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Wenn Parolini und Co. nicht wollen, muss Cavigelli ran

Regierungsrat Mario Cavigelli war am Mittwochabend Gast in der SRF-Sendung «Rundschau» und äusserte sich zu den illegalen Preisabsprachen und Whistleblower Adam Quadroni. Allerdings war der Baudirektor nicht die erste Wahl von Moderator Sandro Brotz.

10.05.18 - 10:58 Uhr
Ereignisse
SCHWEIZ GV BUENDNER BAUMEISTERVERBAND
Regierungsrat Mario Cavigelli stand als einziger als Interviewgast zur Verfügung.
GIAN EHRENZELLER

Die «Rundschau» stand am Mittwochabend im Zeichen des Bündner Bauskandals. Zunächst wurde das Schicksal des nun schweizweit bekannten Whistleblowers Adam Quadroni ausführlich besprochen. Das Team der «Rundschau» besuchte den Engadiner zu Hause und sprach mit ihm als erstes Fernsehteam überhaupt. Der Ramoscher gab der Wettbewerbskommission die nötigen Hinweise, um Preisabsprachen im Bündner Baugewerbe in mehr als 400 Fällen aufzudecken. Es ist der bisher grösste Fall von Preisabsprachen, welcher in der Schweiz aufgedeckt werden konnte.

Quadroni erzählte im Beitrag nochmals von seinem Schicksal. Nachdem bekannt wurde, dass er Informationen der Weko geliefert hatte, welche zu Hausdurchsuchungen geführt hatten, ging seine Firma 2013 Konkurs. Quadroni und seine Schwester erklärten im Interview mit der «Rundschau», dass die Aufträge nach dem «Verrat» ausblieben. Zudem erzählte Quadroni - wie bereits im Januar 2018 gegenüber der Zeitung «Südostschweiz» - vom Polizeieinsatz im letzten Sommer. Damals wurde er gemäss eigenen Angaben unverhältnismässig von der Polizei behandelt. Er soll aus dem Wagen gerissen, verletzt und danach wie ein Schwerverbrecher abgeführt worden sein. Weil eine Meldung wegen Selbst- und Fremdgefährdung vorlag, wurde Quadroni zudem für vier Tage in die Psychiatrie eingewiesen. Danach wurde er entlassen, weil die Anschuldigungen offenbar nicht belegt werden konnten. Gegen den damaligen Einsatz ermittelt nun ein unabhängiger Experte - nicht wie zuvor angekündigt die Bündner Staatsanwaltschaft.

Widersprüche und laufendes Verfahren

Die Sendung bat aber bereits jetzt einen Experten die Verhaftung einzuschätzen. Und hier wird es brisant: Dieser stellt die Verhältnismässigkeit in Frage. Ein solcher Einsatz gegen Quadroni sei sechs Tage nach einem Ehestreit nicht verständlich. Damit rückt die Kantonspolizei in ein dubioses Licht. Im Beitrag der «Rundschau» wurde aber nicht nur das «Team» von Regierungsrat Walter Schlegel - derzeit noch Kommandant der Kantonspolizei - in Frage gestellt.

Auch Regierungsrat Jon Domenic Parolini wurde auseinandergenommen. Der BDP-Mann war noch Gemeindepräsident von Scuol, als der Whistleblower ihm offenbar belastende Dokumente zeigte. Dazu wurde ein Interview gezeigt, welches Parolini kürzlich «Schweiz Aktuell» gegeben hatte. Dort verstrickt sich Parolini in Widersprüche. Er habe Quadroni keinen Glauben geschenkt, habe nach eigenen Aussagen dann aber doch einige Gespräche zum Thema geführt. Wirklich neu ist diese Erkenntnis allerdings auch nicht. Genau so wenig wie der Rest der Sendung. Dennoch wartete man als Zuschauer gespannt, wie sich wohl Regierungspräsident Mario Cavigelli im Interview mit «Rundschau»-Moderator Sandro Brotz schlagen würde.

Cavigelli war gemäss Brotz der Einzige, der sich dem Interview überhaupt stellen wollte. Polizeikommandant und Regierungsratskandidat Walter Schlegel, die Regierungsräte Jon Domenic Parolini und Christian Rathgeb sowie Ständerat Stefan Engler wollten sich wegen den laufenden Verfahren nicht äussern.

Aber auch Mario Cavigelli war sich offenbar der Herausforderung bewusst, welche ein solches Interview mit sich bringen würde. Der sonst so strahlende CVP-Politiker stand mit ernstem Gesicht am «Rundschau»-Tisch und versuchte sich möglichst ruhig und sachlich zu geben. Cavigelli erklärte, dass man nach den Ermittlungen im Jahr 2012 eine unabhängige Meldestelle für Betrug eingerichtet habe und auch sonst einige Massnahmen eingeleitet habe, um solche Vorgänge künftig zu verhindern. Brotz reicht diese Antwort nicht. Er warf Cavigelli vor, dass zu spät gehandelt wurde. Der CVP-Politiker ging auf solche Provokationen allerdings nicht wirklich ein. Genau so wenig wie auf die Frage, ob er sich beim Whistleblower entschuldigen wolle. Auch hier liess sich Cavigelli nicht aufs Glatteis führen und antwortete diplomatisch, dass man das persönliche Schicksal von Adam Quadroni und die Aufdeckung der Preisabsprachen nicht vermischen dürfe. Cavigelli erklärte auf wiederholtes Nachbohren von Brotz allerdings, dass er es verstehe, wenn sich Quadroni erniedrigt fühle.

Nach der Sendung versuchte Moderator Sandro Brotz via Facebook, einen Blick hinter die Kulissen des Interviews zu geben. Dort erklärte Mario Cavigelli nochmals, weshalb er sich bei Quadroni derzeit nicht entschuldige:

‪Behind the scenes: Wie fühlt sich eigentlich ein Gast nach der #srfrundschau-Theke? Et voilà - ich habe den Bündner Regierungspräsidenten Mario Cavigelli gefragt. Auch danach, warum er sich am Fernsehen nicht bei Whistleblower Adam Quadroni entschuldigen wollte.

Gepostet von Sandro Brotz am Mittwoch, 9. Mai 2018

Quelle: Facebook Sandro Brotz

Und nun wollen wir von Euch wissen ...

Wie hat sich Regierungsrat Mario Cavigelli Eurer Meinung nach geschlagen?

Hut ab! Cavigelli hat sich super geschlagen.
23%
Unter diesen Umständen nicht schlecht.
15%
Naja, die Antworten wirkten teils etwas steif.
11%
Oje, er hat das Image unseres Kantons nicht gerade gerettet.
51%
1853 Stimmen

Die Sendung «Rundschau» zum Nachschauen

Quelle: srf.ch

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Der Rundschau-Auftritt von Mario Cavigelli am 9. Mai zum Quadroni Skandal hat die Marke Graubünden massiv geschwächt. Die Juristensprache ist Gift für das gute Bauchgefühl unserer lieben Gäste welche wir im Tourismus dringend benötigen. Das wird uns sehr viel Geld kosten!

Nein, das war richtig, dass RP Cavigelli Red und Antwort stand, ist der einzige der das momentan kann, hat sich super gut geschlagen, sich sehr Parteineutral gehalten und vor allem sachlich.

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