×

Die neuen Piloten brauchen die Luft über dem Walensee

In regelmässigen Abständen treffen sich die Verantwortlichen der Schweizer Luftwaffe mit den Anstössern der Übungsflüge zu einem runden Tisch. Wie sich neue Jets auf die Flüge auswirken, bleibt ungeklärt.

Südostschweiz
17.11.20 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Übungssache: Die PC-21 der Schweizer Luftwaffe üben auch über dem Walensee. Allerdings nicht mehr als in den anderen definierten Schutzräumen.
Übungssache: Die PC-21 der Schweizer Luftwaffe üben auch über dem Walensee. Allerdings nicht mehr als in den anderen definierten Schutzräumen.
KEYSTONE

von Guido Städler

Die Schweizer Luftwaffe trainiert mit ihren PC-21 in drei Flugräumen in der Ost-, Inner- und Westschweiz. Der Flugraum Speer/Säntis umfasst das Gebiet Sarganserland-Walensee, das Toggenburg und das Appenzellerland. Dabei sind die Sturzflüge oft unüberhörbar.

Darum initiierte 2008 die Talgemeinschaft Sarganserland-Walensee (TSW) einen Roundtable mit der Luftwaffe. Am Roundtable nehmen neben dem Kommandanten der Luftwaffe, Divisionär Bernhard Müller, sowie dem Kommandanten der Pilotenschule, Markus Thöni, zivile Vertreter von Kantonen, Gemeinden und Tourismusorganisationen teil. Die Treffen finden alternierend in den drei erwähnten Flugräumen statt. Für 2020 war Emmen, die Basis der PC-21, vorgesehen. Coronabedingt wurde der aktuelle Roundtable allerdings über Skype abgehalten.

Keine Auslandtrainings möglich

Divisionär Bernhard Müller hielt fest, dass die Belegung der drei Flugräume durch die PC-21, wie in den vergangenen Jahren, etwa zu je einem Drittel erfolgte. Die Flugzeiten waren leicht höher, da wegen Corona keine Auslandtrainings in der Grössenordnung von 36 Stunden möglich waren. Für 2021 werden diese vor allem im benachbarten Frankreich wieder anvisiert.

Konkret listete Divisionär Müller die Belegung bis zum 13. November 2020 auf: Speer/Säntis 126 Stunden und 39 Minuten oder 34,7 Prozent (2019: 99 Stunden und 22 Minuten); Hohgant 33,1 Prozent; Chasseral/Jura 32,2 Prozent. Die Trainings fanden ausbildungsbedingt vor allem im Frühjahr und Spätherbst statt. Rund 25 Wochen im laufenden Jahr seien PC-21-trainingsfrei gewesen.

Im Jahr 2021 werden sechs Piloten ausgebildet

Laut Divisionär Müller werden 2021 sechs Piloten ausgebildet. 2022 wird mit vier Kandidaten gerechnet. Dies habe eine Verminderung der Trainingsflüge zur Folge. Wie weit sich Corona auf Anwärter von Piloten aus der zivilen Luftfahrt auswirkt, bleibe offen. Ebenso noch nicht abschliessend beantwortet werden konnte die Anfrage von Marcel Benz, Gemeindepräsident von Weesen, wie sich die Beschaffung der neuen Kampfflugzeuge auf die Pilotenschulung allgemein auswirken wird.

Die Häufung von Anfragen bezüglich Fluglärm im Rahmen der Trainings der Luftwaffe schreibt Divisionär Müller zur Hauptsache den Coronaauswirkungen zu.

Abschliessend hielt der Kommandant fest, dass der CO2-Ausstoss der Luftwaffe 0,3 Prozent am allgemeinen Gesamtausstoss beträgt und die Lärmbelastung der Luftfahrt deutlich geringer sei als der Strassen- und Schienenverkehr. Ziel der Luftwaffe bis 2030 seien Reduktionen bei CO2 um 25 Prozent und beim Lärm um 40 Prozent.

Dank Gesprächen erreicht

Der Roundtable konnte dank offenen Gesprächen doch Verbesserungen für den Flugraum Speer/Säntis erreichen. So wurden die Trainingseinheiten schwerpunktmässig im Frühling und Herbst sowie eine Sommerpause angesetzt. Die Belegungen in den drei Schweizer Flugräumen ist ausgeglichener verteilt. Auch innerhalb der Ostschweiz kam es zu einer spürbaren Verteilung. Die Erprobung leiserer Propeller für die PC-21 entsprach leider weder den militärischen noch den zivilen Partnern.

Darum braucht es das Training
Die Luftwaffe hat den Auftrag zur Luftraumverteidigung sowie -transporten und folglich auch zur Pilotenausbildung. Diese muss trotz Ausbildung im Simulator möglichst realitätsnah erfolgen. Geschwindigkeit, Gelände oder Wetterbedingungen müssen erfahrbar sein. Wegen der geringeren Motorenleistung sind die PC-21 auf tiefere Zonen angewiesen als die F/A-18. Die PC-21 bildeten eine gute Plattform für die Weiterbildung auf den F/A-18, da die Cockpits kompatibel sind, sagt Thöni. Folglich müssten auch weniger Flüge mit den Jets erfolgen. Die Sequenzen an den Flugtagen dauern jeweils eine Stunde, aufgeteilt in bis zu vier Einheiten und im Flugraum Speer/Säntis verteilt zwischen Walen- und Bodensee. Im Zeitraum Juli/August herrscht gemäss Vereinbarung mit der Region eine sechswöchige Trainingspause. (sg)

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Leben & Freizeit MEHR