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Gestreikt wird auch in der Region

Im Linthgebiet sind zum Frauenstreik Aktionen geplant. Frauen aus der Region engagieren sich aus vielseitigen Gründen. Sie kämpfen etwa für Gleichstellung und gegen Sexismus.

Christine
Schibschid
11.06.19 - 08:53 Uhr
Ereignisse
BILD ARCHIV

Frauen aus der Region engagieren sich aus vielen verschiedenen Gründen beim Frauenstreik. Das geplante Glockengeläut und den Apéro in Kaltbrunn organisiert zum Beispiel Beate Kaschel, Pfarreibeauftragte der Katholischen Kirchgemeinde Kaltbrunn.

«Gerade in der Kirche liegt die Chancengleichheit in weiter Ferne», so Kaschel. Luft nach oben sehe sie zudem in Politik und Wirtschaft. Auch die Sexualisierung und das Frauenbild in der Werbung findet Kaschel problematisch. «Frauen sollten keine Kopien von Männern werden, aber mehr Möglichkeiten haben, ihre weiblichen Stärken einzusetzen.»

«Die meisten nehmen frei»

Ansprechpartnerin für die Medien beim Frauenstreik in Rapperswil-Jona ist Daniela Meyer, Präsidentin der SP See-Gaster. Sie stelle ein grosses Interesse fest. Vielen Frauen sei es wichtig, auf die Strasse zu gehen, auch wenn die meisten nicht im Wortsinn streikten: «Soweit ich gehört habe, nehmen viele Teilnehmerinnen frei und versuchen, Stellvertretungen zu finden», sagt Meyer.

Den Streik in Rapperswil-Jona unterstütze unter anderem SP-Nationalratskandidatin Karin Blöchlinger. Es seien Frauen aus verschiedenen Organisationen dabei, das Team sei «bunt gemischt». Amnesty International und die SP würden die Aktion offiziell unterstützen, es seien aber auch Frauen von den Grünen, der FDP und der CVP mit von der Partie.

Meyer engagiert sich, weil sie weiterhin eine «starke Diskriminierung in der Gesellschaft» sieht, nicht nur von Frauen. Sie war schon am Frauenstreik 1991 dabei. «Schon damals ging es um die Lohngleichheit. Es ist bestürzend, dass das immer noch ein Thema ist.» Meyer spricht an, dass Care-Arbeit im persönlichen Bereich mehrheitlich und fast ausschliesslich von Frauen geleistet werde. «Die Schweiz würde sonst nicht funktionieren», sagt sie. Die Arbeit werde aber nicht wertgeschätzt. Auch sexuelle Angriffe auf Frauen sind ein Grund, warum sie auf die Strasse geht.

«Wir müssen diskutieren»

Auch Astrid Scherzinger aus Kaltbrunn wird am Freitag auf die Strasse gehen. In einem Leserbrief in der «Linth-Zeitung» rief sie andere Frauen auf, es ihr gleichzutun. «Mir geht es um die Gleichberechtigung», sagt Scherzinger. Frauen hätten nicht den gleichen Lohn wie Männer und müssten für ihre Karrieren mehr kämpfen. «Ob nun Karriere oder keine Karriere – wir müssen uns immer erklären.»

Scherzinger ist Mutter. Wie sie sagt, wurde sie in Bewerbungsgesprächen schon gefragt, wie die Betreuung ihrer Kinder geregelt sei. «Das sind Fragen, die Väter nicht beantworten müssen. Wir müssen über diese und andere Themen diskutieren», so Scherzinger. Am Streik kann sie sich ohne Probleme beteiligen, da sie am Freitag ohnehin nicht arbeitet.

Das Streikprogramm in der Region
Am Engelplatz in Rapperswil-Jona ist am Freitag, 14. Juni, um 11 Uhr, ein Tanz-Flashmob geplant. Danach treffen sich Frauen und solidarische Männer ab 11.30 Uhr zum Streik-Picknick. Wer teilnimmt, wird gebeten, Picknickdecken und Essen mitzubringen.
Ab 12.15 Uhr gibt es dann Musik: Zunächst stehen die Rapperswiler Musikerinnen Katja Mair und Jacqueline Brack auf der Bühne. Um 13.30 Uhr spielen die Musikerinnen des Duos «Trillas».
Danach begleitet ein Streikspaziergang diejenigen an den Bahnhof, die nach Zürich zur grossen Frauenstreik-Demo fahren. Sie beginnt um 17 Uhr in der Nähe des Hauptbahnhofs.
In Kaltbrunn wird der Frauenstreik hörbar sein: Von 11 bis 11.15 Uhr läuten die Kirchenglocken. Auch andere Kirchen in der Schweiz werden die Glocken vormittags und nachmittags klingeln lassen. In Kaltbrunn steht von 15.30 bis 18 Uhr ausserdem ein Apéro im Pfarrheim an. Organisatorin ist Beate Kaschel, Seelsorgende beim katholischen Pfarramt Kaltbrunn. «Ob Frauen oder Männer – zum Apéro sind alle eingeladen, die die Streikanliegen unterstützen», sagt Kaschel. (sch)

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