Der kürzeste Tag dauert in Glarus achteinhalb Stunden
Am Mittwochabend, genau um 22.48 Uhr, erreicht die Sonne den südlichsten Punkt ihrer scheinbaren Umlaufbahn. Damit beginnt für die Astronomen der Winter, und wir erleben den kürzesten Tag des Jahres.
Am Mittwochabend, genau um 22.48 Uhr, erreicht die Sonne den südlichsten Punkt ihrer scheinbaren Umlaufbahn. Damit beginnt für die Astronomen der Winter, und wir erleben den kürzesten Tag des Jahres.

von Felix Blumer*
Nun, am späten Mittwochabend, wird es endlich auch für die Astronomen Winter – obschon in der Schweiz mit Nachmittagstemperaturen im teilweise zweistelligen Plusbereich gerade der Vorfrühling ausbricht. Trotzdem erreicht die Sonne den südlichsten Punkt ihrer scheinbaren Umlaufbahn. Um genau 22.48 Uhr steht sie am späten Mittwochabend senkrecht über dem sogenannten südlichen Wendekreis auf 23,4 Grad Süd.
Der südliche Wendekreis befindet sich etwas mehr als 2600 Kilometer südlich des Äquators. Auf dieser Position befindet sich beispielsweise die brasilianische Grossstadt São Paulo. Der Wendekreis bleibt im Übrigen über die Jahrhunderte allerdings nicht völlig konstant. Aufgrund von sogenannten Perturbationen anderer Himmelskörper in unserem Sonnensystem wandert der Wendekreis momentan rund 14 Meter pro Jahr Richtung Äquator.
Das Erreichen des südlichen Wendepunktes definiert für die Astronomen auch den Beginn des Winters. Dieser dauert ab dem Mittwochabend bis Montag, 20. März 2023, um 22.24 Uhr. Dann steht die Sonne wieder senkrecht über dem Äquator und definiert für die Astronomen den exakten Übergang vom Winter zum Frühling.
Der kürzeste Tag des Jahres mit dem tiefsten Sonnenhöchststand
Mit dem Erreichen des südlichen Wendepunktes hat bei uns auch die Tageslänge ihr jährliches Minimum erreicht. In Glarus geht die Sonne um 8.06 Uhr auf und um 16.36 Uhr unter. Der Tag dauert also noch 8 Stunden 30 Minuten und 12 Sekunden – mindestens theoretisch, wenn man den natürlichen Horizont vernachlässigt.
«Jetzt geht es aufwärts. Ab Donnerstag werden die Tage auf der Nordhalbkugel wieder länger.»
Da die Sonne erst kurz vor Mitternacht den südlichsten Punkt erreicht, ist der Donnerstag nochmals gleich kurz mit ebenfalls 8 Stunden 30 Minuten und 12 Sekunden. Der Unterschied beträgt somit weniger als eine Sekunde. Erst am Freitag nimmt die Tageslänge um 5 Sekunden zu. Bis zum Ende des Winters erreicht die Tageslänge wieder eine Dauer von etwas mehr 12 Stunden.
Der Mittwoch ist aber nicht nur der kürzeste Tag, sondern auch jener mit dem tiefsten Sonnenhöchststand. Selbst zum Sonnenhöchststand am Mittag um 12.22 Uhr steht die Sonne nur 19,6 Grad über dem Horizont.
Je weiter es nach Norden geht, desto kürzer sind die Tage
In Glarus dauert der kürzeste Tag also 8 Stunden und 30 Minuten. In Chiasso, an der Südgrenze unseres Landes, sind es dagegen 8 Stunden und 39 Minuten. Der kürzeste Tag dauert also dort rund 9 Minuten länger. Umgekehrt nimmt die Tageslänge ab, je weiter man nach Norden fährt. In Kopenhagen, der Hauptstadt Dänemarks, dauert der kürzeste Tag nur 7 Stunden und 1 Minute, und die Sonne steht selbst am Mittag nur 11 Grad über dem Horizont.
Fährt man weiter nach Norden, nimmt die Tageslänge weiter ab, bis die Sonne am nördlichen Polarkreis auf 66,6 Grad Nord gar nicht mehr aufgeht. Dort herrscht die sogenannte Polarnacht. Nördlich des Polarkreises kann die Polarnacht teilweise Wochen dauern. Am Nordkap, dem nördlichsten Punkt Europas, dauert sie etwas mehr als zwei Monate. Allerdings bleibt es auch dort tagsüber nicht völlig dunkel. Bei klarem Himmel sorgt die Dämmerung für spektakuläre Stimmungen.
Der 21. Juni ist der längste Tag des neuen Jahres
Jetzt geht es aufwärts. Ab Donnerstag werden die Tage auf der Nordhalb-kugel wieder länger. Zum Zeitpunkt des astronomischen Frühlingsanfangs beträgt die Tageslänge auf der ganzen Nordhalbkugel rund 12 Stunden. Dann nimmt die Tageslänge weiter zu, bis sie am Tag des astronomischen Sommeranfangs das Maximum erreicht – in Glarus knapp 15 Stunden und 54 Minuten; auch das natürlich theoretisch.
