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Bündner Bienen, was treibt Ihr so?

Trotz eines harten Winters für die Bienen in Graubünden können die Imker zurzeit Frühlingshonig ernten. Das ist vor allem aufgrund neuer Bienen möglich. Die erfreuliche Situation wird jedoch von einem ganz bestimmten Feind getrübt. Die regionalen Imker haben also auch nebst der Ernte alle Hände voll zu tun.

Anna
Panier
12.06.20 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Die Bienen in Graubünden entwickelten sich nach den harten Wintermonaten gut.
Die Bienen in Graubünden entwickelten sich nach den harten Wintermonaten gut.
UNSPLASH/SYMBOLBILD

Sie sind klein und doch sind sie von grosser Bedeutung. Wie einst Albert Einstein feststellte, braucht vor allem unser Ökosystem die kleinen Tierchen. Die Rede ist von Bienen. Die gelb-schwarzen Sechsfüsser fliegen besonders im Frühling vermehrt umher. Die Eier werden aber bereits im März gelegt, wie Bruno Reihl vom Imkerverband der deutschen und rätoromanischen Schweiz erzählt.

«Die Völker sind stark und konnten sich in den letzten Monaten aufgrund des schönen Wetters gut entwickeln.» Das sei vor allem wegen des schwierigen Winters sehr erfreulich. Denn rund jedes achte Bienenvolk habe die kalten Monate nicht überlebt. In Graubünden sind Verluste im Vergleich zum Mittelland zwar geringer, aber trotzdem sind mehr als zehn Prozent der Bienenvölker gestorben, wie eine Umfrage des Dachverbands der Schweizerischen Bienenzüchtervereine zeigt.

Der Feind ist nahe

Weniger Bienen bedeutet aber nicht weniger Arbeit, im Gegenteil. «Die Imker haben die Aufgabe, die bestehenden Völker zu vermehren und die Verluste auszugleichen», erklärt Reihl. Bis im Sommer gebe es meist wieder genügend Völker, weshalb die Honigernte nicht gefährdet sei.

Vielmehr stellt aber die Varroamilbe eine Gefahr für die Bienen dar. Der eingeschleppte Parasit aus Asien wird als Hauptfeind der Bienen bezeichnet. «Wenn die Imker keine Massnahmen gegen die Milben ergreifen, sind die Bienen auf sich alleine gestellt. Die Milben übernehmen dann die Oberhand und verbreiten Viren», sagt Reihl. Darum würden die Imker alles daran setzen, um die Milben zu bekämpfen. Oft werde dafür zu organischen Säuren wie Ahornsirup gegriffen. «Im Bienenstock verdampfen wir die Säuren. Den Dampf vertragen die Milben nicht und sie sterben.»

Dieses Vorgehen hört sich simpel an, sei es aber nicht. Denn um die Verdampfung nach der Sommerernte korrekt durchzuführen, bedarf es einer Aussentemperatur unter 30 Grad. Reihl meint: «Wenn es zu warm ist, findet eine zu intensive Verdampfung statt und nebst den Milben sterben auch die Bienen. Das wollen wir natürlich nicht.» Den richtigen Zeitpunkt zu finden, stelle darum eine grosse Herausforderung dar. Trotzdem sei es wichtig, den Kampf mit den Milben aufzunehmen. «Die Bienenkrankheiten können verheerend sein und ganze Bienenvölker ausrotten», sagt Reihl und fügt an: «Eine bekannte Krankheit ist der deformierte Flügel-Virus, bei dem die Flügel verkrüppeln. Bei Bienen, die mit diesem Virus infiziert sind, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie eingehen.»

Honig ist der neue Wein

Momentan rücken diese möglichen Szenarien aber in den Hintergrund. Denn den Bienen geht es gut und die Völker sind stark «Wir Imker sind zurzeit sehr zufrieden, unsere Bienen sind gut entwickelt und die Frühlingsernte sorgt für freudige Momente», betont Reihl. Im Vergleich zum vergangenen Jahr sei die diesjährige Ernte grösser ausgefallen. 

Was genau ist aber das Besondere am Frühlingshonig und wie unterscheidet er sich zu anderem Honig? Reihl stellt fest: «Bei den Honigernten ist es ähnlich wie bei den Weinernten. Der Frühlingshonig entspricht quasi dem Weisswein. Er wird mit dem Nektar aus Blüten gemacht und ist weniger geschmacksintensiv.» Der Sommerhonig, der Rotwein unter den Honigen, steche dagegen mit seinem starken Aroma und der dunklen Farbe hervor. Auch sein Herstellungsprozess sei anders als beim Frühlingshonig.

«Im Sommer gibt es das bekannte Phänomen von klebrigen Autoscheiben unter Bäumen. Das nennen wir Honigtau. Harmlose Läuse sitzen zwischen den Ästen und stechen in die Adern der Blätter. Die heraustretende Flüssigkeit tropft in grossen Mengen hinunter. Für die Bienen ist dieser Honigtau wertvolles Futter und für uns eine Zutat für den Sommer-Waldhonig.» Die nächsten Wochen würden darum der Ernte, dem Abfüllen und dem Verkauf des Honigs gewidmet. Wie viel Honig die Bienen schlussendlich produzieren, könne jetzt aber noch nicht gesagt werden.

Anna Panier arbeitet als Redaktorin bei Online/Zeitung. Sie absolvierte ein Praktikum in der Medienfamilie Südostschweiz und studiert aktuell Multimedia Production im Bachelor an der Fachhochschule Graubünden in Chur. Mehr Infos

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