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Wie die Linthebene für die Landwirtschaft gewonnen wurde

Das Marchmuseum im Rempen zeigt eine neue Sonderausstellung über die Melioration der Linthebene im Zweiten Weltkrieg. Es handelte sich dabei um das grösste Bodenverbesserungswerk der Schweiz.

Südostschweiz
21.09.20 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Schweres Gerät: Da im Zweiten Weltkrieg Treibstoffe kaum erhältlich waren, wurden elektrobetriebene Maschinen für die Melioration eingesetzt.
Schweres Gerät: Da im Zweiten Weltkrieg Treibstoffe kaum erhältlich waren, wurden elektrobetriebene Maschinen für die Melioration eingesetzt.
ZVG/HEINRICH SCHMID

Eigentlich war die Vernissage zur Ausstellung über die Bodenverbesserung in der Linthebene im Zweiten Weltkrieg schon im April geplant. Wegen der Corona-Pandemie konnte sie aber nicht stattfinden. Kürzlich ist der Anlass im Marchmuseum im Rempen oberhalb von Siebnen nachgeholt worden. Für die Konzeption und die Gestaltung der Schau ist Stefan Paradowski von der Agentur für Kunst- und Regionalgeschichte Lachen verantwortlich.

Wie es im Text des Marchmuseums zur Ausstellung heisst, riefen nach dem Ersten Weltkrieg Arbeitslosigkeit und Lebensmittelknappheit nach der Erschliessung neuen Kulturlands. Die Aufmerksamkeit fiel auf die brachliegenden, versumpften Böden im Linthgebiet. 1921 lag ein erstes Projekt vor, das bei Gemeinden und Grundbesitzern aber auf Skepsis stiess.

Das Vorhaben enthielt jedoch mit der Gewässerkorrektion, der Entwässerung, der Güterzusammenlegung und der Besiedelung der Linthebene schon fast alle Massnahmen, die später in den Vierzigerjahren mit dem «Plan Wahlen», auch als «Anbauschlacht» bezeichnet, umgesetzt wurden.

400 bis 500 Hilfskräfte im Einsatz

Dabei spielte die Linthregion, die vom Bundesrat als die «grösste Ebene unseres Landes» bezeichnet wurde, eine besondere Rolle, zumal die Linthebene-Melioration als «das grösste Bodenverbesserungswerk der Schweiz» galt. Auch sah man darin die Vollendung der Linthkorrektion von Hans Conrad Escher (ab 1807).

1936 reichte Nationalrat Erhard Ruoss, Buttikon, ein Postulat an den Bundesrat ein. Er fragte, ob nicht das Meliorationsprojekt aus dem Jahr 1921 verwirklicht werden könnte. Dieser Vorstoss verhiess Beschäftigung für 600 Mann über drei bis vier Jahre und Ansiedelungsmöglichkeit für über 100 Familien. Anfang 1939, unmittelbar vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, erliess die Bundesversammlung das «Bundesgesetz über die Melioration der Linthebene». Unter der Federführung des Kriegsernährungsamtes wurden die Ziele des Anbauplans zur Erhöhung der Eigenproduktion definiert: Ausweitung des Ackerbaus, Reduzierung der Viehzucht und Rationierung der Lebensmittel.

Infolge der Aufgebote für den Aktivdienst gab es anfangs einen starken Mangel an Arbeitskräften. Neben 70 Angestellten im Monatslohn kamen in der Linthebene Landdienstpflichtige, Taglöhner, Frauen, Kinder (jeweils im Herbst) und 100 bis 150 Internierte aus dem «Polenlager» in Reichenburg zum Einsatz.

Der Anbau setzte 1942 ein. Von den meliorierten Böden hat die Schweizerische Vereinigung für Innenkolonisation und industrielle Landwirtschaft (SVIL) in der Region Linth rund 460 Hektaren in Kultur genommen. Sie führte darauf in zwölf Pflanzwerken den Pflichtanbau von 84 Firmen durch. Während der Saat- und Erntezeit waren oft 400 bis 500 Hilfskräfte im Einsatz. (eing)

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