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Ein Erdbeben in Papua-Neuguinea schreckt Bewohner in Stierva auf

Ein Fehlalarm des Schweizerischen Erdbebendienstes hat die Bewohner in Stierva kurz erschreckt. Gebebt hat es tatsächlich, aber in Papua-Neuguinea. Und am späteren Abend bei Tiefencastel.

Kristina
Schmid
02.03.23 - 10:01 Uhr
Leben & Freizeit
Es hat nicht gebebt: Ein Fehlalarm des Schweizerischen Erdbebendienstes hat die Bewohner in Stierva kurz erschreckt.
Es hat nicht gebebt: Ein Fehlalarm des Schweizerischen Erdbebendienstes hat die Bewohner in Stierva kurz erschreckt.
Archivbild

Kurz vor sieben Uhr am gestrigen Mittwochvormittag hat der Schweizerische Erdbebendienst auf dem sozialen Netzwerk Twitter vermeldet, bei Stierva in der Region Albula habe die Erde mit einer Stärke von 2,9 gebebt. «War möglicherweise spürbar. Keine Schäden zu erwarten», hiess es in der Mitteilung weiter. Doch keine halbe Stunde später entschuldigte sich der Erdbebendienst. Denn: Bei der Meldung handelte es sich um eine Falschmeldung. 

«Es hat sich kein derartiges Beben ereignet.» Zumindest nicht in Stierva. Gebebt hat die Erde nämlich schon, allerdings in Papua-Neuguinea. Ein teleseismisches Beben sei falsch lokalisiert worden. Florian Haslinger ist Seismologe beim Schweizerischen Erdbebendienst. Er weiss, wieso es manchmal – ungefähr zehn Mal im Jahr – zu solchen Falschmeldungen kommen kann. Auf Anfrage der «Südostschweiz» erklärt er, das Beben in Papua-Neuguinea sei ein relativ tiefes und relativ starkes Beben von 6,5 gewesen. Daher seien auch die Erdbebenwellen dieses Bebens von den Seismometern in der Schweiz erfasst worden. Ein Computerprogramm, das diese Daten auswertet, könne normalerweise zwischen lokalen und solchen in weiter Ferne unterscheiden. «Aber manchmal, wenn es etwa Störsignale gibt, lässt sich das Computerprogramm austricksen.»

«Solche Fehler in der automatischen Auswertung kommen immer mal wieder vor und werden dann von unseren Fachpersonen entdeckt und wie in diesem Fall korrigiert», hiess es auch in einer Twitter-Antwort des Erdbebendienstes, als sich ein Nutzer über die Verwechslung wunderte. «Ein Seismologe erkennt anhand der Wellenform sofort, wenn es kein lokales Beben war und kann die falsche, automatische Beurteilung korrigieren», sagt Haslinger.

Erde bebt bei Tiefencastel Anfang März

Auf Twitter haben sich Nutzerinnen und Nutzer über die Falschmeldung und Verwechslung amüsiert. «Interessant. Papua-Neuguinea ist ja jetzt auch nicht grad um die Ecke», schreibt ein Nutzer in seiner Antwort und ein anderer fragt lachend, ob der Verfasser der Falschmeldung aus dem Bett gefallen sei. Doch es gibt eine plausible Erklärung dafür, weshalb die automatischen Datenauswertungen zuerst veröffentlicht werden – noch bevor ein Seismologe diese auf ihre Richtigkeit überprüft. «Bei einem echten Beben müssen wir möglichst schnell Informationen auf unserer Webseite veröffentlichen und die Leute etwa über Twitter informieren. Und am schnellsten geht das, wenn die erste Veröffentlichung auf den automatischen Auswertungen basiert», sagt Haslinger. Schliesslich ist auch der grösste Teil aller Meldungen korrekt.

Gebebt hat es im Kanton Graubünden am Mittwoch dann wirklich noch. Kurz nach 22 Uhr wurde in der Nähe von Tiefencastel ein Erdbeben der Stärke 2,6 in einer Tiefe von etwa sechs Kilometern gemessen. Beim Schweizerischen Erdbebendienst an der ETH Zürich sind vorwiegend Verspürtmeldungen aus Savognin bis Chur und der näheren Umgebung eingegangen. Innerhalb einer Stunde gab es 60 Meldungen. Bei den meisten davon berichteten die Menschen von einem leichten Schütteln und davon, dass sie überrascht waren. Es gingen zudem vereinzelt Berichte über Knallgeräusche ein. Laut Erdbebendienst entstehen solche Geräusche, wenn Erdbebenwellen an die Oberfläche treffen. Sie seien eine häufige Begleiterscheinung von Erdbeben. Die Schwingungen des Bodens würden in die Luft übertragen und Schallwellen erzeugen. Bei einem Erdbeben dieser Stärke seien in der Regel keine Schäden zu erwarten.

Über Rückmeldungen aus der Bevölkerung sind die Experten froh. «Diese Rückmeldungen aus der Bevölkerung sind wissenschaftlich relevant. Aus den Rückmeldungen erstellen wir sogenannte makroseismische Karten. Wir können dann bessere Modelle erstellen und Vorhersagen treffen, was ein Erdbeben in welcher Stärke ausrichten kann.» Melden solle man sich aber nicht telefonisch, sondern über ein Formular auf der Webseite des Schweizerischen Erdbebendienstes.

Kristina Schmid berichtet über aktuelle Geschehnisse im Kanton und erzählt mit Herzblut die bewegenden Geschichten von Menschen in Graubünden. Sie hat Journalismus am MAZ studiert und lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern im Rheintal, worüber sie in ihrem Blog «Breistift» schreibt. Mehr Infos

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