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Via Telefon in die Welt der Märchen eintauchen

Die Uznerin Beatrice Nater kennt zig Märchen und Sagen – viele davon aus der Region. Per Telefon lädt sie nun zur Märchenstunde ein – Ablenkung in Zeiten von Corona.

Fabio
Wyss
26.03.20 - 21:41 Uhr
Leben & Freizeit
Sagenhafte Märchenstunde: Beatrice Nater aus Uznach lässt ab Samstag per Telefon Alt und Jung in ihre Märchenstunde eintauchen. Bild zVg
Sagenhaft: Beatrice Nater will mit ihren Erzählungen Heiterkeit in schwierigen Zeiten bringen.
BILD ZVG

Es ist ein besonderes Talent, über das Beatrice Nater verfügt: das Märchenerzählen. «Meine Mutter hat so lebhaft, begeistert und frisch von der Leber weg Märchen erzählen können, diese Fähigkeit wollte ich mir nach ihrem Tod auch aneignen – quasi als Erinnerung an sie», sagt die 62-Jährige.

Die Uznerin entschloss sich, bei der schweizweit tätigen Märchenpädagogin Elisa Hilty aus St. Gallen das Handwerk zu erlernen. Dieses will Nater nun weitergeben – gratis. In den vergangenen Tagen sei ihr des Öfteren durch den Kopf gegangen, dass sie mit ihrem Repertoire an Märchen und Sagen die Leute per Telefon erheitern könnte, sagt sie.

Trudi Gerster am Telefon

Ab kommendem Samstag nimmt sich Nater täglich zwischen 14 und 17 Uhr Zeit, um Anrufe entgegenzunehmen. «Die Erzählungen eignen sich für Jung und Alt», sagt sie. Unterschiedliches Publikum hat sie in der Vergangenheit bereits mit Auftritten in Restaurants, Pflegeheimen und Schulen erreicht. Aus den Erzählungen ziehen Kinder jeweils ganz andere Informationen als Erwachsene, weiss Nater.

Sie will dem Erzählen – gerade in der heutigen, vermehrt virtuellen Welt – wieder mehr Bedeutung beimessen. Dass das via Telefon funktioniert, wird schnell klar; spricht man mit ihr, kommt einem unweigerlich die Märchenkoryphäe Trudi Gerster in den Sinn. Naters herzliche Stimme, der St. Galler Dialekt – alles passt. Während des Telefon-Interviews bekommt man das Gefühl, dass man sich gerade eine Märchenkassette von Gerster anhört.

Für ihre Geschichten hat Nater extra einen Ordner angelegt, darin sind etliche Sagen aus der Region enthalten. Diese spielen in Uznach, Eschenbach, Gommiswald, Rapperswil‑Jona, Schänis, Glarus oder im Toggenburg. «Wegen des Ortsbezugs sind Sagen wichtige Kulturgüter», ist die 62-Jährige überzeugt. Beinahe vergessene Dialektwörter aus dem St. Gallischen, Thurgauischen und dem Linthgebiet, die Nater immer wieder einstreut, machen die Kulturgüter zu einem Kulturschatz.

In ihrem Repertoire hat sie Sagen wie «Das Drachloch beim Chüemettler», «Idda von Toggenburg» oder «Das Spinnfräuli». Letzteres handelt in Ernetschwil; der Plot ist zeitlos: Eine Frau verdreht einem Mann den Kopf dermassen, dass dieser zittrige Beine bekommt.

Märchen als Lebensweisheiten

Im Gegensatz zu den Sagen sind die Märchen ortsungebunden. Nater bezeichnet sie auf ihrer Website www.maerchensagenhaft.ch als «unerschöpfliche Quelle kreativer Inspiration», zudem würden sie Lebensweisheiten vermitteln.

Die Märchenstunden am Telefon plant Beatrice Nater mit Musik zu untermalen. «Damit die Zuhörer eingestimmt werden.» Das wäre aber gar nicht nötig, denn dank der Gaben, die die Uznerin von ihrer Mutter geerbt hat, schafft sie es, dass man unmittelbar in ihre Märchenwelt eintaucht.

Beatrice Nater nimmt ab Samstag täglich zwischen 14 und 17 Uhr Anrufe entgegen. Sie ist erreichbar unter 055 280 40 86. Sollte sie verhindert sein, bittet Sie um eine Nachricht auf den Telefonbeantworter.

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