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Geldmangel hält Bündner Kindergärtler nicht von den Pisten fern

Es ist wieder Skilager-Zeit. Doch seit Dezember 2017 müssen die Schulen die Finanzierung der Lager neu aufgleisen. In Graubünden nimmt man das gelassen – und freut sich mit den Kindern.

Simone
Zwinggi
24.02.20 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
In Graubünden kommen viele Kindergärtler in den Genuss einer Schneesportwoche.
In Graubünden kommen viele Kindergärtler in den Genuss einer Schneesportwoche.
SYMBOLBILD PIXABAY

Das Skilager gehört in vielen Teilen der Schweiz zum Schuljahr wie der Hase zu Ostern. Doch mit dem Bundesgerichtsurteil vom Dezember 2017, als der Elternbeitrag auf 80 Franken pro Woche beschränkt wurde, müssen sich viele Schulen neu organisieren. Auf wen sollen die Kosten umgewälzt werden? Mancherorts greifen die Schulen selber tiefer in die Taschen, an anderen Orten bezahlen die Eltern trotz politischer Vorgabe einen höheren Beitrag, vereinzelte Gemeinden führen gar keine Lager mehr durch, wie SRF kürzlich berichtete. Wie sieht das in Graubünden aus?

Budget in Chur erhöht

«Seit wir den Elternbeitrag für die Schneesportlager auf 80 Franken pro Woche kürzen mussten, übernimmt die Stadtschule Chur die restlichen Kosten selbst. Wir haben dazu eine Erhöhung dieses Budgetpostens beantragt», erklärt Fabio Cantoni, Mitglied der Geschäftsleitung der Stadtschule. Zu einer Reduktion der Anzahl Lager kam es nicht. Üblicherweise kommen die 5. oder 6. Klässler der Churer Primarschule in den Genuss eines Schneesportlagers, wie Cantoni ausführt.

Einen Teil der Kosten übernimmt dabei der Bund, genauer dessen Sportförderungsprogramm Jugend + Sport (J+S). «Wir sind bestrebt, dass unsere Lehrpersonen über eine J+S-Leiteranerkennung verfügen», sagt Cantoni. Auf diese Weise könnten die Schneesportlager über eine finanzielle Unterstützung durch J+S zählen. Die Sportfachstelle der Stadt Chur organisiert gemäss Cantoni in diesem Winter eigens einen dreitägigen J+S-Leiterkurs Skifahren für ihre Lehrpersonen, dies in Zusammenarbeit mit Graubünden Sport. «Mit diesem Kurs wollen wir vor allem auch die fachliche Kompetenz unserer Lehrpersonen erhöhen», sagt Cantoni. «Damit die Kinder auf dem Schnee in allen Belangen viel profitieren können.»

Viele Bündner Kindergärtler im Schnee

Auch bei Graubünden Sport, der Abteilung Sport vom Amt für Volksschule und Sport, ist nichts von Schwierigkeiten zur Durchführung von Schneesportlagern bekannt. Die Zahlen der über J+S angemeldeten Lager sei in den letzten Jahren leicht angestiegen, wie Abteilungsleiter Thierry Jeanneret erklärt. In Zahlen bedeutet dies: 2016/17 waren es 27 Lager, 2017/18: 33, 2018/19: 32, 2019/20: 36. Dabei würden die meisten dieser Lager auf Kindergartenstufe durchgeführt. Im aktuellen Winter sind es 28 von 36 Lagern, die als Kindergarten-Schneesportwoche ohne Übernachtung stattfinden.

Von der Begrenzung des Elternbeitrags auf 80 Franken pro Woche weiss Jeanneret. «Doch die Gemeinden gehen unterschiedlich damit um.» Manche würden von den Eltern trotzdem einen höheren Beitrag einfordern. Wer als Eltern diese Kosten nicht bezahlen könne, der könne darauf zählen, dass die Kinderbetreuung im Dorf während der Skiwoche dennoch gewährleistet werde. «Und teilweise gibt es Fonds, die in solchen Fällen den Familien unter die Arme greifen können», so Jeanneret.

J+S-Beiträge ab 2020 erhöht

Verfügen die Leiterpersonen der Lager über eine J+S-Anerkennung in einer Schneesportart, bezahlt der Bund pro Kind und Tag einen Beitrag. Seit Anfang dieses Jahres fällt diese Unterstützung grosszügiger aus, wie Jeanneret ausführt. «Waren es bislang bei einem Lager mit Übernachtung 7,60 Franken pro Kind pro Tag, so werden seit Januar 12 Franken ausbezahlt.» Dazu komme ein Kantonsbeitrag von 100 Franken pro Lagertag für eine Schulklasse.

Über diese Neuerung informiert Graubünden Sport die Bündner J+S-Leiter mit einem J+S-Newsletter. «Ob und welche Auswirkungen diese Beitragserhöhungen auf die Durchführung von Lagern haben werden, bleibt abzuwarten», so Jeanneret. Zahlen darüber, wie viele Schneesportlager die Bündner Schulen durchführen, sind ihm keine bekannt. «Es ist gut möglich, dass einige Schulen ihre Lager nicht über uns bzw. J+S anmelden, weil ihre Leiter und Lehrpersonen nicht über eine entsprechende Ausbildung verfügen.»

Zudem hätten die Bündner Schulen aber auch eine andere Ausgangslage in Bezug auf den Schneesport als die Unterländer: Die Pisten sind viel näher, oft trainieren Kinder in einem Skiclub. Möglich also, dass deswegen weniger Schulen ein Schneesportlager durchführen. «Doch kürzlich haben wir eine Rückmeldung von einem begeisterten Vater bekommen», freut sich Jeanneret. «Dank der Schneesportwoche habe seine Tochter Freude am Schnee bekommen und Spass auf der Piste gehabt – wo sie sich zuvor nur dagegen gesträubt habe.»

Simone Zwinggi ist Redaktorin bei Zeitung und Online. Nach einem Sportstudium wendete sie sich dem Journalismus zu. Sie ist hauptberuflich Mutter, arbeitet in einem Teilzeitpensum bei der «Südostschweiz» und hält Anekdoten aus ihrem Familienleben in regelmässigen Abständen im Blog Breistift fest. Mehr Infos

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