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Dortmunder Wasserstoff-Tochter von Thyssenkrupp startet an Börse

Um den Klimaschutz zu stärken und die Energiewende zu meistern, hat Wasserstoff eine Schlüsselfunktion. Die wachsende Nachfrage nach dem chemischen Element ruft auch Technologie-Unternehmen auf den Plan. Ein Beispiel ist die Dortmunder Firma Nucera.

Agentur
sda
07.07.23 - 04:37 Uhr
Börse
Angesichts des wachsenden Bedarfs an Wasserstoff wird dem Markt grosses Potenzial beigemessen. (Archivbild)
Angesichts des wachsenden Bedarfs an Wasserstoff wird dem Markt grosses Potenzial beigemessen. (Archivbild)
KEYSTONE/MARCEL BIERI

Die Wasserstoff-Tochter von Thyssenkrupp, Nucera, legt am Freitag ihren Start auf dem Frankfurter Börsenparkett hin. Das Dortmunder Unternehmen, das an der Börse zunächst etwa 2,5 Milliarden Euro wert ist, stellt sogenannte Elektrolyseure her, in denen Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt wird. Der gewonnene Wasserstoff wird später als Energieträger genutzt.

Dem Markt wird angesichts der Energiewende und des wachsenden Bedarfs an Wasserstoff grosses Potenzial beigemessen, er ist aber auch umkämpft. Zu den Wettbewerbern gehören Siemens Energy aus München, ITM Power aus Grossbritannien sowie Plug Power und Cummins, beide aus den USA. Die Hälfte der insgesamt 600 Beschäftigten von Thyssenkrupp Nucera sind in Deutschland tätig, fast alle in Dortmund.

Klimaneutral hergestellter Wasserstoff

Die Essener Konzernmutter hatte für Nucera bereits im vergangenen Jahr einen Börsengang ins Auge gefasst, wegen der volatilen Marktbedingungen dann aber zunächst Abstand davon genommen. Der Erlös aus dem Börsengang soll zum Ausbau des Geschäfts mit der sogenannten alkalischen Wasserelektrolyse (AWE) zur klimaneutralen Herstellung von Wasserstoff verwendet werden.

Von der klimaneutralen Herstellung von Wasserstoff verspricht sich Nucera starkes Wachstum. Bei der Elektrolyse wird Wasser mit Hilfe von Strom in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten. Wurde der Strom zuvor klimaneutral erzeugt, zum Beispiel mit Windrädern oder Solarzellen, wird der Wasserstoff «grün» genannt.

Thyssenkrupp Nucera baut auch Anlagen für die Chlor-Alkali-Elektrolyse - dieser Bereich ist gewissermassen das konventionelle Brot-und-Butter-Geschäft. Das mit diesen Anlagen hergestellte Chlor wird zum Beispiel für die Reinigung von Trinkwasser genutzt oder als Basisstoff für Chemieunternehmen. Während dieser Bereich profitabel ist, ist die alkalische Wasserelektrolyse noch in der Investitionsphase - dieser Bereich soll erstmals im Geschäftsjahr 2024/25 einen Gewinn verbuchen. Das Nucera-Geschäftsjahr läuft immer bis Ende September.

Anlage in Saudi Arabien

Im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2022/23 erzielte Nucera einen Umsatz von 306 Millionen Euro und damit 130 Millionen Euro mehr als im Vorjahreszeitraum, das Betriebsergebnis (Ebit) lag bei 13,3 Millionen Euro (Vorjahreszeitraum: 7,1 Millionen Euro).

Der Auftragsbestand ist gross. Mit dem US-Unternehmen Air Product will Nucera eine 2-Gigawatt-Anlage in Saudi Arabien installieren, die Elektrolyseure kommen von der deutschen Firma. Am Rotterdamer Hafen arbeiten die Dortmunder mit dem Energiekonzern Shell zusammen, um grünen Wasserstoff herzustellen und von dort aus zu verschiffen.

Bisher hält Thyssenkrupp 66 Prozent und das italienische Industrieunternehmen De Nora 34 Prozent. Künftig werden sich die Eigentumsverhältnisse ändern, 24 Prozent des Grundkapitals könnten in Streubesitz kommen. Mit der Ausgabe neuer Aktien will Nucera Geld bekommen, um die nötigen Investitionen zu stemmen. Die Mehrheit an Nucera will Thyssenkrupp künftig halten.

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