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Der Landrat tagt für den Rest des Jahres im «Schützenhaus»

Zwei Sitzungen früher als geplant zieht der Landrat in den Saal des Glarner «Schützenhauses» um. Das macht den Zwei-Meter-Abstand einfacher. Und ab dem Sommer wird im Rathaus sowieso gebaut.

Daniel
Fischli
06.06.20 - 15:34 Uhr
Leben & Freizeit
Wie gewohnt: Auch im «Schützenhaus» wacht der Heilige Fridolin über den Landrat.
Wie gewohnt: Auch im «Schützenhaus» wacht der Heilige Fridolin über den Landrat.
SASI SUBRAMANIAM

Drei Dinge hat Ratssekretär Michael Schüepp aus dem Landratssaal ins Glarner «Schützenhaus» gezügelt: Das Banner mit dem Heiligen Fridolin, den Sessel für den Präsidenten und dessen Glocke, mit der er Ruhe gebieten kann. Der Rest ist improvisiert.

Dass der Landrat im «Schützenhaus»-Saal tagt, war schon länger vorgesehen. Denn ab der Sommerpause und für den Rest des Jahres ist der Landratsaal im Rathaus eine Baustelle. Er wird komplett saniert, neu eingerichtet und erhält eine Mikrofon- und Abstimmungsanlage. Als vor 20 Jahren die Sanierung des Rathauses angegangen wurde, hat man den Landratssaal noch ausgespart, das wird jetzt endlich nachgeholt. Seine miserable Akustik ist berüchtigt.

Jedem Landrat seinen eigenen Tisch

Jetzt zieht der Landrat coronabedingt zwei Sitzungen früher ins Provisorium. Zum letzten Mal getagt hat man im Februar. Jetzt soll der Ratsbetrieb am Mittwoch wieder aufgenommen werden, aber mit mehr Platz am neuen Ort. In den fest eingebauten Sitzreihen im Rathaus kann keine Zwei-Meter-Regel eingehalten werden, auch wenn aus früheren Zeiten für die 60 Landräte noch 80 Sitze zur Verfügung stehen. Der «Schützenhaus»-Saal ist aber gross genug, damit jeder Parlamentarier seinen eigenen Tisch bekommen und so die Distanz gewahrt werden kann.

Die Anordnung der Tische ist derjenigen im Landratssaal nachgebildet. Auf einem Podest sitzen der Präsident in seinem herbeigeschafften Sessel und neben ihm der Vizepräsident und der Ratsschreiber. In der Mitte über ihnen ist wie im Landratssaal das Banner befestigt und vor ihnen befinden sich die Plätze der weiteren Mitglieder des Landratsbüros und derjenige von Ratssekretär Michael Schüepp. Diese Gruppe wird flankiert von den Regierungsräten und allen gegenüber befinden sich die Tische für die Mitglieder des Landrates.

Es soll ohne Mikrofone gehen

Die Akustik im «Schützenhaussaal» sei gut, sagt Michael Schüepp. Man könne sich gut von einem Ende des Saales zum anderen miteinander unterhalten. Allerdings: «Wir waren bisher jeweils nur wenige Personen im Saal. Ob man sich noch versteht, wenn der Saal voll ist, wenn da zwei miteinander tuscheln und dort jemand mit seinen Unterlagen raschelt, weiss ich nicht.»

Für den Fall, dass man sich nicht verstehen sollte, stehen zwei Mikrofone bereit, die schnell aufgestellt werden könnten. Die Landräte würden dann nicht mehr vom Platz aus sprechen, sondern müssten sich zu den Mikrofonen bewegen.

Ausnahmsweise ohne Publikum

Die wichtigste Änderung im Provisorium betrifft aber das Publikum. Während im Rathaus von der Empore aus das Geschehen im Saal mitverfolgt werden kann, sind Besucher im «Schützenhaus» nicht zugelassen. Der Landrat begründet das auf seiner Website mit den engen Platzverhältnissen. Ausserdem soll verhindert werden, dass Aussenstehende durch den Saal gehen, um die Plätze für das Publikum zu erreichen. «So müssen jetzt die Medien für die Öffentlichkeit der Verhandlungen sorgen», sagt Ratssekretär Michael Schüepp. Immerhin ist die Öffentlichkeit der Landratssitzungen in der Kantonsverfassung festgehalten. Falls nach den Sommerferien ein engeres Zusammenrücken der Landräte zu zweit an einen Tisch möglich ist, entsteht im Saal aber auch wieder Platz für einen Publikumsbereich.

Regierung befürwortet Vorstösse

Wenig spektakulär ist allerdings die Traktandenliste an der ersten Sitzung am neuen Ort. Wie immer in der ersten Jahreshälfte sind die Jahresrechnung des Kantons und die Jahresberichte von Kantonalbank, Glarnersach und des Kantonsspitals zu genehmigen, respektive zur Kenntnis zu nehmen.

Weiter beantragt die Regierung dem Landrat, zwei Vorstösse zu überweisen. Eine Motion verlangt «eine Stärkung der musikalischen Bildung». Der Kanton soll den Unterricht an Musikschulen nicht nur von Kindern und Jugendlichen bis zum Ende der obligatorischen Schulzeit finanziell unterstützen, sondern bis zum Ende der Sekundarstufe II. Dies sei nötig, damit die Musikschulen die Vorgaben des Bundes einhalten könnten. Diese verlangen eigentlich seit fünf Jahren, dass die Tarife für Jugendliche von öffentlich unterstützten Musikschulen «deutlich» unter jenen für Erwachsene liegen. Der Regierungsrat schliesst sich dem Anliegen der Motionäre an. Die Tarife der Glarner Musikschulen seien im Vergleich «auffällig» hoch.

Im zweiten Vorstoss wird die Regierung gebeten, bei Ersatzanschaffungen für den kantonalen Fahrzeugpark CO2-freie Antriebe zu prüfen. Auch diesem Anliegen schliesst sich die Regierung an. Sie verweist aber darauf, dass die meisten der rund 60 Fahrzeuge des Kantons keine Standard-Personenwagen seien. Für viele Anwendungen (Fahrzeuge mit Allradantrieb, Geländewagen, Lastwagen) seien aber noch keine Elektroantriebe verfügbar.

Daniel Fischli arbeitet als Redaktor bei den «Glarner Nachrichten». Er hat Philosophie und deutsche Sprache und Literatur studiert. Mehr Infos

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