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Das Naturzentrum sucht Pilze mit Bärten, die an Bäumen hängen

Der Tannen-Stachelbart ist ein seltener Pilz und das Naturzentrum Glarnerland will wissen, wer ihn gesehen hat.

Südostschweiz
17.08.20 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Kein Hypochonder: Der Tannen-Stachelbart mag sein Holz krank.
Kein Hypochonder: Der Tannen-Stachelbart mag sein Holz krank.
DANIEL SCHLEGEL

In der Geschichte von Lorly Jenny stibitzt die Silberdistel den weissen Bart von Zwerg Bartli und hängt ihn zuoberst in eine Tanne. Das Naturzentrum Glarnerland sucht nun aber keine Tannenbärte aus dem Volk der Zwerge, sondern aus dem der Pilze. Denn: «Jede Meldung des seltenen Tannen-Stachelbarts gibt wichtige Hinweise auf wertvolle Waldgebiete», schreibt das Naturzentrum in einer Mitteilung.

Sein Fruchtkörper, also das, was man vom Pilz sieht, hat anfangs höchstens Kinderkopfgrösse. Ausgewachsen wird er bis zu 50 Zentimeter lang. Beim jungen Pilz ist der «Bart» völlig weiss, verfärbt sich aber nach und nach gelblich. Wer einen solchen Pilz sieht, wird gebeten, den Fund mit einem datierten Foto mit Standortangabe zu dokumentieren und dem Naturzentrum Glarnerland zu melden. Der Tannen-Stachelbart lebt bevorzugt auf kränkelnden oder schon abgestorbenen Stämmen von Weisstannen oder auch Fichten. Der Pilz ist selten und schweizweit gefährdet. Nur gut 20 Tannen-Stachelbärte wurden in den letzten fünf Jahren auf der schweizerischen Verbreitungskarte erfasst. Im Glarnerland wurde der Pilz bisher an vier Standorten gefunden: im Flüewald im Niederurnertäli, im Gebiet Aenziun im Oberseetal, in Diesbach und im Gamperdunerwald ob Elm.

Melden hilft schützen

Grund für die Seltenheit des Pilzes ist seine Vorliebe für Weisstannen und dickes Totholz. Beides ist auch in den Glarner Wäldern untervertreten. So sind nur fünf Prozent aller Bäume Weisstannen. Früher wurden Tannen vom Fichten-Nutzholz verdrängt. Zudem sind die jungen Tannen bei Rehen, Gämsen und Hirschen als Nahrung beliebt. Heute fördert man die Weisstanne, da sie für die Artenvielfalt wertvoll ist und mit ihren tiefen Wurzeln gut gegen Steinschlag und Murgänge schützt. Auch Totholz lassen Waldbesitzer heute möglichst liegen und stehen, damit dieses dem Tannen-Stachelbart und weiteren Pflanzen und Tieren als Lebensraum dienen kann.

Funde helfen bei der forstlichen Planung mit. Die Waldpflege erfolgt dort mit der nötigen Vorsicht. Wer mehr über den Tannen-Stachelbart und seine Pilzkollegen erfahren möchte: Vom 8. September bis 31. Oktober lädt die Ausstellung «Pilzreich» im Naturzentrum Glarnerland mit rund 100 Pilz-Porträts, echten Pilzen und sinnlichen Stationen zur Entdeckungsreise ein. (eing)

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