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Der lästige Käfer gibt nicht auf

Der Borkenkäferbefall in der Schweiz ist weiterhin auf hohem Niveau. Auch im Linthgebiet und Glarnerland nehmen die Schäden zu.

Südostschweiz
15.02.21 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Problematisch: Der Borkenkäfer verursacht grosse Schäden. Bild: Keystone
Problematisch: Der Borkenkäfer verursacht grosse Schäden. Bild: Keystone
KEYSTONE

Die Zahl der befallenen Fichten, die in der Schweiz geschlagen und als Schadholz genutzt wurden, war im Sommer 2020 höher als zwischen den Jahren 2005 und 2018. Gemäss Schätzungen für den Winter 2020/2021 könnte die Menge an befallenem Holz gar auf den zweithöchsten Wert seit dem Rekordjahr 2003 klettern.

Immerhin gingen die sogenannten Zwangsnutzungen von befallenem Holz im vergangenen Sommer im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent auf rund 795 000 Kubikmeter zurück, wie die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) mitteilt.

Schätzungen für den Winter zeigen jedoch, dass die Menge an befallenem Holz auf mehr als 1,5 Millionen Kubikmeter ansteigen könnte. Das entspräche einem Rekord seit 2003. Die tatsächlichen Werte werden im Herbst 2021 erhoben.

Sieben Kantone meldeten eine Zunahme der Zwangsnutzungen von befallenen Fichten im Vergleich zu 2019. Spitzenreiter waren die Kantone Graubünden und Appenzell Ausserrhoden mit doppelt so viel befallenem Holz. Auch die Kantone Jura, Baselland und Tessin verzeichneten Zunahmen. Seit 2018 nehme die Menge des im Wald zurückgelassenen Käferholzes jedoch stetig zu, stellte die WSL fest.

Glarus und Nachbarschaft stark betroffen

Im Kanton Glarus haben der sehr trockene Sommer 2018 und die Sturmereignisse in den letzten drei Jahren ebenfalls die Wirkung des Fichtenborkenkäfers auf den Glarner Wald anwachsen lassen, heisst es von Kantonsoberförster Maurus Frei. Im Jahr 2020 seien deshalb vermehrt Massnahmen zur Eindämmung des Fichtenborkenkäfers notwendig gewesen.

Betroffen waren rund zwei Drittel der durchschnittlichen jährlichen Holznutzung im 2020 beziehungsweise rund 42 000 Kubikmeter Holz – das meiste davon Fichte. Gut ein Viertel davon musste gefällt werden, da es vom Fichtenborkenkäfer besiedelt worden ist.

Durch das Fällen konnte die Population des Käfers direkt reduziert werden. «Die übrigen drei Viertel der Holznutzung betrafen von Stürmen umgeworfene Bäume, die vorbeugend aus dem Wald transportiert oder im Wald entrindet wurden, damit der Fichtenborkenkäfer sich darin nicht vermehren konnte», so Frei.

Mehr Käfer-Generationen wegen warmen Temperaturen

Im Kanton St. Gallen sind die Zahlen «auf hohem Niveau stabil», wie Stefan Buob vom Kantonsforstamt auf Anfrage dieser Zeitung sagt. Es gebe aber deutliche regionale Abweichungen. «Im Gebiet Rheintal/Fürstenland gehen die Zahlen eher zurück, im Linthgebiet, Sarganserland und Toggenburg verzeichnen wir Zunahmen.» Mit 70 000 Kubikmetern mache das Käferholz etwa ein Viertel der Normalnutzung aus, so Buob.

Ebenfalls schrieb die WSL, dass aufgrund von wärmeren Temperaturen künftig mit drei Borkenkäfer-Generationen pro Jahr im Mittelland zu rechnen sei, in höheren Lagen lokal mit zwei. Auch Trockenheit trage dazu bei, dass sich Fichten weniger gut gegen einen Schädlingsbefall wehren könnten. (sda/red)

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