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«Dass der Name Fridolin verschwindet, macht mich traurig»

Sasi Subramaniam befasst sich in seinem neuen Fotobuch mit allem, was mit dem Heiligen Fridolin zu tun hat.

Südostschweiz
14.09.21 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Zu Ehren des Heiligen Fridolin: «Glarner Nachrichten»-Fotograf Sasi Subramaniam widmet sich in seinem neuen Buch den Fridlis, Friggen und Fritzen.
Zu Ehren des Heiligen Fridolin: «Glarner Nachrichten»-Fotograf Sasi Subramaniam widmet sich in seinem neuen Buch den Fridlis, Friggen und Fritzen.
PRESSEBILD

Sasi Subramaniam, Fotograf bei den «Glarner Nachrichten», hat ein Buch voller Fridlis, Friggen und Fritzen veröffentlicht. Der prominenteste darunter ist der Heilige St. Fridolin. Alles, was in diesem Buch abgedruckt ist, hat irgendwie mit dem Glarner Landespatron zu tun – seien es die vielen porträtierten Namensvettern oder eines der Brauchtümer, die sich auf den Mönch aus Irland beziehen: In Netstal brennt das Fridolinsfeuer, in Bilten treiben die Schiffchen auf dem Dorfbrunnen und in Bad Säckingen zieht eine Prozession durch die Strassen. Subramaniams Bilder zeigen den Heiligen Fridolin in all seinen Formen, auch den kommerziellen: So ist er auf Unterhosen zu finden, macht (fast inkognito) Werbung für Coca Cola oder ziert als Schmuckstück Glarner Ohren.

Die Hintergrundtexte und Anekdoten im Buch stammen ebenfalls aus der Feder von Fridlis und Fritzen: Fridolin Hauser liefert Historie und Sage zu Fridolin und seinen Glarner Namensvettern. Und alt Ständerat Fritz Schiesser zum Beispiel (der eigentlich Fridolin heisst) berichtet von den Verwirrungen, die entstehen können, wenn man Fritz genannt wird, aber eigentlich Fridolin heisst. Im Interview mit den «Glarner Nachrichten» erzählt Subramaniam von der Entstehung des Buches «Mein Name ist Fridolin».

Im Vorwort zu deinem Fotobuch schreibt Ursula Helg, der Glarner Landespatron Fridolin sei ein Heiliger mit Migrationshintergrund, schliesslich stamme er aus Irland. Du kommst aus Sri Lanka, hast du deshalb eine Verbindung zu Fridolin gespürt?

Sasi Subramaniam: Nein, das war eigentlich nicht der Grund, weshalb ich mich mit Fridolin befasst habe. Mich fasziniert einfach das ganze Brauchtum um ihn herum: Die rauchenden Kinder am Fridolinsfeuer oder auch einfach die vielen Erscheinungsformen, die er auf den verschiedenen Fahnen annimmt.

Wann bist du zum ersten Mal mit Fridolin in Kontakt gekommen?

Als meine Frau vor elf Jahren schwanger war, bekamen wir eine Einladung zum Abendessen bei einem Kollegen in Ennenda. Da wurden wir gefragt, ob wir schon einen Namen für unser Kind haben. Ich sagte Nein. Da sagte man uns: Nennt es Fridolin! Wir haben unseren Sohn dann zwar anders getauft, aber ab da ist mir immer wieder aufgefallen, wo man doch diesen Namen überall antrifft.

Seit wann hast du an deinem Fotobuch gearbeitet?

Die ältesten Bilder sind mittlerweile sechs oder sieben Jahre alt. Es hat mit einer Porträtserie über Leute mit dem Namen Fridolin angefangen, die ich während meiner Fotografenausbildung geschossen habe. Später habe ich das Fridolinsfeuer besucht und die rauchenden Kinder fotografiert. Ich war total überrascht. Meine Güte, dachte ich mir, was machen diese Kinder nur? Das kam mir total unschweizerisch vor. Sonst ist hier ja immer alles geregelt und korrekt. Danach habe ich nicht mehr aufgehört, alle Motive zu fotografieren, die etwas mit Fridolin zu tun haben. Irgendwann fragte ich mich dann, was ich mit diesem Haufen an Bildern überhaupt anfangen soll. Also habe ich mich entschlossen, ein Buch daraus zu machen.

Das Format ist A5. Das ist relativ klein für ein Fotobuch.

Das ist ehrlich gesagt aus der Not geboren. Wir wollten zuerst ein grösseres Format. Aber dafür fehlte das Geld. Doch ich muss sagen, das Format gefällt mir sehr gut.

Ein paar Fridoline oder Fritzen berichten in ihren eigenen Worten, was ihnen der Name bedeutet. Wie bist du auf sie gekommen?

Ich machte mir viele Gedanken, wie ich mein Buch gut präsentieren kann. Ich wollte kein religiöses Buch machen, das sich nur um den Heiligen dreht. Immer wenn ich mit Fridolinen gesprochen habe, fragte ich sie, was es für sie bedeutet, den Namen Fridolin zu tragen. Die Leute konnten immer viel erzählen. Da fragte ich einige, ob sie nicht einige Sätze über ihre Erfahrungen schreiben wollen. Sie machen das Buch viel lebendiger. Aus heutiger Sicht hätte ich gerne noch mehr im Buch gehabt.

Was immer wieder Thema im Buch ist: Der Name Fridolin wird immer seltener im Kanton Glarus. Was denkst du darüber?

Dass der Name verschwindet, macht mich traurig. Ich beschäftige mich ja schon seit einigen Jahren mit Fridolin. Und ich sehe es fast als eine Pflicht an, alles zu dokumentieren, was irgendwie mit ihm zu tun hat. Ich wünschte mir übrigens, einmal eine Fridolina porträtieren zu können.

Wen sehen wir eigentlich auf dem Titelbild?

Das Bild habe ich an einem Flüchtlingstag gemacht. Auf dem Bild ist ein Afghane zu sehen, der auf der Bühne tanzte. Er ist fast gleich gekleidet wie Fridolin auf der Fahne hinter ihm und er nimmt sogar dieselbe Körperhaltung ein. Viele haben mich gefragt, ob das Bild gestellt sei.

Und, ist es gestellt?

Nein, nein, das war Zufall!

Die Vernissage findet in der Kulturbuchhandlung Wortreich in Glarus, am 16. September, um 19 Uhr statt. Zum Besuch der Vernissage braucht es ein Covid-Zertifikat.

Buchtipp
Sasi Subra­maniam - «Mein Name ist Fridolin»
Somedia Buchverlag
192 Seiten
39 Franken

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