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Es bleibt dabei: Im Glarnerland ist es für die Jahreszeit viel zu warm

Nach dem rekordwarmen Oktober war es auch im November zu warm. Im Glarnerland ist es der sechstwärmste seit Messbeginn.

Südostschweiz
03.12.22 - 04:03 Uhr
Leben & Freizeit
Martinisommer im Glarnerland: Der November 2022 war im Glarnerland viel zu warm. Schöne Stimmungen gab es trotzdem. 
Martinisommer im Glarnerland: Der November 2022 war im Glarnerland viel zu warm. Schöne Stimmungen gab es trotzdem. 
Bild: Sasi Subramaniam

von Felix Blumer*

Wir haben uns an die Rekordmeldungen bezüglich Temperaturen in diesem Jahr schon bald gewöhnt. Nach dem mit Abstand wärmsten Oktober seit Messbeginn war auch der November in der ganzen Schweiz massiv zu warm. Gegenüber der klimatologisch relevanten Norm der Jahre 1961 bis 1990 war er im Norden mehr als 3 Grad zu warm, im Süden betrug der Temperaturüberschuss knapp 3 Grad.

Besonders im westlichen Mittelland war der vergangene Monat sehr warm. An den meisten Orten, unter anderem auch in Genf und in Bern, wo seit 1864 gemessen wird, verzeichnete man den zweitwärmsten November überhaupt. Im Osten war es teilweise der drittwärmste November. Generell war der November 1994 noch wärmer. Nicht ganz so warm war es in unserem Kanton. In Glarus betrug der Temperaturüberschuss 2,9 Grad, in Elm waren es sogar 3,3 Grad. Entsprechend wurde in der Stadt der sechstwärmste November seit Messbeginn registriert, in Elm allerdings nur der zehntwärmste. Dies hat in Elm primär damit zu tun, dass der Föhn auch schon kräftiger war als im November 2022.

Extremer Start in den Monat und ein echter Martinisommer

An vielen Orten auf der Alpennordseite gab es die höchsten Monatstemperaturen schon während der ersten drei Stunden des Monats, also mitten in der Nacht. So wurden in Elm am frühen Morgen des ersten Novembers 18,1 Grad gemessen. Auch im Kantonshauptort wurde der Monatshöchstwert am Morgen von Allerheiligen verzeichnet mit 16 Grad. Zu diesem Zeitpunkt wurde auch der Monatshöchstwert in unserem Land gemessen. 21,3 Grad zeigte das Thermometer in Altdorf. Mit Südwestwind wurden in der Nordwestschweiz speziell am 8. November sehr hohe Temperaturen registriert, so in Delsberg mit 19,3 Grad.

Pünktlich zum Martinstag, also am 11. November, meldete sich der Martinisommer an. Besonders auf den Bergen war es zu diesem Zeitpunkt sehr mild. Auf dem Jungfraujoch wurden am 11. November 1,3 Grad gemessen, die Nullgradgrenze lag zu jenem Zeitpunkt bei rund 3800 Metern. Auf dem 2500 Meter hoch gelegenen Säntis gab es am Folgetag 8,7 Grad. Immerhin reichte es im November für die ersten Frosttage im Glarnerland. Mit einem Tiefstwert von -2,2 Grad in der Stadt und -3,4 Grad in Elm ging die Kälte aber nicht wirklich durch Mark und Bein.

Sonnenscheindauer in der Norm, Niederschlag rar

Wenig hatten die hohen Temperaturen mit der Sonnenscheindauer zu tun. In Glarus gab es sogar nur 89 Prozent der üblichen November-Sonnenscheindauer. Im Mittelland lagen die Werte im Bereich der Norm. Nur im Süden gab es verbreitet einen Sonnenscheinüberschuss von 15 bis stellenweise 30 Prozent. Die Niederschlagsmengen waren eher bescheiden. Nur im Nordwesten der Schweiz war es zu nass, während sich im Mittelland der Niederschlag im Rahmen des Durchschnitts bewegte. An den Voralpen war es meist zu trocken, so auch bei uns. In Glarus fielen nur rund 60 Prozent des üblichen Novemberniederschlages. Sehr trocken blieb es besonders inneralpin und im Süden. In Binn VS und in Cevio TI wurden nur 18 Prozent des üblichen Niederschlages gemessen. Im Tessin fielen generell nur 20 bis 40 Prozent des durchschnittlichen Novemberniederschlages.

Drittwärmster Herbst

Am Mittwoch ging der meteorologische Herbst zu Ende. Über die ganze Schweiz gesehen war es der drittwärmste Herbst. Eindeutig wärmer war der Herbst im Jahr 2006, während es im Jahre 2014 nur minim wärmer war. Allein der kühle September, der in Elm sogar unter der Norm der Jahre 1961 bis 1990 lag, verhinderte einen Herbstrekord. 2006 wurde in Glarus eine Durchschnittstemperatur von 12  Grad verzeichnet. Dagegen nehmen sich die 11,1 Grad in diesem Herbst schon fast bescheiden aus. 11,1 Grad wurden im Übrigen auch im Herbst 2014 erreicht, im Herbst 2018 waren es 11 Grad.

In den kommenden Tagen befinden wir uns meist in einer Südwestströmung. Die Schneefallgrenze liegt daher in der Regel im Bereich um 1200 Meter. Es kann zwar vereinzelt auch etwas Schnee unter 1000 Meter geben, auf den grossen Wintereinbruch warten wir – zumindest in tiefen Lagen – weiterhin vergebens. Erst auf das kommende Wochenende hin könnte es auch in tieferen Lagen weiss werden.

Der Glarner Felix Blumer ist Meteorologe bei Schweizer Radio und Fernsehen.

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