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Ein Fridolin ist geboren

Der «Glarner Nachrichten»-Fotograf Sasi Subramaniam trifft den jüngsten Fridolin im Glarnerland.

Sasi
Subramaniam
20.03.21 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit

Wer in einem Bürgerkriegsland aufwächst, braucht unbedingt scharfe Sinne. Man muss immer wach sein, um die Dinge sofort begreifen zu können. Dazu braucht man ein gutes Auge. Wenn man in einem Kriegsland als Journalist arbeitet, wie ich dies tat, braucht man zudem ein Gehirn, um alles sofort wie ein Computer zu analysieren. Und man braucht eine Nase. Nicht nur für die News, sondern auch für die Situation.

Und dann gibt es das Ohr. Ich war persönlich nie besonders sensibilisiert auf Geräusche, weil ich ein visueller Denker bin. Da ich seit 13 Jahren in der Schweiz lebe, bin ich nicht mehr wach, wie ich es in meiner Heimat in Sri Lanka war. Hier habe ich ein normales Leben. Trotzdem hat meine Geräusch-Sensibilität in dieser Zeit einige Fortschritte gemacht. Vielleicht ist die neue Sprache ein Grund dafür.

Wenn ich an Fridolin Hauser denke, höre ich manchmal einen traurigen Satz, den er vor zwei Jahren bei einem Interview mit mir sagte: «Der Name Fridolin stirbt langsam aus.» Fridolin Hauser ist der Oberfridli des Fridlibundes, ein Verein für alle Fridoline auf dieser Welt.

Letzte Woche rief mich Fridolin Hauser an. Dieses Mal war seine Stimme glücklich. «Sasi, ein Fridolin ist geboren! Willst du ihn fotografieren?», sagte er. Ich sagte sofort zu, weil ich an allem was mit Fridolin zu hat, ein grosses Interesse habe.

Wie abgemacht begleitete ich die Delegation des Fridlibundes zum Besuch beim jüngsten Fridolin des Glarnerlandes. Während der Fahrt nach Ennenda erzählte mir Fridolin Hauser, dass sich die Mutter bei ihm gemeldet habe, nachdem er bei TV Südostschweiz gesagt hatte, es sei im Jahr 2020 kein einziger Fridolin geboren worden.

Fridolin Tschudi wurde am 19. Dezember 2020 geboren. Da es eine Hausgeburt war, bekam der Fridlibund nichts mit – obwohl er ein wachsames Auge auf all die Fridlenen im Kanton zu haben scheint.

Nachdem Fridolin Hauser an die Türe klopfte, wurden wir vom Ehepaar Fridolin und Amanda Tschudi herzlich willkommen geheissen. Die beiden Schwestern des neugeborenen Fridolin, Fabienne und Alice, waren fein herausgeputzt in einer schönen Tracht. Die Delegation des Fridlibundes gratulierte dem glücklichen Elternpaar und überreichte dem neuesten Mitglied im Fridlibund ein kleines Startkapital mit Urkunde.

An diesem Abend hatte ich mindestens so viel Freude wie der Fridlibund. Weil ich nicht nur einen neugeboren Fridolin fotografiert habe, sondern gleich drei Generationen von Fridolinen. Ein seltenes Bild!

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