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#sofunktionierts: Die Geschichte des Blutspendens

Es gibt Tage, da läuft nichts wie geplant. Damit ihr euch in allen misslichen Lagen zu helfen wisst, gibt es die #sofunktionierts-Artikel. Heute: Wie funktioniert eine Bluttransfusion?

26.04.22 - 13:17 Uhr
Leben & Freizeit
Lebensretter: Nach einem Unfall oder bei schwerer Krankheit können Bluttransfusionen zwischen Leben und Tod entscheiden.
Lebensretter: Nach einem Unfall oder bei schwerer Krankheit können Bluttransfusionen zwischen Leben und Tod entscheiden.
Symbolbild Pixabay

Bluttransfusionen sind aus der Medizin nicht mehr wegzudenken. Gespendetes Blut rettet jeden Tag Leben. Doch bevor dieses lebensrettende Konzept entdeckt und verstanden wurde, musste einiges geschehen. Die erste, natürlich komplett unbrauchbare Form einer Bluttransfusion fand bereits 1492 statt. Der Papst Innozenz VIII lag im Sterben und war mit seinem Lebensende gar nicht einverstanden. Er kam auf die Idee, das Blut von drei Knaben zu trinken. Davon erhoffte er sich nicht nur eine Verlängerung seines Lebens, sondern gleichzeitig auch eine entsprechende Verjüngungskur. Ein verhängnisvolles Experiment, das den drei Knaben und schlussendlich auch dem Papst das Leben kostete. Mittlerweile ist diese Geschichte allerdings stark umstritten, es wird vermutet, dass damit jüdische Ärzte in Verruf gebracht werden sollten.

Es geht schon – aber anders

Belegt ist hingegen, dass William Harvey 1616 den Blutkreislauf entdeckte. Ebenso, dass 1823 erstmals erfolgreich Blut von Mensch zu Mensch übertragen wurde. Rund drei Jahrhunderte später, im Jahr 1900 wurde ein weiterer Grundstein für die heutigen Bluttransfusionen gelegt. Der Mediziner Karl Landsteiner aus Wien entdeckte die Blutgruppen. Bis zu diesem Zeitpunkt verliefen die meisten Bluttransfusionen hingegen tödlich, da nicht alle Blutgruppen miteinander kompatibel sind (siehe Grafik). Ausserdem hatte man noch keinen Weg gefunden, entnommenes Blut haltbar zu machen, also die Gerinnung zu unterdrücken. Bei einer Transfusion mussten Spender und Empfänger also nebeneinander liegen und wurden mit einem Schlauch verbunden. Wann der Empfänger genug Blut erhalten hatte, und ob der Spender noch genug Blut für seinen eigenen Kreislauf hatte, war pures Glück. Auch deshalb verstarben viele Spendende, weil ihnen schlicht zu viel Blut abgenommen wurde. Immer wieder gab es auch äusserst bizarre Experimente. 1873 versuchte ein Deutscher Arzt eine 13-Jährige zu heilen, in dem er ihr Blut transferierte – von einem Lamm. Die junge Frau überlebte diesen Versuch knapp, da vermutlich kaum Blut des Lamms in ihren Blutkreislauf gelangte. Trotzdem ist überliefert, dass diese Prozedur für beide Beteiligten extrem schmerzhaft war. Der betreffende Arzt verbuchte den Versuch übrigens als Erfolg, die Patientin wurde schliesslich irgendwann wieder gesund.

Das Blut haltbar machen

1914 fügten Ärzte erstmals Natriumcitrat zu abgezapftem Blut hinzu – was die Gerinnung des Blutes verhinderte, und es somit ausserhalb eines Körpers haltbar machte. Diese Entdeckung führte fünf Jahre später zur Gründung der weltweit ersten Blutbank in den Vereinigten Staaten. Landsteiner erzielte 1940 einen weiteren Durchbruch, als er den Rhesusfaktor im Blut entdeckte, also ob Blut als positiv oder negativ kategorisiert wird. Seither findet das Blutspenden, wie wir es kennen statt.

Wer darf Blut spenden?

In der Schweiz dürfen eigentlich alle gesunden Menschen, die volljährig, aber unter 60 Jahre alt sind, Blut spenden. Eigentlich. In Wahrheit kommen doch noch einige andere Kriterien dazu. So darf die Spenderin oder der Spender nicht weniger als 50 Kilogramm wiegen. Wer regelmässig spendet, darf bis ins Alter von 75 Blut spenden. Lange durften homosexuelle Männer nicht Blut spenden. Dieses Gesetz wurde «aufgehoben». Neu dürfen auch homosexuelle Männer Blut spenden, aber nur, wenn sie zwölf Monate vor der Spende sexuell nicht aktiv waren. Für homosexuelle Frauen oder bisexuelle Menschen gilt dieses Gesetz aber nicht. Übrigens: Fürs Blutspenden darf der Spender oder die Spenderin kein Geld erhalten. Was erlaubt ist, sind Aufwandsentschädigungen oder ein kleines materielles Geschenk, wie etwa ein Sandwich zur Stärkung nach der Spende. Dies ist von der WHO so festgeschrieben.

Mara Schlumpf ist Redaktorin und Chefin vom Dienst bei «suedostschweiz.ch». Ursprünglich kommt sie aus dem Aargau, hat ihr Herz aber vor einigen Jahren an Chur verschenkt. Mehr Infos

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