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Aufräumarbeiten sind angelaufen

Die meisten Bewohner von Bondo können in ihre Häuser zurück – aber nur kurz. Drei Zonen im Dorf werden erneut evakuiert. Neu ist die Herkunft der Vermissten bekannt. Ihre Überlebenschancen sind jedoch nur noch sehr gering. Während die Suche weiterläuft, haben die Aufräumarbeiten begonnen.

Philipp
Wyss
25.08.17 - 17:56 Uhr
Ereignisse

Nach dem Felssturz vom Mittwoch oberhalb von Bondo ist das Dorf evakuiert worden. Nun haben die Behörden einen Evakuierungsplan umgesetzt: Das Dorf wurde in vier Zonen aufgeteilt. Während Bewohner in der grünen Zone heute wieder in ihre Häuser zurückkehren können, ist für die Bewohner in der orangen Zone heute eine kurzzeitige begleitete und eventuell ab morgen eine definitive Rückkehr möglich. Allerdings müssen diese Leute mit einer erneuten Evakuation rechnen.

Bewohner von Liegenschaften in der roten (evakuierten) und blauen (übermurten) Zone können am Freitag begleitet von Zivilschutz oder Feuerwehr kurzzeitig nach Hause. Anschliessend müssen sie ihre Häuser für mehrere Tage oder Wochen wieder verlassen, hiess es am Freitagmittag an einer Medienkonferenz in Promontogno.

Nach wie vor konnten im Gebiet der Val Bondasca acht Personen, die sich zum Zeitpunkt des Bergsturzes dort aufhielten, nicht erreicht werden. Sechs dieser acht Personen wurden von Angehörigen als vermisst gemeldet. Trotz intensiver Suchaktionen mit Helikoptern, Suchhunden und personellen Mitteln konnten die Vermissten bis anhin nicht ausfindig gemacht werden. Die Überlebenschancen der Vermissten sinken gemäss Fachleuten von Stunde zu Stunde und seien aktuell nur noch sehr gering.

Die vermissten Personen stammen aus dem Bundesland Baden Württemberg in Deutschland, aus der Steiermark in Österreich und aus dem Kanton Solothurn in der Schweiz.

Am Piz Cengalo im Grenzgebiet zu Italien löste sich in der Nacht auf Freitag kein weiteres Gestein, wie die Polizei am Freitag bekannt gab.

Luftraumsperre verlängert

Über das Murgebiet von Bondo wurde auf Antrag der Kantonspolizei Graubünden eine Luftraumsperre mit einem Radius von fünf Kilometern durch das Bundesamt für Zivilluftfahrt verfügt. Diese Luftraumsperre hat zum Ziel, dass die Rettungskräften ohne Einfluss von Dritte, die Such-, Rettungs- und Bergungsarbeiten mit Helikoptern ungehindert durchführen können. Am Freitag wurde die Luftraumsperre bis am Montag um Mitternacht verlängert.

Am Mittwochmorgen um 9.30 Uhr stürzten vom Piz Cengalo im Val Bondasca Felsmassen ins Tal. Die Gesteinsmassen wurden als Murgang von der Bondasca talauswärts geschoben und beschädigten Maiensässe. Der Murgang näherte sich dem Dorf Bondo, wo aus sämtliche Liegenschaften, 100 Personen, durch die Feuerwehr, Gemeindearbeiter und die Kantonspolizei Graubünden evakuiert wurden.

Paralell zur Suchaktion wurden inzwischen auch die Aufräumarbeiten aufgenommen. Am Freitag wurde mit dem Ausbaggern eines Aufgangbeckens begonnen.

Bis auf Weiteres eingeschränkt ist der Verkehrsfluss durch das Tal. Bondo kann über die alte Strasse umfahren werden, allerdings nur im wechselseitigen Einbahnverkehr. Gesperrt wird diese Verbindung jeweils abends um 21 Uhr bis um 6.30 Uhr am folgenden Morgen. Die Sperre gilt auch für Fussgängerinnen und Fussgänger, wie es bei der Polizei hiess. Die Polizei empfiehlt jedoch, das Gebiet grossräumig zu umfahren.

Insgesamt wurden zwölf Objekte (Ställe und Maiensässe) in der Val Bondasca sowie vier Objekte in Bondo vom Murgang erfasst und zerstört oder in Mitleidenschaft gezogen. Aus der Val Bondasca wurden 32 Personen mit Helikoptern der Heli Bernina und der Rega aus dem Gefahrengebiet ausgeflogen. Die SAC-Hütten Sciora und Sasc Furä wurden ebenfalls mit Helikoptern evakuiert.

Philipp Wyss ist Chefredaktor der gemeinsamen Redaktion der Zeitung «Südostschweiz» und der Internetseite «suedostschweiz.ch». Damit zeichnet er für das Team und für den Inhalt dieser Produkte verantwortlich. Mehr Infos

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