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Streit um einen Zaun vom Zaun gebrochen

Dass Zäune zu Streit zwischen Nachbarn führen können, ist nichts Neues. Nun wehren sich aber gleich mehrere Organisationen gegen einen geplanten Sicherheitszaun beim Engadin Airport. Mittendrin: die Gemeinde Samedan.

15.03.20 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Engadin Airport
Der Engadin Airport soll einen Sicherheitszaun erhalten.
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In Samedan gibt es einen Flugplatz. Gerne nennt man ihn auch Engadin Airport. Der Engadin Airport wird relativ rege genutzt. Die Bevölkerung hat sich an den täglichen Fluglärm gewöhnt, man akzeptiert, dass der Flugplatz ein essentieller Bestandteil der Infrastruktur ist. Doch – an einem Flugplatz lauern auch Gefahren. Um einen sicheren Flugverkehr zu gewährleisten muss ein Zaun her, sagen die Betreiber des Flugplatzes. Und zwar nicht etwa ein kommuner Stacheldrahtzaun, ein richtiger Zaun soll es sein. Denn seit dem Jahr 2014 hat man beim Flugplatz 64 sicherheitsrelevante Vorfälle registriert, in 28 Vorfällen war ein Tier involviert. Damit soll jetzt Schluss sein.

Nicht aber, wenn es nach der Stiftung Terrafina Oberengadin geht. Sie vermutet nämlich, dass dieser Zaun nicht primär für mehr Sicherheit, sondern vor allem für mehr Flugverkehr sorgen wird. Deshalb hat die Stiftung, gemeinsam mit dem Forum Engadin, der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz, Pro Natura und dem WWF eine Petition gegen ebendiesen Zaun lanciert. In der dazugehörigen Mitteilung beurteilt sie auch den Vorstoss von Grossrat Gian Peter Niggli, den Engadin Airport an das WEF anzubinden, als sehr kritisch. Eine Antwort der Regierung auf diesen Vorstoss ist in der Juni-Session des Grossen Rates zu erwarten.

Die Betreiber des Regionalflughafens weisen die Vermutung, mit dem Zaunbau schliesslich den Flugverkehr erhöhen zu wollen, klar von sich. Den Grossrats-Auftrag des Engadiners Niggli befürworten sie hingegen. So schreiben sie «Wir hätten für ca. 20 Businessjets Platz, somit wäre mit 40 zusätzlichen Flugbewegungen zu rechnen».

Schulterzuckende Standortgemeinde

In der Mitte dieses vom Zaun gebrochenen Streits steht die Gemeinde Samedan. So sagt diese, man habe die Standortgemeinde Samedan um offizielle Unterstützung der Petition gegen den Flughafenzaun ersucht. Weiter heisst es in der offiziellen Stellungnahme «Der Gemeindevorstand hat zwar seine Vorbehalte zur integralen Umzäunung des Flughafenareals deponiert, sich aber nicht wie von den Petitionären gefordert, kategorisch dagegen ausgesprochen, sondern auch sein Verständnis für die sicherheitstechnischen Ansprüche der Flughafenbetreiberin und dem Wunsch nach grösstmöglicher Sicherheit geäussert. Insofern hat der Gemeindevorstand entschieden, nicht als Petitionär aufzutreten.*» Während sich die Gemeinde weigert, klar für oder gegen den gewünschten Zaun Stellung zu beziehen, weil sie gemäss eigener Aussage «bei der öffentlichen Meinungsbildung Zurückhaltung üben und nicht in unzulässiger Weise Einfluss darauf nehmen darf», bleibt vorerst unklar, wie es denn nun mit diesem Zaun weitergeht.

Die Petition hat mittlerweile 470 Unterstützer, 150 auf Papier, 320 online. Ob der Zaun schliesslich gebaut wird, und ob der Zaunbau nur ein erster Schritt zu mehr Flugverkehr sein wird, wird sich zeigen. Was sicher ist: egal, wie diese Geschichte ausgehen wird, die Vertreter der Standortgemeinde Samedan dürften mit dem Resultat zufrieden sein. Zumindest offiziell.

* die komplette Stellungnahme der Gemeinde Samedan

Gegen den Bau eins Sicherheitszauns rund um das Areal des Regionalflughafens Samedan wurde eine Petition lanciert. Die Standortgemeinde Samedan wurde von den Petitionären um offizielle Unterstützung der Petition ersucht. Im Rahmen der öffentlichen Auflage des Sachplans Infrastruktur Luftfahrt, Objektblatt Regionalflughafen Samedan, hat der Gemeindevorstand zur integralen Umzäunung Stellung genommen. Darin hat er zwar seine Bedenken dazu zum Ausdruck gebracht und betont, dass es um eine Güterabwägung zwischen Risiken und Sicherheit des Flugbetriebes einerseits und dem Erhalt des Landschaftsbildes einer vom Tourismus stark geprägten Region andererseits geht. Auch die Aspekte der Verhältnismässigkeit und die Kosten-Nutzen-Überlegungen wurden angesprochen. Weiter wurde ausgeführt, dass die Frage, ob die mit einem Zaun zusätzlich realisierbare Sicherheit für den Flugbetrieb in einem vertretbaren Verhältnis zu den negativen Auswirkungen zulasten der Allgemeinheit, der Standortgemeinde und der Region steht, von den verantwortlichen Entscheidungsträgern sorgfältig geprüft werden müsse. Der Gemeindevorstand hat demnach zwar seine Vorbehalte zur integralen Umzäunung des Flughafenareals deponiert, sich aber nicht wie von den Petitionären gefordert, kategorisch dagegen ausgesprochen, sondern auch sein Verständnis für die sicherheitstechnischen Ansprüche der Flughafenbetreiberin und dem Wunsch nach grösstmöglicher Sicherheit geäussert. Insofern hat der Gemeindevorstand entschieden, nicht als Petitionär aufzutreten. Unabhängig davon muss eine Gemeindebehörde bei der öffentlichen Meinungsbildung Zurückhaltung üben und darf nicht in unzulässiger Weise Einfluss darauf nehmen, zumal der Gemeindevorstand im Genehmigungsverfahren zumindest eine mitwirkende Rolle einnehmen wird. 

Mara Schlumpf ist Redaktorin und Chefin vom Dienst bei «suedostschweiz.ch». Ursprünglich kommt sie aus dem Aargau, hat ihr Herz aber vor einigen Jahren an Chur verschenkt. Mehr Infos

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Liebes Publikum,
auf meiner Visite bin ich heute mit dem Fall eines G.B. konfrontiert, der behauptet, "echt Mühe" zu haben, "Ihren Berichten zu folgen geschweige denn zu verstehen" und sein Umfeld mit meinem verwechselt. Nun, leider ein nicht seltener bzw. zunehmender Befund in einer Welt, deren Gesundheit längst vergangen scheint.
Siehe Kommentare:
https://www.suedostschweiz.ch/leserbriefe/2020-02-29/so-soll-die-davose…
https://www.suedostschweiz.ch/aus-dem-leben/2020-03-14/weihbischof-spie…

https://www.youtube.com/watch?v=OAK36SuxZ5s
https://turnaround-to-eden.webnode.com/

Lieber Wolfgang Reuss; manchmal habe ich echt Mühe Ihren Berichten zu folgen geschweige denn zu verstehen. Oft hat Ihr Umfeld Mühe mit Ihren Aussagen, da teils Konfus und unsachlich und eben "medi-zynisch"... was das auch immer heißen soll.

MfG Giacumin Bass

„Ein solcher Zaun ist immer auch ein negativ belastetes Symbol für Zwang“!
Da hat der „Mister St. Moritz“ wieder einmal recht! Da gibt es Leute, die mehr kaputtmachen was andere während Jahren aufgebaut haben. Man sollte einfach mehr solche Leute wie Danuser haben, dann wäre die Welt in Ordnung. Ein solcher Zaun darf nicht als Fremdkörper dastehen, da kann man nicht einfach irgendetwas hinstellen, was nicht passt! Schließlich ist die Natur das Kapital, nicht nur von St. Moritz sondern der ganzen Schweiz.
Also sollten wir die Stimme erheben... Wir brauchen wieder mehr Mut, um solche Schandtaten zu verhindern.
(siehe auch unter Meinungen „der Blog Engadin direkt“: Den Beitrag „Das Raumwunder Engadin“ von Hans Peter Danuser)
In diesem Sinne Hut ab Mister Danuser, genau diesen Pioniergeist vermisse ich je länger desto mehr.
Giacumin Bass 7537 Müstair

Die Welt steht Kopf, Giacumin Bass schreibt das über den ZAUN, nicht über den FLUGPLATZ (brumm donner schrill; abgas, abgas):

"Ein solcher Zaun ist immer auch ein negativ belastetes Symbol für Zwang"

und

"Schließlich ist die Natur das Kapital".

Ich schreibe:

Der Flugplatz bei St. Moritz wie der Waffenplatz Chur sind medizynisch betrachtet ein konterkarierender Entzündungsherd, im Grunde Krebs, im - angeblichen - Gesundheitstourismus und Wohnenverdichtungsbrei.

 

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