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Schweizer Finanzmarkt erholt sich von jüngster Talfahrt

Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch mit dem grössten Plus seit Beginn der Coronakrise geschlossen. Nach der Talfahrt in den letzten Tagen, fassten die Anleger nun wieder Mut und griffen angesichts der Hoffnung auf eine Annäherung zwischen den Kriegsparteien zu.

Agentur
sda
09.03.22 - 18:39 Uhr
Börse
Die Lage an den Finanzmärkten bleibt angesichts der Krise in der Ukraine angespannt und volatil. Nach den Verlusten der letzten Handelstage setzen die Börsen am Mittwoch zu einer kräftigen Erholung an.(Archivbild)
Die Lage an den Finanzmärkten bleibt angesichts der Krise in der Ukraine angespannt und volatil. Nach den Verlusten der letzten Handelstage setzen die Börsen am Mittwoch zu einer kräftigen Erholung an.(Archivbild)
KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER

Nach einem freundlichen Start und danach längerer Seitwärtsbewegung hat der Swiss Market Index (SMI) seine Gewinne am späteren Nachmittag weiter ausgebaut und machte seine Verluste der letzten beiden Tage wieder mehr als wett. Hoffnung machte den Anlegern unter anderem die Aussicht darauf, dass in die festgefahrenen Gespräche zwischen Russland und der Ukraine Bewegung zu kommen scheint, wie Händler sagten. So wollen sich die Aussenminister der Ukraine und Russlands am Donnerstag in der Türkei treffen.

Zudem deutete die ukrainische Regierung an, nicht mehr auf einer sofortigen Nato-Mitgliedschaft zu beharren und Russland strebt offenbar keinen Machtwechsel in der Ukraine mehr an. Dennoch sei es weiterhin zu früh, um Entwarnung geben zu können, hiess es am Markt. «Politische Börsen sind extrem wankelmütig und hoch volatil», sagte ein Händler. Sobald sich die Nachrichtenlage eintrübe, dürften die Aktienkurse auch wieder fallen.

Börsen auch international im Aufschwung

Der Swiss Market Index (SMI) schloss 3,95 Prozent höher bei 11'493,36 Zählern. Damit reihte sich der SMI in den allgemeinen Aufwärtstrend an den wichtigsten europäischen Börsen ein. Der deutsche DAX etwa schloss 6,9 Prozent, der französische CAC 40 6,4 Prozent und der britische FTSE 2,6 Prozent höher. Dass sich die Gemüter wieder ein Stück weit beruhigt haben, zeigte auch der als «Angstbarometer» geltende Volatilitätsindex VSMI, der im Vergleich zum Vortag um über 10 Prozent sank.

Zulegen konnten an der Schweizer Börse unter anderem diejenigen Titel, die in den letzten beiden Tagen starke Verluste einstreichen mussten - und das waren fast alle. An erster Stelle gelang es dem Schmuckriesen Richemont mit einen gewaltigen Sprung von 12,6 Prozent, die jüngsten Kurseinbussen wieder auszugleichen. Auch die Titel des Konkurrenten Swatch (+8,1%) waren wieder sehr gesucht. An zweiter Stelle schlossen Temenos mit einem Plus von 9,6 Prozent.

Als einziger Blue Chip verbuchte der Sanitärtechnikkonzern Geberit nach der Zahlenvorlage einen Kursverlust von 1,8 Prozent. Die Gewinnzahlen 2021 seien zwar gut, hiess es am Markt, die Unsicherheiten bezüglich Rohmaterialkosten, Lieferketten und Kundenverhalten seien allerdings nur schwer abschätzbar. Auch bemängelten manche Analysten die hohe Exposure von Geberit in Europa.

Pharmariesen bremsen

Dass der Schweizer Markt im Vergleich zum DAX oder zum CAC nicht ganz so stark aufholen konnte, war den beiden Pharma-Schwergewichten geschuldet. Vor allem Novartis (+1,7%) bremsten mit unterdurchschnittlichen Gewinnen den Gesamtmarkt aus, Roche gewannen mit plus 3,0 Prozent ebenfalls weniger als der Gesamtmarkt. Das dritte Schwergewicht im Bunde, Nestlé, legte hingegen überdurchschnittlich zu und schloss mit einem Plus von 4,4 Prozent.

Wie der Finanzmarkt erholte sich auch der Euro wieder etwas zum Franken. Im Tagesverlauf stieg dieser wieder über die Marke von 1,02. Zur Berichtszeit wird der Euro mit 1,0237 Franken etwa einen Rappen höher gehandelt als noch am Morgen. Anfang Woche war das Euro/Franken-Paar erstmals seit Aufhebung des Mindestkurses 2015 wieder unter die Parität gerutscht. Der US-Dollar tendierte am Mittwoch etwas schwächer und geht derzeit mit 0,9268 Franken um.

Und auch die Autofahrer dürfen wieder etwas aufatmen: Nach dem jüngsten Höhenflug sind die Ölpreise am Mittwoch deutlich unter Druck geraten. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete zuletzt 122,34 US-Dollar. Das waren 5,61 Dollar weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 4,76 Dollar auf 119,94 Dollar. Die Ölpreise entfernten sich so etwas von ihren am Montag erreichten mehrjährigen Höchstständen.

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