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Die Welt der Guggen

Die nächsten Tage stehen ganz im Zeichen der Fasnacht. In unserer Serie rücken wir verschiedene Themen in den Fokus. Heute geht es um Guggen und ihre Welt. Die Mitglieder proben mehrmals, gehen zusammen auf Tour und unterstützen sich gegenseitig. Die «Las Bagordas Mustér» durchleben dies seit 35 Jahren. Wir sprachen mit ihnen.

Anna
Panier
24.02.20 - 04:30 Uhr
Ereignisse
Die Gugge von Disentis gibt es seit 35 Jahren.
Die Gugge von Disentis gibt es seit 35 Jahren.
LAS BAGORDAS MUSTÉR

In Graubünden gibt es verschiedene Guggen. Sie sorgen für die Stimmung an jeder Fasnachtsfeier. Manch eine schon seit vielen Jahren. Auch in Disentis. Die Gugge «Las Bagordas Mustér» feiert aktuell ihr 35-Jahre-Jubiläum. Vanessa Venzin erzählt über das Leben als Gugge-Mitglied, und was das Jubiläum für eine Bedeutung hat. 

Vanessa, Euch gibt es nun 35 Jahre, wie und wann fand die Gründung statt?

Im Jahr 1985 durch zwölf Fasnacht-Fanatiker.

35 Jahre sind eine lange Zeit, was hat sich während diesen Jahren alles geändert?

Die Ansichten sind immer noch die gleichen. Wir möchten musikalisch zur Fasnacht beitragen, aber auch die Kollegialität zwischen uns Mitgliedern pflegen und eine gute Zeit zusammen verbringen. Die Mitgliederzahl ist vor etwa zehn Jahren extrem gestiegen, der Rekord lag bei 58 aktiven Mitgliedern. Heute sind wir 32 Mitglieder. Die Liederauswahl hat sich sicherlich etwas verändert. Wir spielen weniger die typischen «Party-Fasnachtslieder», dafür mehr ausgefallenere Lieder.

Im Jahr 1985 wurde die Gugge gegründet.
Im Jahr 1985 wurde die Gugge gegründet.
LAS BAGORDAS MUSTÉR

Bei 32 Mitgliedern muss bestimmt auch für Ordnung gesorgt werden.

Ja, auch wir haben Regeln. Wer unentschuldigt, zu spät oder gar nicht zur Probe erscheint, zahlt einen Strafbeitrag in die Vereinskasse. Während eines Fasnachtsumzugs oder eines Auftrittes wird kein Alkohol konsumiert.

Und sonst, was macht Euch als Gugge denn aus?

Wir sind ein Mix aus allem, und doch vereinen uns einige Sachen: die Liebe zur Musik und das familiäre Miteinander. 13 von unseren aktiven Mitgliedern sind sogenannte «2. Generatiönler». Uns verbindet das Miteinander tatsächlich bereits seit 35 Jahren. Der Wille, musikalisch etwas zu bewegen ist hoch.

Was waren die schönsten Momente in den vergangenen Jahren?

Darüber könnten wir ein ganzes Buch schreiben, denn an jeder Fasnacht gibt es viele schöne Momente. Jeder Auftritt, wo (fast) jeder Ton sitzt, die Leute mitmachen und wir alles geben dürfen, ist fantastisch. Das Schönste ist auf jeden Fall, wenn wir den Zuschauern mit unserer Musik Freude bereiten und Augen zum Strahlen bringen.

Und auf was für Herausforderungen seid Ihr in dieser Zeit gestossen?

Die Leute wieder an die Fasnacht zu «locken» und junge Leute für die Fasnacht zu begeistern ist nicht immer leicht, aber wir geben unser Bestes und bleiben dran.

Ist es also schwierig, Nachwuchs zu finden?

Ja, die Neumitgliedersuche gestaltet sich immer schwieriger. Das ist leider nicht nur bei uns der Fall. Wir bemühen uns aber, einen guten Draht zu den heutigen Schülern zu haben und halten stets nach potenziellen Mitgliedern Ausschau. 

Trotzdem hat die Gugge bereits Mitglieder, die seit 15 Jahren und länger dabei sind:

Wie kann man denn bei Euch Mitglied werden?

Wer bei uns mitmachen möchte, kann sich schriftlich bei uns melden. An der Generalversammlung, welche meist im April/Mai stattfindet, werden die Neumitglieder offiziell aufgenommen.

Braucht man Vorkenntnisse um bei Euch aufgenommen zu werden?

Wir verlangen keine musikalischen Vorkenntnisse. Die wenigsten Mitglieder konnten bereits ein Instrument spielen bevor sie eingetreten sind. Neue Mitglieder treffen sich im Sommer einige Male mit routinierten Spielern um zu üben. Bis zu den Proben hat man also die Grundkenntnisse erlernt.

Also kann jeder, der will bei euch mitmachen?

Ja, jeder und jede, der die Schule vollendet hat und mindestens 16 Jahre alt ist, ist bei uns herzlich willkommen. Jährlich zahlt jedes Mitglied einen Beitrag von 80 Franken. Damit werden einige Grundkosten wie zum Beispiel unsere Busfahrten finanziert. Neumitglieder sollten gerne Musik machen und Freude an der Fasnacht haben.

Wie wird entschieden, wer welches Instrument spielt?

Es ist eine Herausforderung für sich, die Mitglieder ihr Wunschinstrument spielen zu lassen und dabei auch noch eine optimale Soundverteilung erhalten zu können. Typischerweise ist bei uns der Rhythmus in Männerhand. Die Blasinstrumente werden von Männern sowie Frauen gespielt. Es ist üblich, dass viele während den Jahren des Mitspielens, die Instrumente wechseln. Schliesslich steht der Verein im Vordergrund und somit ist auch die Wahl des Instruments doch eingeschränkt.

Das Spielen muss sicherlich geprobt werden, wie sieht das bei Euch aus?

Die Proben fangen in der Regel im September an und dann wird an jedem Samstag und teils auch freitags bis zur Fasnacht geprobt. Einige Proben betreffen jedoch nur gewisse Register. Im November findet dann das erste Probewochenende statt. Kurz vor dem Fasnachtsstart im Januar treffen wir uns zu einem zweiten Probewochenende, wo ausschliesslich draussen gespielt wird. An mindestens einem Wochenende haben wir Pause.

Die Gugge probt mehrmals. Die Proben beginnen meist im September.
Die Gugge probt mehrmals. Die Proben beginnen meist im September.
LAS BAGORDAS MUSTÉR

Und wann tretet Ihr auf?

In der Regel haben wir im November unseren ersten Auftritt. Den offiziellen Auftakt mit neuen Liedern und eventuell neuen Kostümen geben wir jedoch erst im Januar/Februar. Im Schnitt sind wir dadurch während sieben bis acht Wochenenden auf Tour. Vom schmutzigen Donnerstag bis zum Rosenmontag sind wir sogar durchgehend während vier bis fünf Tagen an der Fasnacht. Das sind für uns die anstrengendsten aber auch die schönsten Fasnachtstage.

Da sind doch einige Auftritte, gibt es da auch ein Highlight für Euch?

Das ist sehr unterschiedlich. Das kann zum Beispiel ein speziell gut gelungener Auftritt sein, wo die Zuschauer extrem mitmachen. Ein Highlight ist natürlich, wenn wir Heimspiel haben und an der Fasnacht Disentis um Mitternacht im Sportzentrum unser grosses Konzert spielen.

Gibt es ein Ritual, welches Ihr vor Auftritten macht?

Wenn drinnen gespielt wird ziehen wir uns zuerst bis auf eine Schicht aus, die Hitze wäre sonst kaum auszuhalten. Bevor wir auf die Bühne gehen, gibt es meistens noch ein «Highfive» vom Dirigenten, manchmal trinken wir noch einen Kurzen und singen dazu «in viva» und feuern uns dadurch gegenseitig an.

Dieses Jahr steht sicher auch Eurer Jubiläum im Fokus.

Selbstverständlich. Wir haben zusammen mit einigen ehemaligen Mitgliedern zwei Lieder einstudiert. An der Fasnacht in Disentis ist dann unser grosser Moment, wo 80 Personen zusammen auf der Bühne spielen. Wir freuen uns extrem darauf.

Jetzt habt Ihr ja 35 Jahre geschafft, was sind denn Eure Ziele für die nächsten 35 Jahre?

Wir machen genauso weiter wie bisher, denn dies macht uns als Guggenmusik aus. Was wir uns jedoch wünschen, wären einige neue Mitglieder, damit die Las Bagordas auch weiterhin existieren und zur Fasnachtstradition beitragen können. Was wir uns aber vor allem vorgenommen haben ist, jeden einzelnen Moment in vollen Zügen zu geniessen.

Wer jetzt Lust hat, die «Las Bagordas Mustér» live zu erleben, hat am Montagabend in Disentis die Chance. Weitere Infos und alles rund um die Gugge findet Ihr hier.

Anna Panier arbeitet als Redaktorin bei Online/Zeitung. Sie absolvierte ein Praktikum in der Medienfamilie Südostschweiz und studiert aktuell Multimedia Production im Bachelor an der Fachhochschule Graubünden in Chur. Mehr Infos

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