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Viel zu tun in Churer Gassenküche und Notschlafstelle

In den letzten beiden Jahren hat die Zahl derer zugenommen, die vom Verein Überlebenshilfe Graubünden unterstützt werden. Das aktuelle Wetter hat vergleichsweise geringen Einfluss darauf.

Südostschweiz
10.01.23 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Das Nötigste mit dabei: Immer mehr Menschen sind auf ein Bett in der Churer Notschlafstelle angewiesen.
Das Nötigste mit dabei: Immer mehr Menschen sind auf ein Bett in der Churer Notschlafstelle angewiesen.
Bild TV Südostschweiz

von David Eichler und Matthias Fritschi

Man könnte meinen, dass Gassenküche und Notschlafstelle in milden Wintern weniger zu tun haben als in kälteren Jahren. Dieser Vermutung jedoch widerspricht Carlo Schneiter, Betriebsleiter des Vereins Überlebenshilfe Graubünden, im Interview mit TV Südostschweiz: «Wir haben zwar generell in den Wintermonaten schon etwas mehr Betrieb. Das Wetter hatte dieses Jahr aber kaum Einfluss auf unsere Zahlen.» Es habe in den letzten zwei Jahren allgemein einen Zuwachs gegeben bei den Menschen, die in einer Notsituation seien und Hilfe benötigten. Bei den Übernachtungen sieht Schneiter den Ursprung dafür insbesondere beim Wohnungsmarkt: «Wir haben mehr Leute, die keine Anschlusslösung finden, wenn sie ihre Wohnung verlieren, und es ist generell schwieriger geworden, eine Wohnung zu finden.»

Armut, Sucht oder psychische Erkrankungen

In erster Linie hat der Verein mit Menschen zu tun, die aufgrund von Armut, Suchtkrankheiten oder psychischen Erkrankungen in eine Notlage geraten sind. «Etwa 100 Menschen übernachten bei uns und etwa 220 erhalten anderweitige Unterstützung bei uns.» Für die meisten sei diese Unterstützung nicht selbstverständlich. «Wir erfahren grosse Wertschätzung für unser Angebot. Das ist aber immer auch abhängig von der individuellen Situation. Natürlich gibt es manchmal Fälle, bei denen der Druck so gross ist, dass sie keine Energie finden, ihre Dankbarkeit zu zeigen.»

Festtagsstimmung im Kleinen

An Festtagen wird, im Rahmen der Möglichkeiten, dafür gesorgt, dass etwas Feststimmung aufkommen kann. «Wir versuchen, mit spezielleren Mahlzeiten und Menüs etwas Besonderes zu bieten. Nicht ausgefallen, aber doch etwas spezieller als an normalen Tagen», erklärt Schneiter.

Niemand wird abgewiesen

Der Verein Überlebenshilfe Graubünden hat eine Leistungsvereinbarung mit dem Kanton Graubünden. Der Kanton finanziert die niederschwelligen Angebote wie Gassenküche, Notschlafstelle sowie Kontakt- und Anlaufstelle. Ein Essen mit Suppe, Salat, Tee oder Kaffee und einer Hauptspeise kostet für Hilfsbedürftige fünf Franken. «Wir schicken aber niemanden weg, der sich das nicht leisten kann. Wir finden immer eine Lösung», erklärt Schneiter.

Schwere Schicksale und starke Persönlichkeiten

Angesprochen auf seine persönliche Betroffenheit im Umgang mit Hilfsbedürftigen erklärt Schneiter: «Es ist immer mal wieder eine Herausforderung. Man erfährt von schweren Schicksalen. Man lernt aber auch viele starke Persönlichkeiten kennen.»

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