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Eine Anlage, die neidisch machen könnte

Am Samstag konnte die erneuerte Schiessanlage Landgut der Sektion Davos des Bündner Kantonalen Patentjägerver­bandes nach fast zweijähriger Wartezeit endlich offiziell eingeweiht werden.

Pascal
Spalinger
28.06.22 - 07:00 Uhr
Leben & Freizeit
Remo Gadmer, Pirmin Saner und Hanspeter Ambühl (v.l.) während der Schlüsselübergabe.
Remo Gadmer, Pirmin Saner und Hanspeter Ambühl (v.l.) während der Schlüsselübergabe.
Pascal Spalinger

Hanspeter Ambühl, Präsident der Schiess­kommission, war zu Recht stolz auf das, was in gemeinsamer Arbeit erreicht worden war. Im November 2018 erfolgte nach intensiven Planungsaerbeiten die Baueingabe für die neue Jagd-Schiessanlage. Immer wieder tauchten neue Herausforderungen auf, mussten neue Hindernisse überwunden werden. So stand beispielsweise der Lärmschutz – in der Nähe befindet sich ein Wohnhaus – hoch im Kurs: Es wurden verschiedene Varianten ausprobiert, worauf man schlussendlich zum Schluss kam, die gesamte Anlage um 90 Grad zu drehen. Ein weiterer Fokus lag auf der Altlastensanierung des Bodens sowie dem Gewässerschutz. Auch diese Herausforderungen konnten schlussendlich mehr als zufriedenstellend gelöst werden. Zu herausfordernder Letzt wurde dann auch noch festgestellt, dass sich die Anlage in einer Lawinenzone befand, wodurch die Bauten für die Schiessan­lage zusätzlich verstärkt werden mussten. Als letzte Herausforderung musste auch noch ein Lift ins Vereinshaus eingebaut werden, damit dieses auch für Menschen mit Beeinträchtigung vollständig und barrierefrei begeh- respektive befahrbar ist. Im April 2019 konnte mit den Bauarbeiten begonnen werden. 

Moderner geht nicht mehr

Am 14. Mai 2020 erfolgte dann das – wie Ambühl während seiner Eröffnungs­ansprache erklärte – zweite, für ihn sehr emotionale Schlüsselerlebnis, nämlich die Abnahme durch den Schiessoffizier. «Das erste Erlebnis war, als die Mitglieder im Jahr 2018 unserem Bauvorhaben ohne Gegenwehr zustimmten.» Entstanden ist nicht nur ein gut eingerichtetes, aber trotzdem heimeliges Vereinslokal, sondern vor allem eine Jagd-Schiessanlage, die weit herum ihresgleichen sucht. Der 100-Meter-Stand sowie die verschiedenen Rollbahnen funktionieren einerseits technisch auf dem neuesten Stand, gehören aber auch vom ökologischen Standpunkt her zum Modernsten, das man überhaupt haben kann. So werden beispielsweise die Munitionsprojektile in einem speziellen Granulat aufgefangen, das rund alle zehn Jahre entsorgt wird. Nicht umsonst stellte Pirmin Saner, Präsident der Sektion Davos des Bündner Kantonalen Patentjägerverbandes, mit Stolz fest, dass die neue Anlage andere Sektionen fast ein wenig neidisch machen könnte. Er bezeichnete die neue Anlage als Bijou, bis zu dessen Realisierung jede Menge Vorschriften hätten eingehalten werden müssen. 

Sehr viel Fronarbeit

Das Projekt war jedoch nicht nur aufgrund der baulichen Voraussetzungen eine Herausforderung, sondern vor allem auch in finanzieller Hinsicht. Das Ganze kostete 1,7 Millionen Franken, wovon die Gemeinde Davos 1,1 Millionen übernahm. Den Rest hatten die Davoser ­Patentjäger aufzubringen. Man habe sich praktisch permanent auf einer ­finanziellen Gratwanderung befunden, meinte Ambühl. Dank des Entgegenkommens von Firmen und Sponsoren konnten jedoch alle finanziellen Klippen umschifft werden. Zudem mussten die Mitglieder für die Realisierung ihres Traums tief in die eigene Tasche greifen, denn pro Person mussten 450 Franken auf den Tisch gelegt werden. Zudem ­seien rund 2600 Frondienst-Stunden ­geleistet worden – ein Gegenwert von rund 200 000 Franken. «Dies hat unseren Verein noch stärker zusammen­geschweisst», waren sich Ambühl und ­Saner einig. Beide dankten denn auch nicht nur Bauleitung und Firmen, sondern auch den Mitgliedern für den ausserordentlichen Einsatz. Die mit knapp 300 Personen zweitgrösste Patentjäger-Sektion des Kantons dürfe auf die neue Anlage stolz sein, denn man müsse weitherum suchen, um etwas Vergleichbares zu finden, stellte der eidgenössische Schiessoffizier Oberst Jöri Kaufmann während der spannenden Führung durch die neuen Anlagen fest. Und Landammann Philipp Wilhelm hielt in seinem Grusswort fest, man habe nicht nur den Lärmschutz verbessern, sondern auch eine höhere Akzeptanz bei der Bevölkerung erreichen können. Es sei wegen des Gewässerschutzes wichtig, dass nicht mehr in den Boden geschossen werde.

Ganz beendet sind die Arbeiten indes noch nicht: Einerseits werden Bäume, die man während der Bauarbeiten habe fällen müssen, durch Aufforstung im hinteren Teil der alten Anlage ersetzt. Zudem ­bereiten ein paar kranke Bäume Sorgen, die nach Möglichkeit gefällt werden ­sollen. Wann und wie dies geschehen soll, ist jedoch noch nicht abschliessend festgelegt.

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