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Gut für die Tiere, schlecht für die Bauern

Die Wildtierbrücke bei Bad Ragaz ist für Tiere ein sicherer Übergang über die A13 geworden. Nun wird sie mit einem Grünstreifen für Schalenwildtiere erweitert. Das hilft dem Rotwild. Andere Tiere wie Wölfe brauchen den Übergang nicht. Von den Umbauarbeiten sind Bauern aus der Umgebung aber trotzdem nicht begeistert.

Anna
Panier
25.05.20 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Rothirsch Wild Hirsch
Vor allem Schalenwildtiere wie Hirsche benutzen die Wildbrücke.
YANIK BUERKLI / ARCHIV

Eine Brücke verbindet bekanntlich nur zwei Seiten miteinander. Die Wildtierbrücke bei Bad Ragaz, die über die A13 führt, hat aber auch noch einen anderen Nutzen. Denn Schalenwildtiere wie Hirsche, Rehe und Gämse nutzen die Brücke als Weg zum Winter- und Sommereinstand. Wie Rolf Wildhaber, Wildhüter beim Kanton St.Gallen sagt, ist der Sinn der Brücke, dass die Tiere ungestört wandern können. «Es besteht die Möglichkeit, dass Wildtiere aufgrund der Brücke wieder ihr natürliches Verhalten annehmen. Sie können nämlich ungestört über die Brücke wandern und so problemlos ihre Winter- und Sommereinstände beziehen.» In vielen anderen Fällen würden die Wanderungen der Wildtiere durch Autobahnen oder Siedlungen erschwert. Die Wildtierüberführung in Bad Ragaz löse also genau diese Probleme.

Für viele von Nutzen

Aber wie gross ist der Nutzen der Brücke tatsächlich? Wildhaber erklärt, dass er über ein Jahr lang Beobachtungen und Dokumentationen durchgeführt habe. «Ich habe auf der einen Seite der Brücke eine Fotofalle montiert. Damit konnte ich viele Aufnahmen von Tieren machen, welche die Brücke überquerten.» Beim Monitoring seien vor allem Bewegungen von Rotwild erkennbar gewesen. Laut Wildhaber nutz das Rotwild die Brücke so rege, da es der einzige Übergang im Gebiet von Chur bis Sargans sei, der Windschutzstreifen besitze. Hin und wieder würden jedoch auch andere Tiere wie Füchse, Dächse oder Marder die Brücke überqueren. Hingegen für Raubtiere wie Wölfe hat die Brücke keine wichtige Bedeutung. «Wölfe sind extrem clever und finden andere Wege», so die Erklärung von Wildhaber.

Aufwertung der Brücke

Zuletzt wurde beschlossen, einen Grünstreifen auf der Brücke anzubringen. Laut Wildhaber wurde diese Entscheidung getroffen, weil Schalenwildtiere nicht gerne auf Teerstrassen laufen. «Ich habe Beobachtungen von Tieren gemacht, die vor der Brücke, also vor dem geteerten Abschnitt gestoppt haben.» Die Tiere hätten sich umgedreht und einen anderen Weg gesucht. Mit dem neuen Grünstreifen wolle man nun dieser Problematik entgegenwirken und den Korridor aufwerten. Das geplante Vorhaben sorgt jedoch nicht nur für positive Reaktionen.

Es gebe Personen, welche an dem Vorhaben keine Freude hätten. Grösstenteils seien es Bauern, die dagegen sind. «Wegen des schmaleren Teerabschnitts können die Bauern nicht mehr mit grossen Traktoren oder zu zweit die Brücke überqueren», meint Wildhaber und fügt hinzu: «Sie müssen sich nun halt andere Möglichkeiten für die Überquerung mit grossen Maschinen suchen, wie beispielsweise die grössere Fläscherbrücke.»

Darüber hinaus gebe es jedoch keine Gegner der Brücke. In den nächsten Wochen werden die Umgestaltungsarbeiten also planmässig weitergeführt. Anfangs Juli sollte die Brücke dann fertig sein. Wie Wildhaber betont, ist der Zeitpunkt der Arbeiten bewusst so gewählt worden, weil die Tiere momentan nicht wandern. «Im Herbst wandern die Wildtiere dann Richtung Luzisteig und Bündner Herrschaft. Sie überwintern dort und kehren im Frühling wieder zurück.»

Anna Panier arbeitet als Redaktorin bei Online/Zeitung. Sie absolvierte ein Praktikum in der Medienfamilie Südostschweiz und studiert aktuell Multimedia Production im Bachelor an der Fachhochschule Graubünden in Chur. Mehr Infos

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