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Kritik an Renovationsplänen des Churer Konvikts

Eine Allianz aus Ingenieuren, Architekten, Innenarchitekten, Gestaltern und dem Bündner Heimatschutz ist unzufrieden mit einem Teil der geplanten Renovationsarbeiten am Churer Konvikt.

Patrick
Kuoni
28.06.18 - 23:42 Uhr
Ereignisse
Konvikt
Die Renovationspläne des Churer Konviktes sorgen nicht überall für Begeisterung.
YANIK BÜRKLI

Im August sollen die Renovationsarbeiten am in die Jahre gekommenen Churer Konvikt beginnen. Die Bewohnerinnen und Bewohner des 1968 erstellten Baus sollen dann vorübergehend in das Unterkunftsprovisorium auf dem Areal westlich des Schulhauses Cleric ziehen. Doch nun regt sich Widerstand gegen die geplante Renovation.

Marschhalt gefordert

Eine Allianz aus Schweizer Dachorganisationen der Ingenieure, Architekten, Innenarchitekten, Gestalter und dem Bündner Heimatschutz fordert von der Bündner Regierung in einer Stellungnahme, in Sachen Konvikt-Renovation einen unverzüglichen Marschhalt einzulegen. Dies «um die Zerstörung eines kantonseigenen Baudenkmals von nationaler Bedeutung zu verhindern», wie es in einer Mitteilung heisst. Das Konvikt sei eines der besten Werke des profilierten Schweizer Architekten Otto Glaus und sei als Baudenkmal von nationaler Bedeutung einzustufen.

Die Allianz ist vor allem unzufrieden über die inkonsequente Anwendung des «denkmalpflegerischen Ansatzes», welche für ein so «hochkarätiges Gebäude» angezeigt sei. Konkret missfällt ihr unter anderem der Totalersatz der Fenster und der damit zusammenhängende Ausbau der Haustechnik. «Will man den Zeugniswert eines Baus möglichst uneingeschränkt erhalten, wie dies bei einem Baudenkmal selbstverständlich anzustreben ist, muss jede geplante Massnahme auf ihre Denkmalverträglichkeit hin überprüft und bei Inkompatibilität überdacht werden», heisst es in der Mitteilung.

«Zerstörung kultureller Werte»

Harsch kritisiert wird die geplante Kompletterneuerung der Bewohnerzimmer. Sie lasse jegliche Sensibilität gegenüber dem Baudenkmal vermissen. «Die Argumente des einfacheren Unterhalts und des gewandelten Geschmacks der Schüler reichen nicht aus, um diese Auslöschung der inneren Identität eines Baudenkmals zu rechtfertigen.» Ohne Not würden hier kulturelle Werte unwiederbringlich zerstört.

Die Verbände fordern von der Bündner Regierung deshalb, auf der Grundlage eines noch fehlenden denkmalpflegerischen Gesamtkonzeptes eine Überarbeitung des Projektes einzuleiten und die Arbeiten von einem Gremium externer Fachleute mit denkmalpflegerischem Leistungsausweis begleiten zu lassen.

In einigen Punkten spricht die Allianz aber auch ein Lob aus. Namentlich wird die vorgesehene Instandsetzung des Sichtbetons, die auf eine punktuelle Reparatur statt eine Gesamterneuerung der Gebäudehülle zielt, gelobt. Dies zeuge von einem grossen Respekt gegenüber der historischen Bausubstanz. Positiv aufgenommen wurde ausserdem der Umstand, dass ein sorgfältiger Umgang den stilprägenden Elementen von Boden, Wand und Decke in Aussicht gestellt worden sei.

Regierung bleibt beim Zeitplan

Trotz der Kritik hält der Kanton Graubünden am Zeitplan fest. Es werden jedoch einzelne Kritikpunkte vom Hochbauamt geprüft und allenfalls Anpassungen vorgenommen, erklärt Markus Dünner, Leiter des Hochbauamts Graubünden auf Anfrage von Radio Südostschweiz. Auf die Kritik, dass alle Fenster am Konvikt ersetzt werden, werde der Kanton aber nicht eingehen. «Das ist einer der wenigen Punkte, bei welchem massiv an Energie gespart werden kann.» Die Ersetzung der Fenster führe zu viel besseren Dämmwerten. Würde dies nicht so erfolgen, wäre das gegen seine Berufsauffassung, hält Dünner abschliessend fest.

Patrick Kuoni ist Redaktor und Produzent bei Südostschweiz Print/Online. Er berichtet über Geschehnisse aus dem Kanton Graubünden. Der Schwerpunkt seiner Berichterstattung liegt auf den Themenbereichen Politik, Wirtschaft und Tourismus. Wenn er nicht an einer Geschichte schreibt, ist er als einer der Tagesverantwortlichen für die Zeitung «Südostschweiz» tätig. Patrick Kuoni ist in Igis (heutige Gemeinde Landquart) aufgewachsen und seit April 2018 fester Teil der Medienfamilie Südostschweiz. Mehr Infos

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Wo sind diese laut rufende Dachorganisationen und Star-Architekten gewesen, als man in diesem Jahr das Betriebs- und Geschäftsgebäude der Bäderanstalt in Baden/AG abgerissen hatte, notabene ein weiterer, wichtiger Glaus-Zeitzeuge aus den späten 1960er Jahren, nur um damit Botta's imperiales Monumentalwerk dort auf de m begrenzten Grundstück ausbreiten zu können?

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