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Die Schafskälte war wieder einmal zu Besuch

Bis jetzt hat der Juni seine sommerliche Seite versteckt gehalten, das Wetter war unbeständig und eher kühl. «Die Schafskälte hat wieder mal zugeschlagen», erklärt Meteorologe Stefan Scherrer. Macht sie bald der Sommersonne Platz?

Simone
Zwinggi
17.06.20 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Wanderschäfer, Schäfer, Schafe,
Kalt und nass: Anfang Juni war es ziemlich frisch.
SYMBOLBILD ARCHIV

Regen- oder Sonnenschirm? Jacke oder T-Shirt? Die perfekte Bekleidungswahl zu treffen, war schwer in den letzten Tagen.  «Im Moment haben wir Wischi-waschi-Wetter», bestätigt Stefan Scherrer von Meteonews den nicht-professionellen Blick aufs Wetter. «Die Ursache dafür ist in einem Kaltlufttropfen zu finden, also kalte Luft polaren Ursprungs in der oberen Troposphäre. Deswegen gibt es derzeit unbeständiges, wechselhaftes Wetter.» Keine Schlechtwetter-Front also, aber mit der vorhandenen Feuchtigkeit und der hochstehenden Sonne bilden sich tagsüber jeweils grosse Quellwolken, die sich ab und zu in Regenschauern entladen. Das Wetter entsteht mehr oder weniger vor der eigenen Haustür.

Schafspelz von Vorteil

Von März bis Mai sei die Niederschlagsmenge unterdurchschnittlich gewesen, angereichert mit vielen Sonnenstunden, blickt  Scherrer zurück. «Vor allem im April waren die Temperaturen überdurchschnittlich hoch.» Danach kam ein eher gewöhnlicher Mai, gefolgt von zwei, drei schönen Junitagen. Darauf gab es viel Niederschlag und für kurze Zeit war die Schneefallgrenze tief. «Am 7. Juni schneite es lokal bis auf etwa 1000 Meter runter. In Andeer zum Beispiel konnten Schneeflocken beobachtet werden», erzählt Scherrer. «Und das ist doch eher ungewöhnlich, dass es im Juni soweit hinunter schneit.» Für diese meteorologische Singularität gibt es einen Namen: Schafskälte. Diese ist gemäss Scherrer «grundsätzlich nichts Aussergewöhnliches», kam aber in den letzten Jahre immer weniger oft vor. Aus diesem Grund seien wir uns nicht mehr an eher kühle Tage im Juni gewohnt.

Neue Woche, neues Wetter

Wie es in dieser Woche mit dem Wetter weitergehen wird, kann Scherrer ziemlich genau sagen. Der Mittwoch sei der trübste Tag der Woche, prognostiziert er, es gebe verbreitet Niederschlag in Graubünden. Am Donnerstag und Freitag werden die Temperaturen bei 20 bis 22 Grad liegen, dazu erwartet uns wechselhaftes Tagesgangwetter mit einem Mix aus Sonne, Wolken und einzelnen Schauern. «Auch fürs Wochenende müssen wir uns wohl noch auf unbeständiges Wetter einstellen. Doch ab Montag wird es nach aktuellem Stand sonniger, am Dienstag steigen die Temperaturen auf über 25 Grad.» Ist das also der Start in den «richtigen» Sommer? «Wie lange und wie stabil das Sommerwetter sein wird, das lässt sich im Moment leider noch nicht sagen», dämpft Scherrer allzu grosse Vorfreude.

Wie sieht es aus, wenn wir noch weiter in die Zukunft blicken, ein bis zwei Monate? Wird der Sommer heiss, verregnet oder einfach schön mit Durchschnittstemperaturen? «Das käme einem Blick in die Glaskugel gleich, eine Prognose für den Sommer zu machen», sagt Meteorologe Scherrer – und lässt sich doch noch auf eine Aussage zu einer möglichen Tendenz ein. «Es gibt Langzeitmodelle die zeigen, dass die Temperaturen im Juli und August im Vergleich zum langjährigen Mittel zu warm werden könnten.»

Geringe Schneeschmelze kann Einfluss auf Badespass haben

Von den Langzeittendenzen zurück zu den kommenden Tagen: Wer nächste Woche dem Baden in einem See frönen will, muss damit rechnen, dass die Wassertemperatur noch eher frisch ist. «Das wechselhafte Wetter der vergangenen Wochen mit wenig Sonnenschein dürfte dafür gesorgt haben, dass sich die Bergseen noch nicht richtig erwärmen konnten», sagt Scherrer. Doch die Wassertemperatur sei neben dem Sonnenschein auch noch von anderen Faktoren abhängig. Weil der vergangene Winter schneearm war, falle auch die Schneeschmelze eher schwach aus. Das wiederum könne dafür sorgen, dass die Wassertemperaturen nicht ganz so eisig sind wie sonst, wenn viel Schneewasser in die Seen gelangt. Als letzten Einflussfaktor nennt Scherrer den Wind. «Wenn der Wind rund um einen See stark bläst, kann er kühles Tiefenwasser nach oben wirbeln.»

Sommersonnenwende am Sonntag

Am Sonntag ist bereits wieder der längste Tag des Jahres. Am 21. Juni geht die Sonne um 5.30 Uhr auf und um 21.24 Uhr unter. Der astronomische Sommeranfang ist kurz vorher, am 20. Juni um 23.43 Uhr.

Simone Zwinggi ist Redaktorin bei Zeitung und Online. Nach einem Sportstudium wendete sie sich dem Journalismus zu. Sie ist hauptberuflich Mutter, arbeitet in einem Teilzeitpensum bei der «Südostschweiz» und hält Anekdoten aus ihrem Familienleben in regelmässigen Abständen im Blog Breistift fest. Mehr Infos

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