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Beat Schulthess: «Ich bin kein Wunderheiler!»

Beat Schulthess arbeitet bei der Heilsarmee und befreit Leute von ihren Leiden. Genauer gesagt von ihrer Besessenheit. Wie er das macht erzählt er im Interview.

21.04.18 - 04:30 Uhr
Ereignisse
Beat Schulthess.
Beat Schulthess.
PRESSEBILD

Befreiungsdienste sind so beliebt wie noch nie. Das bestätigt auch Beat Schulthess, der seit mehr als 30 Jahren in diesem Gebiet tätig ist. Konkret arbeitet er bei der Heilsarmee und führt sogenannte Befreiungen durch.

Wie er im Interview mit Radio Südostschweiz sagt, seien es zwischen 300 bis 400 Befreiungs-Anfragen im Jahr, die bei der Heilsarmee eintreffen – Tendenz steigend. Durchschnittlich werden zwei von zehn Personen direkt an einen psychiatrischen Dienst verwiesen. Die restlichen acht Fälle versuche man laut Schulthess, durch eine Befreiung zu heilen.

Bei den sogenannten Befreiungen geht es laut Schulthess keineswegs zu und her, wie beim Filmklassiker «Der Exorzist». Klar gebe es schwierige Befreiungen, bei denen die Person schreit, sich übergibt oder gewürgt wird. Dies sei aber selten der Fall. Meist handle es sich um relativ nüchterne Sitzungen, bei denen ein Losgebet gesprochen wird – «nichts Spektakuläres», so Schulthess.

Ohne Erfahrung geht es nicht

Ob jemand psychisch krank oder von einer höheren Macht besetzt sei, müsse man von Fall zu Fall genauestens unter die Lupe nehmen, so Schulthess weiter. Der Unterschied sei nicht auf Anhieb zu erkennen. Dazu bräuchte es ausführliche Gespräche und eine grosse Portion an Erfahrung. Ausserdem müsse er im Gebet Jesus Christus bitten, dass er ihm zeige, ob es sich um eine Besetzung oder eine psychische Erkrankung handle.

Wunder gibt es auch hier

Meistens wissen die Betroffenen gar nicht, dass sie besetzt seien, erzählt Schulthess. Das war auch bei seinem eigenen Sohn der Fall. Dieser erkrankte beinahe über Nacht an schwerer Leukämie. Es war für die Familie von Schulthess ein Schock. Die Ärzte liessen den Zehnjährigen damals nur ungern nach Hause – so schlimm war es.

Der Vater aber spürte, das könne sich um keine gewöhnliche Krankheit handeln, erzählt er im Interview. Er bat einen Bekannten mit der Fähigkeit der Geisterunterscheidung, ihnen zu helfen. Es stellte sich heraus, dass das Böse wie ein Mantel über seinem Sohn lag. Zusammen mit dem Heiler betete die Familie zu Jesus Christus und lösten den Sohn so von der Verfluchung, erzählt Schulthess. «Innerhalb von nur einer Woche war die Leukämie verschwunden. Ein wahres Wunder», erinnert sich Schulthess.

Der Befreier sagt aber auch, dass soll noch lange nicht heissen, dass alle, die an Krebs leiden, verflucht seien. «Bei diesem konkreten Fall war es so, aber da gibt es keine generelle Gültigkeit geschweige denn eine Gerechtigkeit.»

Nicht jeder geht mit einem Lächeln nach Hause

Schulthess bestätigt, dass er nicht jedem helfen könne. Schliesslich sei er kein Wunderheiler oder Guru, auch wenn manche das glauben mögen. Wieder andere denken, er spinne. Er möge den Mittelweg am liebsten, sagt er im Interview. Schliesslich sei das zwar seine Berufung, aber Wunder herbeirufen, könne er deswegen trotzdem nicht. (stn)

Das Interview zwischen RSO-Redaktor Simon Lechmann und Beat Schulthess gibt es hier:

Das ausführliche Interview mit Beat Schulthess.
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