren.» Der Lakers-Mediensprecher geht überdies davon aus, dass verschärfte Kontrollen am Stadion Probleme noch mehr nach draussen verlagern.
Als Prävention gegen Ausschreitungen befolgen die Lakers das Kaskadenmodell der Liga. Dieses sieht ein stufenweises Vorgehen vor. Bürer macht ein Beispiel: Weil sich Ambrì-Fans nicht korrekt verhalten hatten, durften sie beim nächsten Spiel keinerlei Material wie Fahnen ins Stadion mitbringen.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Ereignisse MEHR