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Neue Zeltkonstruktion bringt freie Sicht und mehr Plätze

Der Circus Knie startet mit einer neuen Zeltkonstruktion in die Saison. Ein 15 Tonnen schwerer Rundbogen aus Stahlrohren ermöglicht mehr Zuschauern völlig ungehinderten Blick auf die Manege. Der erstmalige Aufbau in Rapperswil-Jona gestaltete sich für die Mitarbeiter aufwendig – und sehr zeitintensiv.

Jérôme
Stern
21.02.18 - 04:30 Uhr
Ereignisse

Parkplatz vis-à-vis der Lido-Eishalle in Rapperswil-Jona: Hier baut der Circus Knie erstmals eine neue Zeltkonstruktion auf. Ein 15 Tonnen schwerer Rundbogen aus Stahl ersetzt neu zwei der vier Zeltmasten. Da dieser das Zelt von aussen umfasst, bietet die neue Konstruktion bessere Sicht auf die Manege.

Der erste Aufbau der Konstruktion gestern ist für die Zeltarbeiter eine grosse Herausforderung. Noch liegt der zusammengefügte Rundbogen am Boden. Nun soll das Riesengebilde aufgerichtet werden.

60 Plätze mehr als zuvor

«Wir haben keinerlei Erfahrung mit dem Aufbau», sagt Fredy Knie Junior. «Deshalb dauert alles viel länger als sonst.» Zunächst gelte es, alle neuen Handgriffe einzuüben, damit die Arbeiter während der Tournee zügig aufbauen könnten, so Knie. Er stellt klar, dass die neue Konstruktion in jedem Fall mehr Zeit beim Aufbau benötige. «Die neue Konstruktion ist ein Geschenk an unsere treuen Zirkusbesucher», sagt Knie . «Damit erhalten mehr Zuschauer einen ungehinderten Blick auf die Manege.»

Zudem biete das Zelt durch den Wegfall der zwei Masten nun gesamthaft 2260 Zuschauerplätze, 60 mehr als bis anhin. Laut Knie sind die Zuschauer immer anspruchsvoller geworden und haben bei der Reservation Plätze hinter den Zeltmasten gemieden.

Auf die Idee zum Rundbogen kamen Knie und Maycol Errani, Ehemann von Geraldine Knie, letzten Frühling. Sie beauftragten in Italien eine spezialisierte Firma mit der Konstruktion. Während des letzten Jahres fuhr Errani einige Male nach Italien, um den Fortschritt vor Ort zu überprüfen.

Tatsächlich hat sich der Zirkus bei der Konstruktion einiges einfallen lassen: Integriert im Rundbogen sitzen zwei grosse Winden und nicht weniger als sechs Elektromotoren. Damit kann sich der Rundbogen quasi aus eigener Kraft aufrichten. Doch dafür muss alles perfekt vorbereitet sein.

Während Fredy Knie Junior von den Vorzügen der neuen Zeltkonstruktion schwärmt, sind 24 Zeltarbeiter mit den Vorarbeiten beschäftigt. Der 70 Meter lange Rundbogen liegt wie ein halbiertes umgestürztes Riesenrad auf dem Boden. Zeltmeister Roger Mühlematter scheint überall gleichzeitig zu sein. Er kontrolliert, ob die vielen Stahlkabel alle richtig platziert sind. In der Mitte des Parkplatzes zeigt ein roter Kreis, wo die Manege sein wird.

Ein eingespieltes Team

Die Kälte scheint die Mitarbeiter nicht zu stören, eher schon das ständige Warten, bis sie endlich loslegen können. Eine Stunde geht vorbei, ohne dass der Aufbau beginnt. Endlich gibt Mühlematter dem Mann an der Fernbedienung ein Zeichen, und der startet die Seilwinden.

Langsam, Zentimeter für Zentimeter, ziehen Stahlseile die Masten in die Senkrechte. Derweil schallen knappe Kommandos über den Parkplatz: «Los, Halt, locker», befiehlt Mühlematter dem Mann an der Winde. Dieser wiederum kommandiert seine Kollegen auf Russisch – während die übliche Umgangssprache unter den Zeltarbeitern Italienisch ist. Trotz Sprachengewirr – Missverständnisse darf es nicht geben. Sie wären auch fatal.

Ein Koloss braucht Sorgfalt

Endlich, nach gut zehn Minuten, stehen die zwei alten Zirkusmasten senkrecht. Sogleich befestigen die Männer sie mit Stahlseilen an Zugankern im Boden. Diese Handgriffe kennen alle seit Jahren, Kommandos brauchts da keine.

Während unter den Zeltarbeitern bis jetzt eine entspannte Atmosphäre herrschte, macht sich plötzlich Spannung bemerkbar: Der neue Rundbogen muss aufgerichtet werden. Jeder Handgriff ist ungewohnt – wird die Premiere reibungslos klappen?

Langsam hebt sich der Koloss vom Boden. Alles läuft nach derselben Prozedur wie zuvor ab: Mühlematter ruft seine Kommandos dem Mann an der Seilwinde zu. In fünf Metern Entfernung sichern zwei Männer den Rundbogen mit schweren Flaschenzügen, lösen oder arretieren Stahlseile je nach Bedarf.

Zwei Zirkusdirektoren abseits

Nach einer halben Stunde steht der Bogen aufrecht. Derweil steht Fredy Knie Junior zusammen mit einem älteren Mann ein wenig abseits, beide strahlen. Der Mann neben Knie ist Franz Althoff von der gleichnamigen deutschen Zirkusdynastie. Althoff beriet die Familie Knie bei der Konzeption des Rundbogens.

Am Donnerstag, 15. März, erfolgt die Premiere – fürs neue Programm namens «Formidable» ebenso wie für die neue Zeltkonstruktion.

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