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Unsere kleinen und grossen Papa-Kind-Rituale

Oliver
Fischer
28.02.20 - 04:30 Uhr

Beginnt das Chaos jeden Tag von vorn, sagen wir: Herzlich Willkommen im Familienleben. Unser Alltag reiht verrückte, bunte, profane und ab und zu unfassbar perfekte Momente aneinander. Das Leben als Mama oder Papa ist eine aufregende Reise, auf die wir Euch nun mitnehmen. Ganz nach dem Motto: Unser Alltag ist ihre Kindheit.

Wir kennen uns inzwischen fast fünf Jahre, das Kind und ich. Wobei das Kind mich ja so bewusst wahrscheinlich erst zwei bis drei Jahr besser kennt als: der Mann mit Haaren im Gesicht, der mich rumträgt, füttert und kitzelt. Item – in den letzten, ich schätze Mal zwei Jahren haben Kind und ich einige ganz private Rituale entwickelt, grössere und kleinere.

Lustigi Gsichtli

Über den Gebrauch von Laptops, Tablets und Smartphones in unserer Familie habe ich früher ja schon einmal geschrieben. Im Zuge dieser Grätli-Nutzung haben Kind und ich quasi gemeinsam Snapchat entdeckt. Irgendwie logisch, ich bin dafür viel zu alt, Kind viel zu jung, im Durchschnitt passts aber gar nicht so schlecht. Jedenfalls gefallen dem Kind die immer wieder ändernden Filter, die man über seine Gesichter legen kann ausserordentlich. Regelmässig heisst es darum «Papa, machamr dia luschtiga Gsichtli». So doof man das in meinem Alter ja normalerweise findet, zusammen mit einem 4-jährigen Kind machen diese Gsichtli sogar richtig Spass.

Wackel-Huckepack

Abends, wenn es nach dem Znacht Richtung Schlafzimmer geht, startet das Zu-Bett-Geh-Programm immer gleich: Von der immer gleichen Ecke im Wohnzimmer aus, muss ich Kind huckepack nehmen und ins Schlafzimmer tragen. Einfaches auf dem Rückentragen wäre aber viiiiiiiiiiiiiiiiiiiel zu langweilig. Darum heisst es jedes Mal beim Aufsteigen «tuasch aber fescht gwaggla Papa, gell». Das heisst, dass ich den Weg wie sturzbetrunken torkelnd mit Fast-aufs-Sofa-Stürzen und Fast-an-den-Türrahmen-Anschlagen und schliesslich Zusammen-aufs-Bett-Fallen bewältigen darf – was jedes Mal in grossem Gelächter und einem «und jetzt a biz schmüsala Papa» endet.

Samstagmorgen-Spaziergang

Angefangen haben unsere Spaziergänge mit der Frage, die sich wohl jedes Elternpaar früher oder später stellt: Wer steht am Wochenende mit dem Kind zusammen auf und wer darf etwas länger ausschlafen? Bei uns hat sich diese Frage damit geklärt, dass im Sommer in Chur am Samstagmorgen Markttag in der Altstadt ist und ich bei uns mehrheitlich die Einkäufe erledige. So haben Kind und ich irgendwann begonnen, (fast) jeden Samstagmorgen zusammen auf den Markt zu gehen, durch die Stadt zu schlendern, uns bei einer Bäckerei ein Gipfeli oder Brötli zu holen, ich mir dazu einen Cappuccino und dann gemütlich beim Marktbummel die Einkauftstaschen zu füllen. Als dann im Herbst irgendwann die Marktsaison zu Ende war und ich dem Kind das eines Freitags auch erklärte, meint es: «Aber üsera Samstigmorgaspaziargang kömmer jo gliich macha.» Und, wo es recht hat, hat es recht. Und so stapfen wir weiterhin auch bei Schnee oder Regen (fast) jeden Samstag durch die jetzt ziemlich leeren Gassen der Altstadt, essen ein Gipfeli oder Brötli und geniessen die Ruhe und die Zeit zu zweit.

Daneben pflegen wir im Alltag noch Tausend andere, ganz kleine, Rituale, deren ich mir kaum bewusst bin, wenn ich nicht gerade gezielt in Gedanken danach suche. Vom Aufstehen, übers Anziehen, das Spielen, Kochen und Essen bis zum Zähne-Putzen und Zu-Bett-Gehen. Und während ich so darüber nachdenke, fallen mir nicht nur viele Dinge ein, die wir aktuell gerade pflegen, sondern auch das eine oder andere Ritual, das inzwischen still und leise wieder aus unserem Alltag verschwunden ist - aber dazu beim nächsten Mal mehr.

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