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80 Prozent des Untersuchungspuzzles sind gelöst

Ein Jahr nach dem Unglück am Piz Segnas ist die Frage nach der Ursache weiter offen. Doch die Ermittlungen neigen sich dem Ende zu.

Patrick
Kuoni
03.08.19 - 04:30 Uhr
Ereignisse
Die Untersuchungen am Flugzeugwrack sind bald abgeschlossen.
Die Untersuchungen am Flugzeugwrack sind bald abgeschlossen.
KEYSTONE

Mit dem Flugzeugabsturz am Piz Segnas haben sofort auch die Ermittlungen begonnen, weshalb es zu einem so schrecklichen Unglück kommen konnte. Gestern hat die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) in einem Zwischenbericht den aktuellen Ermittlungsstand zur Absturzursache präsentiert. Eine abschliessende Erkenntnis gibt es noch nicht. Daniel Knecht, Leiter der Untersuchungen, erklärt: «Zum aktuellen Zeitpunkt wollen wir noch keine Möglichkeiten ausschliessen.» Hinweise für ein technisches Versagen wurden gemäss dem Zwischenbericht bisher nicht gefunden.

Trotzdem sind die Abklärungen aber weit fortgeschritten. «Etwa 80 Prozent der Abklärungen sind gemacht», sagt Knecht. Es stünden aber noch einige Gutachten von Partnerorganisationen aus. Knecht rechnet, dass die Untersuchungen in etwa zwei bis drei Monaten zu einem Abschluss kommen werden. Veröffentlicht werden die Ergebnisse aber wohl erst in den ersten Monaten 2020, da noch verschiedene Gegenchecks erfolgen müssten.

Puzzle zusammensetzen

Die Ermittlungen gestalten sich nicht ganz einfach. Dies, weil in der Maschine kein Flugdatenschreiber vorhanden war, der genauere Informationen zum Flugverlauf hätte liefern können. Stattdessen greift die Sust unter anderem auf Bild-, Film- und Tonaufnahmen von Mobiltelefonen und Digitalkameras und Speicherkarten zurück, die der Besatzung und den Passagieren des Oldtimer-Flugzeuges gehörten. «Bis zur Veröffentlichung des Zwischenberichtes konnten einzelne Datenträger ausgelesen werden. Die Reparatur und Auslesearbeiten der Mehrzahl der sichergestellten Geräte dauert aber weiter an», heisst es im Bericht. Unterstützt wird die Sust von der französischen Sicherheitsuntersuchungsbehörde Bureau d’Enquêtes et d’Analyses pour la sécurité de l’aviation civile (BEA). Dies ist laut Knecht ein normaler Prozess, da die verschiedenen Untersuchungsstellen unterschiedliche Spezialgebiete hätten.

Die Chancen, dass die Sust am Ende ein genaueres Bild vom Unfall liefern kann, schätzt Knecht als gut ein. Er sagt aber auch: «Mit den Bildern aus dem Inneren des Flugzeuges sowie von aussen können Flughöhe und Fluglage bestimmt werden.» Es sei aber zu vergleichen mit einem Puzzle.

Es sei aussergewöhnlich, dass bei einem solchen Absturz Bilder aus dem Inneren der Maschine vorliegen würden. Dies habe wohl damit zu tun, dass das Flugzeug gerade am Martinsloch vorbeigeflogen sei, sodass viele fotografiert und gefilmt hätten.

Die Untersuchungen zum Absturz sorgen auch international für Aufmerksamkeit.

Die Untersuchungen zum Absturz sorgen auch international für Aufmerksamkeit. «Weil es doch noch einige Flugzeuge dieser Altersklasse gibt, stellt sich auch für andere Untersuchungsstellen die Frage, wie ein Flugbetrieb mit solchen Flugzeugen reguliert und sicher gestaltet werden kann.»

Ju-Air bleibt am Boden

Für Ju-Air-Sprecher Christian Gartmann ist es ebenfalls keine Überraschung, dass die Abklärungen zum Absturz über ein Jahr andauern. Er hält fest: «Es ist gut, dass das Unglück sehr gründlich untersucht wird.» Seit dem letzten Spätherbst pausiere der Flugbetrieb und die Flugzeuge würden generalüberholt.

Gartmann hält auch fest: «Wir sitzen wie auf Nadeln und wollen sobald wie möglich herausfinden und sehen, was während dem Flug alles passiert ist und weshalb das Flugzeug abgestürzt ist.»

Geplant ist laut früheren Aussagen, dass die Maschinen der Ju-Air 2021 dann wieder abheben. Allerdings nur noch für Vereinsmitglieder, da das Bundesamt für Zivilluftfahrt der Oldtimer-Airline die Genehmigung für kommerzielle Passagierflugzeuge entzogen hat.

Verweis ins Internet: suedostschweiz.ch/ju52

Patrick Kuoni ist Redaktor und Produzent bei Südostschweiz Print/Online. Er berichtet über Geschehnisse aus dem Kanton Graubünden. Der Schwerpunkt seiner Berichterstattung liegt auf den Themenbereichen Politik, Wirtschaft und Tourismus. Wenn er nicht an einer Geschichte schreibt, ist er als einer der Tagesverantwortlichen für die Zeitung «Südostschweiz» tätig. Patrick Kuoni ist in Igis (heutige Gemeinde Landquart) aufgewachsen und seit April 2018 fester Teil der Medienfamilie Südostschweiz. Mehr Infos

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