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Das «Goldene Dachl» im Original

Hans Peter
Danuser
12.12.17 - 00:00 Uhr

Hans Peter Danuser und Amelie-Claire von Platen sind im Engadin zu Hause und zeigen uns ihren Blickwinkel. Was bewegt Land und Leute? Wo ist das Engadin stark und wo hinkt es einzelnen Mitbewerbern hinterher? Und was geschieht auf politischer Bühne? Der Blog «Engadin direkt» berichtet persönlich und authentisch.

Am Samstag, 9. Dezember 2017, berichtete Dario Morandi in der Südostschweiz über das «Goldene Dachl» auf dem Erker des Churer Hotels «Freieck». Tags zuvor konzertierte das Bündner Alphorn Ensemble Engiadina St. Moritz unter dem original «Goldenen Dachl» im Herzen der Altstadt von Innsbruck zum 20. Mal. Die Stadt hatte uns zu diesem Jubiläum eingeladen, gehört das Alphornkonzert am 8. Dezember doch mittlerweile zur Tradition des populären Christkindlmarkts. Dieser Tag ist in Österreich und in Italien ein hoher katholischer Feiertag (Maria Empfängnis), und entsprechend voll sind dann die pittoresken Gassen und Strässchen mit Einheimischen und Italienern. Abends sind wir jeweils Gäste am traditionellen Galakonzert der Original Tiroler Kaiserjägermusk mit 1500 Besuchern im grossen Festsaal.

Doch zurück zum «Goldenen Dachl», das über seinen Erbauer, den deutschen Kaiser Maximilian I. mit der Bündner Geschichte verflochten ist. 1499 erlitten seine Truppen an der Calven durch die Bündner und ihre Verbündeten eine empfindliche Niederlage (Benedikt Fontana, Schwabenkrieg). Im Folgejahr 1500 liess der Kaiser in Innsbruck das Goldene Dachl errichten, unter dem er den Ausblick auf die mittelalterliche Stadt liebte: 2657 feuervergoldete Kupferschindlen, deren Geheimnisse bis heute noch nicht alle gelüftet sind.

Kaiser Maximilian I., ein Habsburger, sah sich als «letzter Ritter und moderner Herrscher». Er widmete das «Goldene Dachl» als Liebespfand seiner zweiten Ehefrau Maria Bianca Sforza, deren Familie 1512 in Mailand mit den Eidgenossen und Bündnern zusammenspannte, die die Lombardei und deren Hauptstadt bis 1515 kontrollierten und dann bei Marignano gegen die Franzosen unterlagen.

Das «Goldne Dachl» ist das bekannteste Wahrzeichen der Alpenstadt Innsbruck. Hinter seinen nach aussen angebrachten Relief-Figuren ist ein Spruchband sichtbar, dessen nicht zweifelsfrei entzifferter Text durchaus vom Kaiser stammen könnte: «Nutze jeden Augenblick, lass keinen Tanz im Leben aus, mitnehmen kannst Du nichts.»

Unter diesem Motto finden seit 1997 auch unsere Alphornkonzerte statt. Exakt von 11.30 bis 12.30 Uhr, während der einzigen Stunde, in der im Dezember die Sonne auf die goldenen Ziegel scheint. Dieses Jahr waren wir zu siebt und spielten vierstimmig Schweizer Choräle und alpine Walzer, Polkas, Märsche samt einer Mazurka. Für die vielen Gäste aus Italien hatten wir Verdis Triumphmarsch aus seiner Oper Aida eingeübt.

 

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