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Das «Graue Haus» in neuem Gewand

Das Regierungsgebäude ist teilweise erneuert worden. Diese Woche endeten die Bauarbeiten, die im April 2019 gestartet sind. Der Dachstock stand dabei im Fokus. Er sorgte auch für die ein oder andere Überraschung.

Anna
Panier
22.02.20 - 04:30 Uhr
Ereignisse

Knapp 270 Jahre ist es her. Damals, im Jahr 1752, ist das heutige Regierungsgebäude entstanden. Eine lange Zeit, die am Haus nicht spurlos vorbeigezogen ist. Diese Woche endete die Sanierung des dreistöckigen Dachstuhls. «Wenn man einen solchen Eingriff bei einem historischen Gebäude macht, ist es wichtig, dass man vorsichtig vorgeht. Entsprechende Fachleute und Ingenieure müssen miteinbezogen werden», erklärt Kantonsbaumeister Markus Dünner.

Unerfreuliche Überraschungen

Ursprünglich war geplant, im Oktober die Sanierungsarbeiten zu beenden. Die Arbeiten verzögerten sich allerdings; sie dauerten noch bis zu dieser Woche. Wie Dünner sagt, gab es zwei Sachen, die nicht vorhersehbar und für die Verzögerung verantwortlich waren.

«Wir mussten feststellen, dass sich im Regierungssaal, welcher sich direkt unter dem Dachstock befindet, Risse gebildet hatten. Diese entstanden durch die konstante Belastung der Balken.» Dieses Problem sei mit Fachleuten analysiert worden. Schliesslich entschied man sich für die Sicherung des Gewölbes im Regierungssaal. Aus Sicherheitsgründen seien auch die Orte der Regierungssitzungen verlegt worden.

Die zweite Herausforderung betraf den Südgauben. «Durch das Richten des Dachstocks und der verfaulten, eingemauerten Hölzern, wurde der Südgaube instabil. Wir mussten ihn sichern.»

Abweichungen gab es dadurch nicht nur im Zeitplan. Durch die zusätzlichen Arbeiten stiegen auch die Ausgaben. Aus den ursprünglich budgetierten 950’000 Franken wurden 1,5 Millionen Franken.

Erfreuliche Überraschungen

Für Überraschung sorgten aber auch zwei erfreuliche Erlebnisse. «Unter den Ziegeln war ein altes Schindeldach.» Die Schindeln seien in einem so guten Zustand gewesen, dass man sie nicht wegnehmen musste, sondern gleich auf dem Dach liess.

Für noch mehr Erstaunen sorgte ein alter Wein. Er wurde in den Mauern des Dachstocks gefunden. «Das war ein ganz lustiges Erlebnis. Wir standen da auf dem Gerüst und gruben die Hölzer aus. Und auf einmal kam eine leere Weinflasche zum Vorschein, mit der Aufschrift 'Plantahof 1938'.» Dünner habe anschliessend mit dem Direktor des Plantahofs gesprochen, bei dem sie einen Deal machten. «Ich habe die alte Flasche dem Plantahof für die Sammlung gegeben und dafür eine neue Flasche bekommen.» Diese wurde zum Abschluss der Arbeiten erneut versteckt. Sie beinhaltet eine Mitteilung an die Nachwelt. «Wir haben ein Blatt unterzeichnet mit der Erklärung, dass die Flasche anlässlich dieser Umbauarbeiten versteckt wurde.» Irgendwann wird diese Nachricht jemand finden. Das dürfte aber noch eine ganze Weile dauern.

Die erste Regierungssitzung im wieder eröffneten Regierungssaal findet am 3. März 2020 statt. Im Allgemeinen seien die Arbeiten nämlich erst einmal abgeschlossen. In Zukunft müssten zwar immer wieder gewisse Sachen kontrolliert werden, aber in nächster Zeit seien keine weiteren Sanierungsarbeiten geplant.

«Bei so einem historischen Haus gibt es natürlich immer wieder etwas zu tun. Auch in Zukunft wird es irgendwann etwas geben, das man machen muss, damit der Werterhalt bestehen bleibt», sagt Dünner. Aus der ganzen Zeit nimmt der Kantonsbaumeister vor allem mit, dass es kein alltägliches Projekt war. Es sei eine spannende Arbeit gewesen, zwar mit teils unerwünschten Überraschungen, die auch für Zitterpartien gesorgt hätten. Aber alles in allem sei das «Graue Haus» ein gutes Gebäude.

Anna Panier arbeitet als Redaktorin bei Online/Zeitung. Sie absolvierte ein Praktikum in der Medienfamilie Südostschweiz und studiert aktuell Multimedia Production im Bachelor an der Fachhochschule Graubünden in Chur. Mehr Infos

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