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Das Muchetta-Rudel verhält sich bisher ruhig

Pünktlich zur kalten Jahreszeit zieht das Wild im Parc Ela in seine gewohnten Wintereinstandsgebiete. Die Wildhüter Ricardo Engler und Johannes Tomaschett erklären, was dies für die Wölfe in Mittelbünden bedeutet.

Südostschweiz
17.12.20 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Ein Welpe aus dem Albula- respektive dem Muchettarudel, aufgenommen in diesem Sommer.
Ein Welpe aus dem Albula- respektive dem Muchettarudel, aufgenommen in diesem Sommer.
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Im Parc Ela wohnt ein Wolfsrudel. «Es handelt sich um sechs Wolfswelpen. Im Verlauf des Septembers wiesen aber mehrere Beobachtungen auf den Verlust eines Welpen hin», erklärt Wildhüter Johannes Tomaschett in einer Medienmitteilung des Parc Ela. Hinzu kommen zwei Elterntiere. Aufgrund des Aufenthaltsorts während ihren ersten Lebensmonaten wird das Rudel ‹Muchetta-Rudel› genannt.

Die Wolfsfamilie habe sich bis zum ersten Schneefall Ende Oktober im Gebiet Falein aufgehalten, sich dann aber in Richtung Bergün verschoben, sagt Tomaschett. Das Rudel habe auch schon einen Ausflug bis ins untere Surses gemacht. Die letzte Sichtung Anfang Dezember stamme aus dem Val Tuors in Bergün. Er geht davon aus, dass sich das Rudel in den nächsten Monaten entlang des Albula-Haupttals und des unteren Surses bewegen wird, da sich die Elterntiere dort bereits im letzten Winter aufgehalten haben.

Wölfe folgen dem Hirschwild

Ricardo Engler ergänzt: «Zur Hauptnahrung der Wölfe gehört das Hirschwild. Das Muchetta-Rudel wird mit der Wanderung des Hirschwildes in die traditionellen Wintereinstände mitziehen.» Die Einstände lägen hauptsächlich an den Südlagen des Albulatals und je nach Schneelage auch in der Umgebung der Dörfer. Das Rudel werde in den Wildeinständen wohl häufig das Jagdgebiet wechseln. Doch es gäbe nebst dem Muchetta-Rudel mindestens drei weitere Wölfe im Surses.

Auf die Nutztierrisse vom Sommer angesprochen, betont Tomaschett in der Mitteilung, dass es während der Sömmerungszeit im Streifgebiet des Muchetta-Rudels nur zu einem registrierten Schafriss gekommen sei. Im Surses habe es aber ganz anders ausgesehen, so Engler: «Die einzelnen Wölfe sorgten in den Sömmerungsgebieten bei den Landwirten und bei der Wildhut für viel Arbeit und Ärger. Insgesamt wurden 25 Schafe und 14 Ziegen gerissen.»

Was gilt es zu tun – und was nicht?

Um Konflikte zwischen dem Schalenwild und Wölfen zu minimieren, dürfen die Tiere nicht gefüttert werden, sagt Engler. «Komposthaufen, Futterabfälle, Schlachtabfälle und so weiter sind so zu sichern oder zu entsorgen, dass sie für das Wild nicht erreichbar sind. Denn Futterquellen ziehen viele Wildtiere an und sind deshalb auch für Wölfe attraktiv.» Diese folgen der Beute – den Rehen und Hirschen – bis in Siedlungen und das kann zu Problemen führen, wie Engler sagt. Ausserdem ist es seit 2017 gesetzlich verboten, die Tiere zu füttern.

Für den ganz seltenen Fall

Falls man unerwarteter Weise einmal einem Wolf Angesicht zu Angesicht begegnen sollte, hat Engler klare Anweisungen: «Stehen bleiben und den Augenblick geniessen.» In der Regel würde sich der Wolf rasch zurückziehen, beziehungsweise fliehen. Auf keinen Fall sollte der Wolf verfolgt werden – auch nicht für ein Foto. Anschliessend gelte: Jede Beobachtung dem örtlichen Wildhüter melden. (mas)

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