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Nach 64 Jahren Orgeldienst ist für Jakob Strebi Schluss

Anfang Jahr hat Jakob Strebi aus Haslen dem Kirchenrat Schwanden seinen offiziellen Rücktritt von öffentlichen Orgeldiensten eröffnet. Damit endet seine Tätigkeit nach über 60 Jahren.

Südostschweiz
08.02.23 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Schluss nach 64 Jahren: Jakob Strebi verabschiedet sich vom öffentlichen Orgeldienst.
Schluss nach 64 Jahren: Jakob Strebi verabschiedet sich vom öffentlichen Orgeldienst.
Pressebild

von Peter Hofmann*

Am Sonntag, 19. Februar, wird Jakob Strebi nach 64 Jahren öffentlichem Orgeldienst nicht mehr selbst auf der Orgelbank sitzen. Doch sein Musikwunsch für den Gottesdienst wird sich erfüllen. «Irgendetwas von Bach sollte dabei sein, denn ich bin natürlich stark mit Bach aufgewachsen», beantwortet der Zurücktretende die Frage, warum er Musik von Johann Sebastian Bach gewählt habe.

Unter Jakob Kobelt habe er als Schüler im Kantonsschulchor das Weihnachtsoratorium von Bach gesungen, fährt Strebi fort: «Kobelt war damals auch mein erster Orgellehrer.» Und schon in der dritten Orgelstunde habe dieser Strebi ein Stellenangebot unterbreitet, weil in Luchsingen ein Organist gebraucht worden sei. «Im Januar 1959 habe ich dann in Luchsingen begonnen und habe bald gemerkt, dass in der Liturgie ein Bach kommen muss, um ein gutes Gefühl zu haben», erzählt Strebi.

Alles andere als mittelmässig

Mit seinem Bekenntnis zu Johann Sebastian Bach befindet sich Jakob Strebi in bester Musikertradition. Bach war zum Beispiel für den französischen Komponisten Claude Debussy «der liebe Gott der Musik». An Bach sollten die Komponisten ein Gebet richten, bevor sie sich an die Arbeit setzten, schrieb Debussy, «auf dass er sie vor Mittelmässigkeit bewahre».

Alles andere als mittelmässig gestaltete sich die künstlerische Laufbahn von Strebi. Seinen ersten Klavierunterricht erhielt er beim ebenfalls in Haslen lebenden Jean-Jacques Hauser alias Tartarov. Als Strebi als junger Erwachsener mit dem öffentlichen Orgelspiel begann, war Hauser bereits diplomierter Konzertorganist und zweifacher Preisträger.

Auf den neun Jahre jüngeren Strebi muss das Virtuosentum seines Klavierlehrers kräftig abgefärbt haben. Jedenfalls sagten die Luchsinger auch Strebi eine steile Karriere voraus: «Wie der georgelt hat! Der wird einmal Domorganist.»

Und tatsächlich: Bei der Aufnahmeprüfung für die Musikakademie in Zürich spielte Strebi ein grosses Präludium – natürlich von Bach. Nach der ersten Notenseite hatte der damalige Direktor, kein geringerer als Rudolf Kelterborn, das Talent dieses Musikers ebenso schnell erkannt: «Der Mann, der kann das. Der ist gut.»

So wurde aus dem Orgelstudenten der letzte Diplomand des Schweizer Organisten und Musikpädagogen Hans Gutmann, seinerseits ein Dupré-Schüler. Auf die Schwander Orgel berufen wurde Strebi im Jahr 1974 durch den damaligen Kirchenpräsidenten Heinz Zweifel. Damals hätte niemand geahnt, dass Schwanden einmal Strebis Dom gewesen sein wird. Ein Grund zum Danken – mit Bach.

* Peter Hofmann ist reformierter Pfarrer in Schwanden.

Der Gottesdienst zum Rücktritt

Am Sonntag, 19. Februar, um 9.30 Uhr, Pfarrhaus Post in Schwanden, Sängersaal: Gottesdienst zum offiziellen Rücktritt von Jakob Strebi. Es ertönt von Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750): Sonate für Violine und Orgel A-Dur, BWV 1015. Ryoko Suguri, Violine, und Martin Zimmermann, Orgel. (red)

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