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Seismographen in der Alphütte und im Bergsee

Um die Erdbebengefahr in den Alpenregionen besser einschätzen zu können, werden von Perpignan bis Prag 600 Seismographen vergraben, versteckt oder verankert. Einige davon auch in der Südostschweiz.

Philipp
Wyss
01.05.18 - 04:30 Uhr
Ereignisse

Sie werden in Wiesen vergraben, in Scheunen versteckt oder auf dem Grund des Mittelmeers verankert: 600 Sensoren in den Alpen und deren Umgebung bilden das weltweit ausgedehnteste seismologische Forschungsnetz. Mittendrin auch die Südostschweiz: Mit Standorten wie Berninapass, Dischmatal, Ofenpass, Kamor, Linth-Limmern, Val Nalps, Lag da Pigniu, Plons oder Valle die Lei sind auch in den Kantonen Graubünden, Glarus und St. Gallen teilweise seit Jahren Seismographen platziert.

Die Hälfte des Netzes bilden vorhandene Seismographen. Die andere Hälfte besteht aus mobilen Sensoren während der zweijährigen Projektdauer.

Empfindliche Stationen

Sie liefern der ETH Zürich und der Universität Lausanne Daten für das von der Schweiz lancierte Projekt AlpArray. Dieses soll laut einer Mitteilung neue Erkenntnisse zur Entstehung des Gebirges bringen und die Karten zur Erdbebengefahr in den Alpenregionen ergänzen.

Von Frankreich bis Ungarn entschlüsseln die 600 Seismographen des AlpArray-Netzes die Geologie der Alpen. PRESSEBILD
Von Frankreich bis Ungarn entschlüsseln die 600 Seismographen des AlpArray-Netzes die Geologie der Alpen. PRESSEBILD

«Wir erwarten von diesem Projekt, dass wir mit den gesammelten Daten die Alpenstruktur in der Tiefe und in 3D mit einer hohen Auflösung abbilden können», sagte György Hetényi auf Anfrage. Der Professor der ETH Lausanne ist Erstautor der Publikation. «Das Ganze soll die Kenntnisse über die Seismizität verbessern und sie alpenweit homogenisieren. Dazu verwenden wir äusserst empfindliche Stationen.»

200 Kilometer um die Alpen

Die Messgeräte würden sowohl ein leichtes Erdbeben in Japan registrieren, als auch die tausenden von jährlichen Erschütterungen in der Schweiz, die von der Bevölkerung zu 99 Prozent nicht bemerkt werden. «Kein Punkt in der untersuchten Region ist weiter als 30 Kilometer von einem Sensor entfernt», so Hetényi weiter.

AlpArray erstreckt sich über mehr als 200 Kilometer um die Alpen, von den Pyrenäen bis nach Ungarn und von Frankfurt bis Korsika. Die tiefst gelegene Station befindet sich 2771 Meter unter Meer, die höchste in 3005 Metern Höhe. Am Projekt sind insgesamt 36 Institutionen aus elf Ländern beteiligt. Unterstützt wird es durch den Schweizerischen Nationalfonds. Das AlpArray-Netz ist seit Juli 2017 voll in Betrieb. Erste wissenschaftliche Ergebnisse werden für 2019 erwartet.

Philipp Wyss ist Chefredaktor der gemeinsamen Redaktion der Zeitung «Südostschweiz» und der Internetseite «suedostschweiz.ch». Damit zeichnet er für das Team und für den Inhalt dieser Produkte verantwortlich. Mehr Infos

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