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Torschlusspanik und der Sinn dahinter

Wissen ist Macht – und manchmal einfach auch unglaublich unterhaltsam. In unserer Serie «SOwas!» liefern wir euch regelmässig (un)nütze Erklärungen und Kuriositäten zum Staunen und Schmunzeln.

Nicole
Nett
21.02.22 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Die «Torschlusspanik» stammt aus der Ritterzeit, und das aus einem guten Grund.
Die «Torschlusspanik» stammt aus der Ritterzeit, und das aus einem guten Grund.
Bild Unsplash / Bearbeitung Südostschweiz

Hattet ihr schon einmal Torschlusspanik? So einige dürften jetzt die Stirn runzeln und fragen sich, was das überhaupt bedeutet. Zumindest so einige im Umfeld der Redaktion, obwohl wir alle das Wort auch schon gehört haben. Der Begriff besteht ja aus drei Wörtern: «Tor», «Schluss» und «Panik». Aber wie soll man das jetzt verstehen?

Gemäss diversen Definitionen ist es die Angst, etwas Entscheidendes zu versäumen oder etwas nicht mehr rechtzeitig zu schaffen. Das kann zum Beispiel dann sein, wenn man aufgrund des höheren Alters keine Kinder mehr bekommen kann, obwohl man dies eigentlich möchte. Aber der passende Partner ist einfach noch nicht über den Weg gelaufen. Was passiert? Wir kriegen Torschlusspanik, also Angst, dass wir es einfach nicht mehr rechtzeitig auf die Beine kriegen.

Ursprung im Mittelalter

Der Ursprung der Torschlusspanik hat allerdings weder mit dem Alter noch mit dem Wunsch, einen Partner zu finden, zu tun. Es geht schlichtweg um die Notwendigkeit, nach Hause zu kommen. Das geht auf den mittelalterlichen Städtebau zurück.

Zur Befestigung und Verteidigung wurden die Städte von einer Stadtmauer umgeben. Die Festung war damals Sinnbild für Prestige und Reichtum. Um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten, wurden die Tore bei Abenddämmerung geschlossen. Das war Pech für jene, welche nicht rechtzeitig zur Stadt zurückkamen und vor verschlossenem Tor standen. Sie waren hilflos den Räubern oder gefährlichen Tieren ausgesetzt und mussten um ihr Leben fürchten. Da konnte man schon ordentlich in Panik verfallen – also in die sogenannte Torschlusspanik. Allerdings gab es meistens noch die Möglichkeit für die Zuspätkommenden, doch noch in die Stadt hinein zu kommen: Aber nur gegen eine Gebühr, durch das sogenannte «Schlupfloch» des Tors.

Bedeutung heute

Draussen vor der Festung bleiben zu müssen, mag sich also ähnlich angefühlt haben, wie die Gefahr, keinen Partner mehr abzubekommen oder zu alt für ein Kind zu sein. Bis heute kennen wir diese Redewendung. Und wir leben die Torschlusspanik auch in alltäglichen Situationen aus. Wir alle kennen dieses mulmige Gefühl. Das beginnt bereits im Kindesalter in der Schule, wo uns kurz vor einer Prüfung die Angst überfährt, dass wir nicht genügend gelernt haben und die Prüfung verhauen.

Auch Erwachsene kennen die Torschlusspanik. Wir stehen zum Beispiel vor einem Einkaufszentrum, haben einen langen Weg hinter uns und das Portemonnaie vergessen. Oder gar, wenn auf dem stillen Örtchen das WC-Papier fehlt. Ein ungutes Gefühl.

Hat nichts mit einem «Schuss» zu tun

Etwas möchte ich hier noch klarstellen, obwohl es mit der Erklärung schon ziemlich deutlich geworden ist. Es heisst nicht «TorSCHUSSpanik», sondern «TorSCHLUSSpanik». Eine Verwechslung, die viele machen, die das Wort im deutschen Sprachraum verwenden. Die Torschusspanik würde in einem Penaltyschiessen im Fussball oder Eishockey durchaus sinnvoll erscheinen. Allerdings gibt es dort diesen Begriff (leider) nicht.

Wann hattet ihr das letzte Mal Torschlusspanik? Sagt es uns in den Kommentaren. Wir sind gespannt, von euch zu lesen.

Nicole Nett schreibt und produziert hauptsächlich Geschichten für «suedostschweiz.ch». Die gelernte Kauffrau hat Multimedia Production studiert und lebt in der Bündner Herrschaft. Sie arbeitet seit 2017 für die Medienfamilie Südostschweiz. Mehr Infos

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