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Wie Flüchtlinge für farbenfrohen Schutz sorgen

Sasi
Subramaniam
03.05.20 - 10:49 Uhr
Leben & Freizeit

Da ich in Glarus für den Zug nach Linthal noch eine halbe Stunde warten musste, ging ich in den Volksgarten. Wegen der schönen Tulpen ist die Atmosphäre des Volksgartens ganz anderes geworden. Ich wollte in dieser kurzen Zeit ein kleines Video von den Tulpen machen. Dann kam jemand zu mir und fragte: «Kannst du ein Bild von mir machen?» «Weshalb?», fragte ich zurück. «Wegen der Glarner Maske», sagte der Mann. Tatsächlich trug er eine Schutzmaske, die aus dem klassischen «Glarnertüechli»-Stoff produziert ist. So lernte ich vor einer Woche Hüsnü kennen. Er hat mich darauf eingeladen nach Niederurnen zu kommen, um zu fotografieren, wie die Masken hergestellt werden. In herausfordernden Zeiten einen sinnvollen Beitrag leisten, wirkt bei allen Menschen motivierend. Flüchtlinge im Kanton Glarus nähen seit Kurzem farbenfrohe Stoffmasken. Das Projekt heisst #wecare und wurde in Zusammenarbeit mit dem Glarussell lanciert. Die Masken aus dem klassischen «Glarnertüechli»-Stoff produzieren die kurdischen Gebrüder Tatli speziell für den Laden im Zentrum von Glarus. Fahreddin, der seine kleine Schneiderei in Niederurnen derzeit nicht öffnen darf, freut sich, so einen Beitrag leisten zu können. Hüsnü wartet noch auf seinen Asylentscheid und ist glücklich über jede Beschäftigung.

Im Mittelpunkt stand für alle Beteiligten das Projekt. Es ermöglicht den Flüchtlingen neue Begegnungen und Erfahrungen in der Schweiz.


«Flüchtlinge sind auf der Suche nach Schutz in die Schweiz gekommen  – nun helfen sie mit, uns und sich zu schützen. Daher der Name #wecare. Der einfache Mund-Nasen-Schutz ist nicht zu vergleichen mit medizinischen Masken. Er trägt jedoch dazu bei, Mitmenschen vor krankmachenden Viren zu bewahren», sagt Christine Saredi, die kantonale Asyl- und Flüchtlingskoordinatorin.

Farbenfrohe Masken aus gespendeten Stoffen der Seidendruckerei Mitlödi nähen Frauen aus verschiedenen Ländern. Jede Teilnehmerin näht die Masken bei sich zu Hause. Auf diese Weise können die Hygienevorschriften problemlos eingehalten werden. Mit Christine Saredi besuchte ich diese Woche die Familie Nathan. Vinoba und Krishnababu schneiden die Stoffe zu, bereiten die Schnittmuster vor und leiten die Näherinnen an.


Kaufen kann man die Masken von #wecare vorläufig nur in Glarus im Glarussell und beim Coiffeur Bernasconi. Ein Teil der Masken wird an die die Bewohnerinnen und Bewohner der Asylunterkünfte verteilt. Im Mittelpunkt stand für alle Beteiligten von Anfang an das gemeinsame Projekt. Es ermöglicht Flüchtlingen zudem neue Begegnungen und Erfahrungen in der Schweiz. Und wer weiss, vielleicht gedeihen aus dieser spontanen Idee wieder neue Projekte und Kooperationen.

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Viele Niederurner und auch Auswärtige loben diesen kurdischen Schneider ,der momentan noch im geschlossenen Geschäft im Brugghofmarkt ist. Auch er ,wird sich wieder freuen sein Geschäft zu öffnen.

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