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Das Wahrzeichen von Zernez feiert Geburtstag

Vor zehn Jahren konnte das neue Nationalparkzentrum in Zernez mit einem grossen Einweihungsfest eröffnet werden. Am Samstag wurde Jubiläum gefeiert und diesmal im familiären Rahmen.

24.06.18 - 13:07 Uhr
Ereignisse

Drei Kinder stehen auf dem Sportplatz neben dem Nationalparkzentrum und suchen mit Feldstechern nach Tieren. Auf dem gegenüberliegenden Hang sind sie: Rothirsch, Feldhase, Tannenhäher und Co. «Die Gämse ist Nummer zwei», sagt ein Mädchen. «Der Braunbär ist eine Sieben», ruft ein anderes Mädchen.

Keine Minute später warten die Kinder mit einem ausgefüllten Zettel in der Hand am Nationalpark-Stand. Sie haben alle acht Tiere gefunden und dürfen nun ihren Preis entgegennehmen.

Ein Urgrossvater und ein Teenie

Die Tiere am Südhang von Zernez sind natürlich nicht echt, sondern nur grosse Holzschablonen, doch Braunbär, Steinbock und die anderen Alpentiere trifft man an diesem Jubiläumstag immer wieder an - sei es in der frei zugänglichen Dauerausstellung im Nationalparkzentrum, als Forschungsobjekte oder dann in der Aufführung des Komikerduos Anna&Christian.

Seit zehn Jahren gibt es das neue Nationalparkzentrum. «Zehn Jahre Motivation, rauszugehen und den richtigen Nationalpark anzuschauen», sagt Anna Mathis, Kommunikationsverantwortliche und an diesem Tag auch Schauspielerin, vor den versammelten Besuchern. Der Nationalpark sei    mit seinen 104 Jahren ein Urgrossvater, während das Nationalparkzentrum soeben «Teenie» geworden sei.

Eine neue Dauerausstellung 

«Das Nationalparkzentrum sieht immer noch wie neu aus», meint  Franz-Sepp Stulz, Präsident der Eidgenössischen Nationalparkkommission, in der offiziellen Eröffnungsrede. Es sei ein Begegnungszentrum, auf das man stolz sein dürfe. «Es ist das Aushängeschild von Zernez und von der ganzen Region», sagt er. Stulz ist überzeugt, dass das Nationalparkzentrum noch an Attraktivität gewinnen wird. In fünf Jahren soll es eine komplett neu konzipierte Dauerausstellung geben. 

Vor dem Eingang steht eine weisse Wand, an der die Besucher ebenfalls ihre Visionen für die neue Dauerausstellung anbringen dürfen. Um die Mittagszeit stehen an diesem Samstag bereits einige interessante Anmerkungen. So schreibt beispielsweise ein Kind namens Marc ganz selbstbewusst: «Ih vünsche mir ain dinosaurier». Einen Drachen kann das Nationalparkzentrum übrigens schon heute vorweisen - den «dragun da Macun».

Viele wiederkehrende Gäste

Unter den Besuchern hat sich auch Nationalparkdirektor Heinrich Haller gemischt. «Rund eine Viertelmillion Besucherinnen und Besucher hat während der vergangenen zehn Jahre  die Ausstellungen im Nationalparkzentrum besucht», informiert er. Die Mehrheit der Besucher stammen aus der Schweiz, es kommen aber sogar auch Gäste aus Übersee. Etwa 60 Prozent der Besucher sind wiederkehrende Gäste. «Umso wichtiger ist es, dass wir attraktive Sonderausstellungen haben», meint Haller. 

Die aktuelle Sonderausstellung trägt den Titel «Entführungen – Kunst, Wissenschaft und die DNA des Steinbocks». Es handelt sich um eine Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Kunst. «Wissenschaft und Kunst sind nicht Gegensätze, sondern sich ergänzende Blickwinkel», meint Lukas Keller, Evolutionsbiologe und Direktor des Zoologischen Museums der Universität Zürich, auf einem Rundgang durch die Sonderausstellung.

Und nicht nur kunstaffine Besucher, auch Architekturfreunde kommen im Nationalparkzentrum auf ihre Kosten.  Der Beton-Monolith vom Bündner Architekten Valerio Olgiati ist ein preisgekröntes Bauwerk von internationaler Bekanntheit.

Vor dem Nationalparkzentrum sind Kinder gerade damit beschäftigt, ebenfalls Kunstwerke zu schaffen: Gips-Tierspuren. Nach kurzer Zeit sieht es so aus, als ob hier Wildtiere herumspaziert wären - als wären auch sie zum Jubiläumsfest gekommen

Fadrina Hofmann ist als Redaktorin für die Region Südbünden verantwortlich. Sie berichtet über alle gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Themen, die in diesem dreisprachigen Gebiet relevant sind. Sie hat Medien- und Kommunikationswissenschaften, Journalismus und Rätoromanisch an der Universität Fribourg studiert und lebt in Scuol im Unterengadin. Mehr Infos

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