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Eine Strasse wieder offen

Ein grosser Teil des Bergells ist von der Umwelt abgeschnitten. Ein weiterer Murgang in Bondo und ein überlaufender Bach am Malojapass unterbrachen in der Nacht auf Freitag die Strassen an beiden Enden des Tals. Eine konnte nun wieder freigeräumt werden.

Südostschweiz
01.09.17 - 15:08 Uhr
Ereignisse

Am Fuss des Malojapasses wurde die einzige Verbindung ins Engadin, die Malojastrasse, auf mehreren hundert Metern Länge mit Geröll bedeckt, wie Christian Gartmann, Sprecher der Gemeinde Bregaglia, sagte. Das Geröll brachte ein Bach, der gegen drei Uhr die Strasse überflutete. Offenbar sind die Geröllmengen relativ gering. «Wir hoffen, dass wir die Strasse bis Freitagabend frei bekommen», sagte Gartmann noch am Morgen. Am Freitagnachmittag kurz vor 15 Uhr hiess es, dass die Strasse voraussichtlich mehrere Tage lang gesperrt sein wird.

Die Behörden beschäftigt zudem die alte Kantonsstrasse. Es bestehe nämlich die Gefahr, dass durch die Maira die alte Kantonsstrasse auf der rechten Flussseite unterspült wird. Würde diese Strasse unterspült, bestünde keine Verkehrsverbindung durch das Tal mehr. Spino und die alte Strasse könnten erst genauer überprüft werden, wenn die Maira wieder in ihrem Bett fliesst.

Am Freitagabend nun die gute Meldung: Die Strasse zwischen Casaccia und Vicosoprano kann geräumt und am Freitag ab 24 Uhr wieder freigegeben werden.

Weitere Schäden

Schwerwiegender sind die neuen Verschüttungen in Bondo. Nach einem Gewitter und kleineren Bergstürzen walzte sich um 21.30 Uhr am Donnerstagabend erneut ein Murgang durch das Val Bondasca bis nach Bondo. Einmal mehr wurde die Talhauptstrasse überschwemmt und weiter beschädigt.

Erstmals ergossen sich die Geröllmassen über den Bergfluss Maira auf die andere Seite des Tales und deckten dort die alte Talstrasse zu, welche als Umleitung um Bondo diente. Die Räumung dieser Verbindung aus dem Bergell in Richtung Italien dürfte nach ersten Schätzungen mehrere Tage dauern.

Spino ebenfalls evakuiert

Ebenfalls zum ersten Mal erreichte Geröll die Ortschaft Spino, das auf der anderen Talseite gegenüber von Bondo liegt. Mehrere Häuser wurden beschädigt. Die Bewohner und Hotelgäste wurden in Sicherheit gebracht.

Einwohner hätten mit Sack und Pack fluchtartig das gefährdete Gebiet verlassen, berichtete ein SRF-Reporter vor Ort. Zwei ältere Erwachsene wurden in einem Gebäude eingeschlossen. Die Rega barg sie mit einer Winde. Alle Evakuierten seien unverletzt und im Trockenen, sagte Gartmann. Einige seien im nahegelegenen Talspital untergebracht worden.

Im evakuierten Bondo wurden mehrere Häuser zerstört. Im Nachbarort Promontogno wurden zwei Gebäude beschädigt, aber keine Wohnhäuser. Bis jetzt wurde aus Promontogno niemand evakuiert. Das Dorf liegt etwas höher als Bondo.

In Bergell stehen 50 Personen von Zivilschutz, Militär, Feuerwehr und Gemeinde im Einsatz. Der Fokus liegt auf der Räumung der Verbindung ins Engadin und auf den Sicherheitsmassnahmen für die Einsatzkräfte.

Hohe Gefahr weiterer Murgänge

Die Gefahr weiterer Felsstürze und Murgänge sei hoch, erklärte Gartmann. Am Piz Cengalo könnten jederzeit Gesteinsmassen mit einem Volumen von bis zu einer Million Kubikmeter abstürzen. Auch die Gefahr weiterer Murgänge sei hoch und steige mit der Regenmenge. Allerdings erwarte man eher eine Entspannung der Niederschlagssituation.

Die Behörden hatten bereits am Donnerstag vor erneuten Murgängen gewarnt. Der Regen könne destabilisierend wirken, hiess es. Gemäss MeteoSchweiz sind bei der Messstation in Vicosoprano nahe Bondo bis am Freitag um 9 Uhr in den letzten zwölf Stunden 60,3 Millimeter Regen gefallen. Dies seien für die Region keine aussergewöhnlichen Mengen.

Für den Freitagmorgen bis um 11 Uhr wurden noch etwa fünf Millimeter Regen erwartet, am Nachmittag sind einzelne Schauer möglich. In der Nacht auf Samstag, vor allem in der ersten Nachthälfte, soll es in der Region noch einmal regnen. Allerdings weniger stark als in der vergangenen Nacht. Danach dürfte es in den nächsten Tagen in der Region keine wesentlichen Niederschläge mehr geben. (sda/so)

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