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In die Schulen der Region kehrt wieder Leben ein

Die meisten Eltern schicken ihre Kinder wieder in die Schule. Es zeigt sich, dass nicht alle Regeln umsetzbar sind – und dass einige Schüler während des Unterrichts zu Hause fleissig waren.

Fabio
Wyss
12.05.20 - 20:24 Uhr
Leben & Freizeit
Tag eins nach dem Homeschooling: Freude beim Schulpersonal und den Familien.
Tag eins nach dem Homeschooling: Freude beim Schulpersonal und den Familien.
BILDER MARKUS TIMO RÜEGG

Die Erstklässler im Uzner Schulhaus Letzi rutschen auf ihren Stühlen hin und her. Die Kirchenglocke läutete gerade acht Uhr; Lehrerin Sabine Schwarzenbach wartet aber noch, bis sie den Unterricht beginnt: «Erst wenn Levin seine Hände gewaschen hat, fangen wir an.» Schüler Omer stellt währenddessen fest, dass gar nicht mehr so viele Kinder da sind wie sonst, sein Kollege Adrian fragt darauf: «Wenn chömed die andere?» Lehrerin Schwarzenbach erklärt, dass diese am Nachmittag Unterricht haben.

So organisiert die Schule Uznach über alle Stufen hinweg den Halbklassen-Unterricht: Am Vormittag kommt die eine Hälfte, am Nachmittag die andere. Der Turnus wird jeden Tag gewechselt, sodass die Schüler abwechselnd morgens oder nachmittags frei haben.

Die Freude über den Wiederbeginn des Präsenzunterrichts ist sowohl der Lehrerin als auch den Kindern anzumerken. Die Uzner Schüler plaudern quer durcheinander. Frau Schwarzenbach muss sie ermahnen – und hat dabei ein Schmunzeln im Gesicht –, zuerst die Hände zu erheben, wenn sie etwas sagen wollen. Nach acht Wochen Homeschooling scheint diese Regel in Vergessenheit geraten zu sein.

Aufstrecken nicht vergessen: Ein paar Erstklässler haben das während acht Wochen Fernunterricht verlernt.
Aufstrecken nicht vergessen: Ein paar Erstklässler haben das während acht Wochen Fernunterricht verlernt.

Eine Ausnahme unter Tausend

Auch in Eschenbach zeigt man sich erfreut über den Schulstart. Schulpräsident Richard Blöchlinger sagt, das sei nicht nur bei den Schulleitern und Lehrkräften der Fall: «Ich behaupte, der überwiegende Teil der Kinder und Eltern sieht das genauso.» Er untermauert die Behauptung mit Zahlen: Von den rund 1150 Eschenbacher Schulkindern gibt es nur drei, bei denen die Eltern ein Absenzgesuch stellten. Bei der Organisation des Halbklassen-Unterrichts legte Eschenbach den Fokus darauf, dass die Regelungen zwischen den Ortsteilen Goldingen, St. Gallenkappel und Eschenbach identisch sind. Anders als in Uznach könne es unter den verschiedenen Schulstufen zu einem anderen Turnus kommen. Das sei wichtig, aus organisatorischen Gründen: «Wir verfügen über ein grosses Busnetz. Die Busse zirkulieren wieder wie vor dem Fernunterricht und müssen abgeglichen sein auf die einzelnen Schulhäuser», begründet Blöchlinger.

Die Aufgleisung dieses Halbklassen-Unterrichts und des Homeschooling sei für die Schulen, aber auch Familien sehr belastend gewesen. «Wir wollen das nicht nochmals erleben. Endlich kehrt wieder Leben in die Schulhäuser ein», zieht Blöchlinger Bilanz.

Ähnlich wie Eschenbach organisieren die Schulen in Rapperswil-Jona den Halbklassen-Unterricht – ein Zufall. Laut Schulpräsident Luca Eberle sei es zeitlich überhaupt nicht dringelegen, sich noch mit anderen Gemeinden zu koordinieren. Ebenfalls ähneln sich die marginalen Absenzgesuche: Obschon Rapperswil-Jona die grösste Schulgemeinde im Linthgebiet ist, wollen bloss zwei Eltern, dass ihre Kinder dem Präsenzunterricht fernbleiben – das bei rund 2700 Schülern.

Auf Distanz: Lehrer und Schüler

Für alle Schulen gilt: Auch wenn die Klassen halbiert werden, kann es immer noch zu engen Kontakten kommen – etwa im Sportunterricht. Laut den kantonalen Vorgaben gilt, dass vor allem zwischen Schüler und Lehrperson zwei Meter Abstand gewahrt werden müssen. Eberle erklärt bildhaft, was das in der Praxis bedeutet: «Die Kinder sitzen im Kindergarten gleich wie immer in einem Kreis. Der Abstand ist nur zur Lehrperson etwas grösser als bisher.»

Ein Beispiel aus Uznach macht deutlich, dass die Zwei-Meter-Regel teils kaum einzuhalten ist. Darauf angesprochen, sagt Lehrerin Schwarzenbach, das sei – gerade bei jüngeren Schülern –, schwierig: «Um Kinder individuell zu fördern, muss hin und wieder etwas direkt gezeigt werden.»

Dafür wird Hygiene grossgeschrieben. Schon vor Corona war es üblich, dass zu Beginn des Unterrichts die Hände gewaschen werden. Nun integriert Schwarzenbach die Regeln der neuen Normalität in den Schulalltag. So etwa beim gemeinsamen Begrüssungslied, das die Erstklässler zum Wiederbeginn singen. Anstelle sich dabei wie üblich in die Hände zu klatschen, zeigen die Schüler den coronakonformen Ellbogengruss.

Im Anschluss folgt die erste Aufgabe des Tages: Es gilt, ein spezielles Ereignis aus der Zeit des Homeschooling zu beschreiben. Schwarzenbach zeigt sich erstaunt: «Viele Kinder scheinen, richtig Fortschritte gemacht zu haben. Wir hatten vor der Schulschliessung noch gar nicht alle Buchstaben gelernt, einzelne verwenden diese nun aber.»

Dass sich die Kinder gleichermassen über den Wiederbeginn freuen wie die Lehrerschaft, beweist Levin. Er schrieb über das Homeschooling: «Ich fand es blöd, konnte ich nicht in der Schule sein.»

Coronakonform: Der Gruss mit dem Ellenbogen – auch Lehrerin Sabine Schwarzenbach (links) macht mit.
Coronakonform: Der Gruss mit dem Ellenbogen – auch Lehrerin Sabine Schwarzenbach (links) macht mit.
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