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Das solltet ihr zu den Glarner Notfalltreffpunkten wissen

Seit Anfang Monat stehen im Kanton Glarus 17 Notfalltreffpunkte für den Katastrophenfall bereit. Was das konkret für die Bevölkerung heisst, erklären die «Glarner Nachrichten» anhand von sechs Fragen.

Sara
Good
04.04.23 - 17:19 Uhr
Ereignisse
Bereit für den Katastrophenfall: Daniel Müller und Florian Kundert erklären beim Notfalltreffpunkt Ennenda, wie die Anlaufstellen ausgerüstet sind.
Bereit für den Katastrophenfall: Daniel Müller und Florian Kundert erklären beim Notfalltreffpunkt Ennenda, wie die Anlaufstellen ausgerüstet sind.
Bild Sara Good

Sollte die Linth über die Ufer treten, der Strom über mehrere Tage ausfallen oder die Erde heftig beben: In diesen Fällen brauchen die Glarnerinnen und Glarner Hilfe. Als erste Anlaufstelle dienen dann die 17 Notfalltreffpunkte im Kanton, die seit Anfang Monat einsatzbereit sind. 

Die «Glarner Nachrichten» haben bei Daniel Müller, Koordinator Bevölkerungsschutz, und Florian Kundert, Fachstellenleiter Sicherheit bei der Gemeinde Glarus, nachgefragt, was das ganz praktisch für die Bevölkerung bedeutet.

1. In welchen Fällen sollen die Glarnerinnen und Glarner zu einem Notfalltreffpunkt gehen?

Die Bewohnerinnen und Bewohner sollen einen Notfalltreffpunkt aufsuchen, wenn die Notrufnummern nicht erreichbar sind und wenn sie Hilfe oder Informationen benötigen. Auch wenn die Behörden dazu auffordern, soll man zum nächstgelegenen offenen Notfalltreffpunkt gehen.

«Zum Beispiel wenn es einen grossflächigen Stromausfall gibt, werden die Notfalltreffpunkte in Betrieb genommen», erklärt Daniel Müller, der den Bevölkerungsschutz im Kanton Glarus koordiniert. Dann dienen die Notfalltreffpunkte als erste Anlaufstelle, um an Informationen zu kommen oder um die Polizei oder den Krankenwagen zu alarmieren, wenn das Telefonnetz und das Internet ausfällt.

Auch wenn wegen eines Unfalls in einem Atomkraftwerk radioaktive Strahlung freigesetzt wird und der Bund die Abgabe von Jodtabletten anordnet, könnten laut Müller die Treffpunkte hochgefahren werden. Bei diesem Szenario würde die Bevölkerung die Jodtabletten beim Notfalltreffpunkt abholen.

2. Wie weiss die Bevölkerung, ob die Notfalltreffpunkte in Betrieb sind?

Die Notfalltreffpunkte werden in unterschiedlichen Situationen geöffnet. Der Hinweis wird zuerst über die gängigen Kommunikationswege veröffentlicht. Zum Beispiel über die Notfallapp und Website Alertswiss des Bundes, das Internet oder die sozialen Medien.

«Als letzte Option werden mit Lautsprechern ausgestattete Fahrzeuge durch die Dörfer fahren und Durchsagen machen. Bei einem Blackout gibt es neben dem batteriebetriebenen Radio keine andere Möglichkeit mehr, die Leute offline zu informieren», führt Florian Kundert, Fachstellenleiter Sicherheit bei der Gemeinde Glarus, aus. 

Bei drohender Gefahr für die Bevölkerung würde der Sirenenalarm eingesetzt, der durch die Notstromversorgung auch bei einem Blackout funktioniert. Die Bevölkerung ist bei einem Sirenenalarm aufgefordert, Radio zu hören und die Anweisungen der Behörden zu befolgen.

3. Wann soll man zum Notfalltreffpunkt und wann zum öffentlichen Schutzraum gehen?

«Der Notfalltreffpunkt und der Schutzraum sind zwei separate Einrichtungen», erklärt Daniel Müller. «Wenn man die Bevölkerung mit Informationen versorgen muss, richtet man einen Notfalltreffpunkt ein.» Auch wenn beispielsweise die Leitung zum Notruf nicht mehr funktioniert oder lebenswichtige Güter verteilt werden müssten. «Bei einer lokalen Trinkwasserverschmutzung könnte man beim Notfalltreffpunkt Trinkwasser in Flaschen verteilen», führt Müller aus.

Ein Schutzraum hingegen bietet Zuflucht bei Ereignissen im Zusammenhang mit einem Krieg oder atomaren Bedrohungen. Die Notfalltreffpunkte sind im Unterschied zu den Schutzräumen nicht darauf ausgelegt, der Bevölkerung Unterschlupf zu bieten.

4. Wie sind die Notfalltreffpunkte ausgestattet?

Die 17 Notfalltreffpunkte sind mit Tafeln gekennzeichnet. Die Überlegung, wie sicher die Gebäude bei einem Erdbeben sind, wurde bei der Auswahl berücksichtigt.

Stirnlampe, Batterien, Megafon: Das gehört unter anderem zur Ausrüstung, die beim Notfalltreffpunkt bei der Turnhalle in Ennenda deponiert ist.
Stirnlampe, Batterien, Megafon: Das gehört unter anderem zur Ausrüstung, die beim Notfalltreffpunkt bei der Turnhalle in Ennenda deponiert ist.
Bild Sara Good

Bei jedem Notfalltreffpunkt gibt es dieselbe Ausstattung: Beispielsweise hat es einen Stromgenerator, eine provisorische Beleuchtung (Taschenlampen, Scheinwerfer und Stirnlampen), ein batteriebetriebenes Radio, eine Erste-Hilfe-Ausrüstung und ein Funkgerät. Da die Blaulicht- und Führungsorganisationen mit gleichen Funkgeräten ausgestattet seien, funktioniere die Kommunikation, auch wenn das Telefonnetz ausfalle.

Bei den Notfalltreffpunkten gibt es keine Essens- oder Trinkvorräte. Im Falle einer Trinkwasserverschmutzung müsste das Wasser zuerst zum Notfalltreffpunkt geliefert werden (siehe dritte Frage).

5. Im Glarnerland gibt es insgesamt 17 Notfalltreffpunkte. Wieso hat nicht jedes Dorf eine Anlaufstelle?

Dafür gibt es laut Daniel Müller drei Gründe. «Die Gemeinden, welche zuständig sind, müssen genügend Personal haben, um den Treffpunkt zu betreiben.» Wenn ein Notfalltreffpunkt dann drei oder vier Tage in Betrieb sei, brauche das doch einige Leute für die regelmässige Ablösung. Zudem habe seit der Fusion nicht mehr jedes Dorf eine gemeindeeigene Infrastruktur, die geeignet wäre. «Dazu halten wir uns an den Richtwert, dass es pro 3000 Einwohner einen Notfalltreffpunkt geben sollte.»

6. Welche Grundausstattung sollte jede und jeder für den Katastrophenfall zu Hause haben?

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz empfiehlt, dass man Essen für rund eine Woche und neun Liter Wasser pro Person (ein Sixpack) zu Hause als Notvorrat lagert. Die Lebensmittel sollten lang haltbar sein und auch aus alltäglichen Produkten bestehen. Unter anderem Pasta, Reis, Öl, Fertigsaucen, Konfitüren oder Kaffee bieten sich an. Sinnvoll sind laut dem Bund auch Lebensmittel, die man ohne Kochen essen kann. Das sei wichtig, wenn der Strom ausfällt und man keinen Gaskocher oder Ähnliches zur Hand hat. Wenn man Haustiere hat, sollte man auch Futterreserven vorrätig haben.

Weiter sollte es in jedem Haushalt ein batteriebetriebenes Radio, eine Taschenlampe mit Ersatzbatterien, Kerzen, Zündhölzer oder ein Feuerzeug haben. Auch nicht vergessen sollte man Seife, WC-Papier, eine Notfallapotheke mit Verbandsmaterial, Fieberthermometer und Schmerzmitteln sowie einen Vorrat an Medikamenten, die man täglich oder regelmässig einnimmt.

Die 17 Glarner Notfalltreffpunkte

Glarus Nord:

Schulhaus Bilten
Sportzentrum Kerenzerberg Filzbach
Turnhalle Mühlehorn
Mehrzweckhalle Linth-Escher Niederurnen
Schulhaus Rauti Oberurnen
Dorfturnhalle Näfels
Schulhaus am Bach Mollis

Glarus:

Mehrzweckhalle Netstal
Gemeindehaus Riedern
Turnhalle Gründli Glarus
Turnhalle Ennenda

Glarus Süd:

Gemeindezentrum Schwanden
Freizeitzentrum Luchsingen
Primarschulhaus Linthal
Feuerwehrlokal Braunwald
Schulhaus-Turnhalle Matt
Gemeindehaus Elm

Sara Good verantwortet die Glarner Inhalte auf «suedostschweiz.ch». Zudem kreiert sie multimediale Inhalte und schreibt Artikel für die «Glarner Nachrichten». Sie hat den Diplomlehrgang am MAZ absolviert und Multimedia Production in Chur studiert. Mehr Infos

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