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Australien erhält Hilfe aus Graubünden

Täglich wird über die Extremsituation in Australien berichtet. Bilder und Videos zeigen, wie schlimm das Feuer wütet. Wir haben mit Marina Devonshire-Pedrett und ihrem Mann, Jordan Devonshire, gesprochen. Die Inhaber der Bündner Fitnessbox haben australische Wurzeln und befinden sich zurzeit in Byron Bay.

Anna
Panier
08.01.20 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit

Jetzt im Moment brennt es. Gestern hat es auch schon gebrannt und morgen wird es auch brennen. Das ist die Realität in Australien. Der Kontinent kämpft zwar seit Jahrzehnten immer wieder mit Buschfeuern und anderen Herausforderungen seitens der Natur, Experten bezeichnen jedoch die momentane Situation als beispiellos. Die Situation berührt weltweit. Es ist eine Tragödie, in der Menschen, Tiere, Natur und das endlose Feuer die Hauptdarsteller spielen.

Hilflos und frustriert

Seit ein paar Wochen sind Marina Devonshire-Pedrett und ihr Mann in Australien. Das Ehepaar, welches sonst in Fürstenau lebt, startet nun schon zum zweiten Mal über Facebook eine Spendenaktion für ihre zweite Heimat.

«Als wir anfangs Dezember angekommen sind, war die Luft ‹smokey› (Anm. der Redaktion: voller Rauch). Die Augen haben gebrannt und das Feuer konnte man riechen. Manchmal ist schon ein ungutes Gefühl aufgekommen.» Mittlerweile haben sich die Brände in Byron Bay beruhigt. In anderen Gebieten toben die Flammen immer noch. Die australische Brandsituation ist extrem und ungewiss.

Es gibt zwar Brände, die kontrolliert werden können, doch je nach Wetterzustand, verändert sich die Lage kurzerhand. Am stärksten betroffen ist das Gebiet südlich von Sydney. Immer wieder fordern die Behörden tausende Menschen auf, die Ortschaften in den Risikogebieten zu verlassen.

Viele Menschen haben ihr gesamtes Hab und Gut verloren.
Viele Menschen haben ihr gesamtes Hab und Gut verloren.
KEYSTONE-SDA.CH/JASON EDWARDS/POOL

Marina Devonshire-Pedrett erklärt, dass sich in den schwerbetroffenen Orten alle hilflos fühlen. Die Direktbetroffenen seien niedergeschlagen und müde - müde vom Kampf gegen das Feuer. «Wir haben Freunde, welche in einem besonders stark betroffenen Gebiet leben. Seit Wochen kämpfen sie um ihr Haus. Alle zwei Stunden müssen sie aufstehen und ihr Grundstück auf neue Feuer kontrollieren.»

Eine Lösung, welche die Problematik beenden würde, ist zurzeit nicht in Sicht. Auch die australische Regierung erfülle ihre Aufgabe nicht so, wie sie müsste. Viele Leute hinterfragen den Vorgang der Regierung. Manch einer macht sich Gedanken, wie es weiter geht. Zuletzt sorgte der Premierminister, Scott Morrison, bei den Australiern für Aufregung. Viele empfanden sein Auftreten als Eigenwerbung und der Situation entsprechend unpassend. Die Betroffenen fordern mehr Unterstützung beim Kampf gegen das Feuer und ein Umdenken in der Klimapolitik.

Not schweisst zusammen

Die Devonshires berichten von einer grossen Teilnahme und Unterstützung aus der australischen Bevölkerung. Man hilft sich gegenseitig überall, wo es nur möglich ist. So werde der Kühlschrank des Nachbarn am eigenen Notstrom angeschlossen oder das Haus für Menschen geöffnet, die in den Flammen alles verloren haben.

Die Helfer vor Ort seien grösstenteils Freiwillige. Weltweit wird zu Spenden aufgerufen. Viele bekannte Leute beteiligen sich daran und nutzen ihre Reichweite, um auf das Leid aufmerksam zu machen. Auch Marina und ihre Familie wollen nicht tatenlos zusehen. «Wir haben bereits aus der Schweiz dem Elend zugeschaut. Das hat im Herzen wehgetan.»

Feuerwehrleute kämpfen Tag und Nacht gegen das Feuer.
Feuerwehrleute kämpfen Tag und Nacht gegen das Feuer.
KEYSTONE-SDA.CH/KELLY BARNES

Zu diesem Zeitpunkt waren die Tiere die grössten Leidtragenden. Kurzerhand haben sich die Inhaber eines Fitnesscenters, in Sils im Domleschg, dazu entschieden, ein Charity-Work-Out anzubieten. Die erste grosse Spendenaktion entstand. «Wir waren überwältigt von dem ersten Spendenaufruf. Fast 3000 Franken kamen für die Notfallstation für Koalabären zusammen.» Aufgrund des grossen Interesses, schufen die beiden weitere Spendemöglichkeiten.

Das Paar hat sich anschliessend überlegt, wie es nochmals helfen kann. Es sei traurig, jetzt in Australien ein paar Kilometer von den Bränden entfernt zu sein und nicht mithelfen zu können. Darum haben sie aktuell zu einer zweiten Spendenaktion aufgerufen.

Das Geld geht an die Organisation von den freiwilligen Feuerwehrleuten (Fireservice NSW). Die Feuerwehrleute setzen täglich ihr Leben aufs Spiel, um anderen das Leben zu retten. Das Feedback zu der Spendenaktion auf Facebook sei gewaltig. So haben innerhalb von zwei Tagen bereits über 100 Menschen gespendet. Insgesamt beträgt der gesammelte Betrag aktuell 9385 Franken. 

Von Graubünden aus kann man am besten helfen, indem man eine Organisation unterstützt, welche vor Ort ist und mithilft. Nahrungsmittel oder auch Kleider zu spenden gestaltet sich aufgrund der Entfernung eher schwierig, wie Marina Devonshire-Pedrett abschliessend sagt.

Anna Panier arbeitet als Redaktorin bei Online/Zeitung. Sie absolvierte ein Praktikum in der Medienfamilie Südostschweiz und studiert aktuell Multimedia Production im Bachelor an der Fachhochschule Graubünden in Chur. Mehr Infos

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Es ist doch sehr seltsam. Kaum wird die Medienwelt aktiv um die Schlagzeilen zu füllen: Schon gibts ein Spendenkonto. Nichts gegen die Katastrophe. Das ist schlimm. Für Alle!
Aber hier in Chur/Graubünden gibts viel Schlimmeres: Arme Familien und Kinder!

Habe ich etwas falsch mitbekommen? : Glückskette will nicht sammeln, weil Australien keine Geldspenden brauche ?!Wieso wird hier gesammelt? Schöne Geste aber anscheinend nicht notwendig-

Von Ostaustralien möchte ich Ihnen für Ihre Hilfe herzlich danken! Das ist so gütig! Die Situation hier ist beispiellos - eine echte Katastrophe! Meine Stadt leidet jetzt keine Brände, aber wir sind nicht weit vom Brandgebiet entfernt. Wir bekommen täglich viel Rauch und man weiss nie was in den nächsten Wochen kommen wird. Ich bin seit lange eine Freundin der Schweiz und der Schweizer und besuche na und da eine Freundin in der Ostschweiz. Ich danke Ihnen, dass Sie unsere Leute im Fernsüden helfen wollen, und wünschen Ihnen alles Gute in 2020.

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