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Gesucht werden kleine Jäger – sie zu finden ist Glückssache

Die Mithilfe der Bevölkerung beim Sammeln von Daten ist für Forschungsarbeiten sehr wertvoll. Auch das Naturzentrum Glarnerland führt ein Projekt durch: Dieses Jahr werden zwei Wiesel-Arten gesucht.

Südostschweiz
20.05.22 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Ein Glücksfund: Hermeline sind zwar Jäger, aber auch Gejagte. Sie sind darum immer auf Deckung bedacht. Ein Hermelin so zu sehen, ist deshalb nicht ganz einfach.
Ein Glücksfund: Hermeline sind zwar Jäger, aber auch Gejagte. Sie sind darum immer auf Deckung bedacht. Ein Hermelin so zu sehen, ist deshalb nicht ganz einfach.
Bild Reiner Schilling

von Monica Marti*

Am 26. August 2021 spazierte ein Alpensalamander über den Veloweg beim Flugplatz Mollis. Dachse und Füchse sieht man dort öfters. Aber Alpensalamander? Ein Blick in das Inventar der Glarner Amphibien bestätigt, dass das glänzend schwarze Tier in den Bergen sehr häufig ist. Es zeigt aber auch, dass sich die Nachweise dieser Art bei uns fast gleichmässig auf alle Höhenlagen verteilen.

Trotz seines Namens ist ein Alpensalamander im Tal also nicht ungewöhnlich. Dennoch lohnte es sich, den Molliser Fund zu melden. Um das Vorkommen einer Art im Kanton Glarus zu erfassen, braucht es meist aufwendige Inventare von Expertinnen und Experten. Diese können aber nicht überall, nicht zu jeder Zeit und nicht beliebig lange und oft nach einem Tier, einer Pflanze oder einem Pilz suchen. Beobachtungen aus der Bevölkerung sind deshalb wertvolle Ergänzungen ihrer Arbeit.

Oft bestätigen solche Zufallsfunde das vorhandene Wissen. Manchmal liefern sie neue Erkenntnisse. Hilfreich ist beides. Darum sammelt das Naturzentrum Glarnerland seit 2008 Tier- und Pflanzenmeldungen aus dem Kanton Glarus. Jedes Jahr bittet es zudem die Bevölkerung, nach einer bestimmten Art speziell Ausschau zu halten. Im vergangenen Jahr waren es die Waldameisen.

Bevölkerung hilft mit, die Waldameisen zu schützen

Fünf Arten von hügelbauenden Waldameisen sind im Kanton Glarus bekannt. Sie alle spielen eine wichtige Rolle für die Gesundheit der Wälder und die Verjüngung der Bäume. Auf Veränderungen ihrer Lebensräume und Störungen an ihren Nesthügeln reagieren sie sehr empfindlich. Um sie zu schützen, müssen ihre Neststandorte bekannt sein.

Letzten Sommer bat das Naturzentrum darum, Funde von solchen Waldameisen-Nestern zu melden. Dem Aufruf folgten 36 Personen, die auf 98 Wanderungen 258 Ameisenhügel entdeckten. Je über 100 Funde stammen aus Glarus Nord und Glarus Süd, die übrigen aus der Gemeinde Glarus. Fast 90 Prozent der Nester wurden auf über 1000 Metern über Meer entdeckt. Während viele Finder weniger als zehn Haufen meldeten, trugen fünf Naturinteressierte zu zwei Dritteln der Funde bei.

Im Schwändital führten Ameisen-Begeisterte eine eigentliche Nest-Kartierung durch. Ein anderer Naturfreund meldete 53 Ameisenhügel aus diversen Glarner Wandergebieten. Ein Nest wurde sogar im Januar auf dem Grotzenbühl in Braunwald entdeckt, als die Waldameisen längst Winter­ruhe hielten. All diese Meldungen helfen, den Waldameisen Sorge zu tragen. Sie werden den Revierförstern zur Verfügung gestellt und in der Planung von Pflegemassnahmen im Wald berücksichtigt. Das Naturzentrum nimmt weiterhin neue Ameisennest-Funde entgegen. Seinen Beobachtungsaufruf 2022 widmet es aber zwei anderen Winzlingen: dem Hermelin und dem Mauswiesel.

Wiesel-Beobachtungen gesucht

Das Mauswiesel ist das kleinste Raubtier der Welt. Es wiegt etwa so viel wie eine Tafel Schokolade und ist so lang wie ein Lineal. Auch das verwandte Hermelin ist kaum grösser. Gerade das macht beide Wiesel zu überaus effizienten Wühlmaus-Jägern: dank ihrem kleinen, schlanken Körper können sie ihrer Beute mühelos in enge Mausgänge folgen. Die beiden Kleinraubtiere stehen aber selber auf dem Speiseplan von Graureiher, Fuchs und anderen Beutegreifern. Auf ihren Erkundungstouren sind sie darum immer auf Deckung bedacht. Strukturarme Flächen und Landschaften machen ihnen das Leben entsprechend schwer.

Obwohl Hermelin und Mauswiesel vom Tal bis ins Gebirge vorkommen, sind Beobachtungen wegen ihrer vorsichtigen, versteckten Lebensweise eher selten. Ein Wiesel zu entdecken, ist Glücksache.

Das Naturzentrum Glarnerland hofft darum, mithilfe der Bevölkerung mehr über die Verbreitung dieser Kleinraubtiere im Kanton Glarus zu erfahren. Da sich die beiden Marderartigen zum Verwechseln ähnlich sehen, sind aber gute Augen gefragt. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal ist die schwarze Schwanzspitze des Hermelins. Diese fehlt dem Mauswiesel, dessen Schwanz einheitlich braun ist.

Meldungen, möglichst mit einem Foto, nimmt das Naturzentrum in seiner Infostelle im Bahnhof Glarus sowie unter info@naturzentrumglarnerland.ch und Telefon 055 622 21 82 entgegen.

*Monica Marti arbeitet beim Naturzentrum Glarnerland.

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